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Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)

Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)

Titel: Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Poolbillard ins Boot Scoot gefahren, um sich abzulenken, aber das war sonntags immer geschlossen. Und selbst das Butter Biscuit schloss seine Pforten, sobald der Ansturm gleich nach dem Gottesdienst nachließ.
    Seine Gedanken kehrten zu Boone und der verfahrenen Situation zurück, in die er sich manövriert hatte, als er seine Söhne gleich nach Corries Tod weggeschickt hatte. Er überlegte, was Angst mit manchen Leuten anstellen konnte, welchen Preis sie von ihnen forderte.
    Von den Sorgen seines Freundes, sich vielleicht nicht richtig um die Erziehung von zwei Jungs kümmern zu können, war es allerdings nicht weit bis zu den Dingen, vor denen Hutch sich fürchtete. Eines von diesen Dingen war die Angst vor einer festen Bindung. Wenn er heiratete, setzte er sein Herz unberechenbaren Risiken aus, und wenn die Ehe scheiterte, würde ihn die Scheidung eine Hälfte seiner Ranch kosten. Whisper Creek war ein Teil von ihm, und wenn ihm davon die Hälfte weggenommen würde, dann wäre das so, als würde ihm das halbe Herz aus der Brust gerissen.
    Die andere Sache, die ihm Angst machte, war der alte Wasserturm. Also beschloss er, hinzufahren. Er stellte den Wagen im hohen Gras ab, als sich die Dämmerung bereits über das Tal legte, und stieg aus. Als er zum Turm sah, hing die Leiter wie immer windschief an der Seite herunter, doch irgendetwas war anders.
    Dann entdeckte er Shea, Slades Stieftochter, die von hoch oben zu ihm herunterschaute. Ihr Gesicht war schneeweiß. Sie schien allein auf dem Turm zu sein, und als Hutch sich umsah, konnte er niemanden entdecken. Also hatte sie dieses Ritual ganz allein in Angriff genommen.
    „Hi, Hutch“, rief sie ihm mit zittriger Stimme zu.
    „Was zum Teufel machst du denn da oben, Shea?“, herrschte er sie an.
    „Ich … ich weiß nicht so recht“, erwiderte. „Du verrätst Dad und Joslyn doch nichts davon, okay?“
    „Ich kann dir gar nichts versprechen“, sagte er. „Und jetzt komm verdammt noch mal da runter!“
    Sheas Stimme zitterte noch stärker, und selbst auf diese Entfernung war ihm klar, dass sie weinte. „Ich … ich kann nicht. Ich hab‘s versucht, aber ich hab zu große Angst!“
    Hutch spürte, wie ihm selbst der Schweiß ausbrach und sich sein Magen verkrampfte. „Komm schon, Shea“, redete er in sanfterem Tonfall weiter. „Du bist da raufgekommen, dann kannst du auch wieder runterkommen.“
    „Das Raufklettern hat mir keine Angst gemacht“, antwortete sie. „Aber da runterzuklettern, das ist was ganz anderes!“
    Leise fluchend näherte sich Hutch der Leiter. Die Sprossen waren alt, ein paar von ihnen waren herausgebrochen, andere wurden nur noch von einem einzelnen rostigen Nagel gehalten.
    Er wusste, was er zu tun hatte, doch das bedeutete noch lange nicht, dass er es auch tun wollte . Den Blick hielt er stur geradeaus gerichtet, denn auch wenn er momentan mit beiden Beinen fest auf der Erde stand, würde er das Gefühl haben, auf einem lebensgefährlich wackelnden Drahtseil zu stehen, sobald er nur ein wenig nach links oder rechts sah.
    „Okay“, hörte er sich sagen, als ob er weit entfernt neben sich stand. „Halt durch. Ich komme rauf zu dir, und dann klettern wir zusammen runter.“
    „Ja, okay“, rief Shea ihm zu.
    Bei vernünftiger Betrachtung der Situation war es natürlich völliger Unsinn, was er da vorhatte. Shea wog vermutlich nicht mehr als gut fünfzig Kilo, während er rund neunzig Kilo auf die Waage brachte. Dass die Leiter sie beide würde tragen können, widersprach jeglicher Logik. Aber er hatte sich einmal in der gleichen Lage befunden, und er wusste, was es hieß, wenn man sich vor Angst nicht mehr rühren konnte. Er wusste, sie benötigte jemanden ganz in ihrer Nähe, jemanden, der für sie da war und mit ihr redete.
    So wie Slade Barlow es bei ihm gemacht hatte.
    Er kniff kurz die Augen zu, atmete tief durch und stieg die Leiter hoch. Sein Blick ging dabei stur nach oben und konzentrierte sich ganz auf Sheas Gesicht, da sie über das Geländer des schmalen Laufstegs gebeugt stand und ihn mit Tränen in den Augen ansah.
    „Ganz ruhig“, sagte er und meinte damit nicht nur Shea, sondern auch sich selbst. „Bleib ganz ruhig. Du hast bald wieder festen Boden unter den Füßen.“
    „Du wirst es meinem Dad sagen“, erwiderte sie besorgt.
    Ihre Bemerkung war so unpassend, dass Hutch unwillkürlich flüchtig lächeln musste. Seine Handflächen fühlten sich feucht an, wenn er die Holzleiter umfasste, aus der überall

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