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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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hat­te elen­dig­lich ver­sagt. Drei sei­ner Be­glei­ter wa­ren auf dem Mars ge­stor­ben. Es war ihm nicht ge­lun­gen, die so­wje­ti­sche Kon­ta­mi­na­ti­on zu ent­de­cken.
    Trotz­dem hat­te man ihn – Reynolds, den Ver­sa­ger – als den ei­gent­li­chen Hel­den be­ju­belt. Sims hat­te sei­ne vor­pro­gram­mier­te Auf­ga­be er­füllt und sonst nichts. Wäh­rend Reynolds iso­liert in Sào Pau­lo saß und Astro­no­mie stu­dier­te, fand er plötz­lich sei­nen Ruhm durch die Sims-Ex­pe­di­ti­on noch ver­grö­ßert. Oft, wenn er einen Raum be­trat, herrsch­te plötz­lich er­war­tungs­vol­les Schwei­gen; das mach­te ihn je­des­mal ner­vös. Er be­kam mehr sorg­fäl­tig for­mu­lier­te Ein­la­dun­gen als er auch nur be­ant­wor­ten konn­te. (Hat­te sei­ne Ab­ge­schie­den­heit dem Ruhm Nah­rung ge­ge­ben? Er wuß­te es nicht. Nach­träg­li­che Über­le­gun­gen leg­ten sich wie ein Film über die Ver­gan­gen­heit.)
    Und viel­leicht bin ich noch ein­mal ein Held, dach­te er, als er an die Me­tall­tür von Sims’ Bü­ro klopf­te. Viel­leicht las man in der Welt dort un­ten wie­der je­den Tag von ihm. Seit der Nacht vor sei­ner ers­ten Rei­se zu dem Schiff hat­te er kei­ne Nach­rich­ten mehr ge­hört. Ob man schon die gan­ze Ge­schich­te ver­öf­fent­licht hat­te? Er sah ei­gent­lich kei­nen Grund, wes­halb man sie zu­rück­hal­ten soll­te, aber das woll­te nichts hei­ßen. Die­se Leu­te ent­blö­ßten sich nie­mals frei­wil­lig in der Öf­fent­lich­keit. Trotz­dem wä­re es in­ter­essant, das zu er­fah­ren. Er wür­de Sims fra­gen. Sims wür­de es wis­sen.
    Die Tür öff­ne­te sich, und Reynolds trat ein. Sims war ein großer Mann, der sein schwar­zes Haar ganz kurz ge­schnit­ten trug. Die­se Fri­sur war seit drei­ßig oder vier­zig Jah­ren aus der Mo­de; Reynolds be­zwei­fel­te, daß es im gan­zen Uni­ver­sum noch einen Mann mit ei­nem sol­chen Haar­schnitt gab. Aber Sims konn­te er sich nicht an­ders vor­stel­len.
    „Stimmt ir­gend et­was nicht?“ frag­te Sims, und da­mit hat­te er gleich ins Schwar­ze ge­trof­fen. Er führ­te Reynolds zu ei­nem Ses­sel und ließ ihn Platz neh­men. Das Bü­ro war groß, aber kahl. Auf dem Schreib­tisch stand ein Orts­te­le­fon, da­ne­ben la­gen ein paar Ta­ges­be­rich­te. Sims war As­sis­tent der Ver­wal­tungs­lei­tung, was im­mer das sein moch­te. Reynolds war die Funk­ti­on die­ser Po­si­ti­on nie klar­ge­we­sen – falls sie über­haupt ei­ne hat­te. Aber ei­nes war klar: Sims wuß­te mehr über die in­ter­nen Vor­gän­ge auf der Mond­ba­sis als ir­gend je­mand sonst. Ein­schließ­lich des Di­rek­tors.
    „Es geht um Von­da“, sag­te Reynolds. Sims nann­te je­den beim Vor­na­men. Von­da war Von­da Kel­ly. Der Na­me hat­te einen selt­sa­men Ge­schmack für Reynolds. „Warum ißt sie nicht in der Ca­fe­te­ria?“
    Sims ant­wor­te­te, oh­ne zu zö­gern. „Weil sie Angst hat, ih­ren Schreib­tisch zu ver­las­sen.“
    „Es hat et­was mit den Ali­ens zu tun, nicht wahr?“
    „Al­ler­dings, aber ich dürf­te dir ei­gent­lich nicht sa­gen, was. Sie will nicht, daß du es weißt.“
    „Sag’s mir. Bit­te.“ Sei­ne Ver­zweif­lung ließ das Lä­cheln von Sims’ Lip­pen ver­schwin­den. Und bei­na­he hät­te er noch hin­zu­ge­fügt: um der al­ten Zei­ten wil­len. Er war froh, daß er sich be­herrscht hat­te.
    „Der Haupt­grund ist der Krieg“, sag­te Sims. „Wenn er an­fängt, will sie es gleich wis­sen.“
    „Wird er an­fan­gen?“
    Sims schüt­tel­te den Kopf. „Ich bin viel­leicht schlau, aber ich bin nicht der lie­be Gott. Ich neh­me an, al­les wird wie ge­wöhn­lich funk­tio­nie­ren, wenn nicht je­mand einen dum­men Feh­ler be­geht. Schlimms­ten­falls gibt es einen klei­nen, re­gio­na­len Krieg, der viel­leicht einen Mo­nat dau­ert. Aber wie weit kann man sich dar­auf ver­las­sen, daß Po­li­ti­ker sich in­tel­li­gent be­neh­men? Das geht ge­gen ih­re Na­tur.“
    „Aber was ist mit den Ali­ens?“
    „Nun, wie ge­sagt, das ge­hört mit da­zu.“ Sims steck­te sei­ne Pfei­fe in den Mund. Reynolds hat­te sie noch nie bren­nend ge­se­hen, hat­te noch nie ge­se­hen, daß er sie rauch­te, aber im­mer hing die Pfei­fe dort zwi­schen sei­nen

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