Der Bernstein-Mensch
Shuttle. Alles, um Corey zu beschäftigen, dachte Bradley. Und der Kasten bewegte sich geschickt allein, auch ohne die Hilfe von Maras mütterlichen Händen. Seine polierten Metallwände wirkten körnig und solide im Licht der Bogenlampen, solider als die buntglitzernden Menschen ringsumher. Eine Maschine unter ihren Artgenossen, in vieler Hinsicht nicht zu unterscheiden von dem Shuttle, den Triebwerken oder dem Gleitschiff selbst.
Etwas verfing sich in Bradleys Gefühl für die Dinge, und ein Runzeln flackerte kurz über seine faltige Stirn. Er sah, wie Corey sich gewandt um sich selber drehte, einen kurzen Seitwärtsschub auslöste und an die Unterseite des Shuttles glitt. Mara folgte ihm etwas unbeholfener. Die beiden schwebten unter den Metallstreben hin und her wie zwei phosphoreszierende Wirbellose in den Wogen eines Vakuumozeans. Aber einer von beiden war dort zu Hause, einer würde nicht den Blick von jemandem auf sich ziehen, der darauf trainiert war, nach Menschen zu suchen.
Bradley seufzte. Warum hatte er nicht schon vorher so klar gesehen? Es war stets das Unsichtbare, was einem den größten Schaden zufügte. Verwirrungen, Verzerrungen, Täuschungen, dachte er.
Er lehnte sich zurück und betrachtete aufmerksam den Bildschirm. Ohne es zu merken, ballte er die Faust. Er zuckte zusammen. Ein kalter, harter, blitzender Schmerz durchzuckte seine Hand. Er verebbte schnell, sickerte durch seine Finger und verglühte zu einem tauben Gefühl im Arm. Eine Knorpelentzündung. Der Aufschrei schmerzenden, verbrauchten Gewebes. Achselzuckend ging Bradley darüber hinweg und nahm sich vor, es den Orb-Ärzten zu sagen, falls sie danach fragten. Aber nur, falls sie fragten. Er hatte hier noch etwas zu tun; der Augenblick, auf den er sich vorbereitet hatte, stand kurz bevor. Er hatte keine Lust, sich zu diesem Zeitpunkt irgendeinem medizinischen Hokuspokus zu unterziehen.
Abwesend rieb er über die Krähenfüße, die aus seinen Augenwinkeln sprossen, und dachte dabei an Corey. Er wußte, daß er die Angewohnheit hatte, beim Nachdenken die Augenlider sinken zu lassen, so daß sein Gesicht sich in seine natürlichen Falten legte. Wenn er sich konzentrierte, erschien er anderen schläfrig, und das wiederum war mitunter nützlich. Wenn man den Eindruck eines alten Mannes vermittelte, der auf dem Höhepunkt einer Auseinandersetzung einnickte, brachte man die Opposition dazu, sich zu entspannen und sorglos zu werden. Diesen Trick beherrschte er schon seit Jahrzehnten, und er hatte noch nie versagt. Aber im Augenblick sah niemand zu, und instinktiv entspannte er sich und konzentrierte sich hart auf Corey und auf den Auftrag, der vor ihm lag.
Der Abstieg in die Atmosphäre war erforderlich. Das war seit einiger Zeit jedermann klar. Automatische Steuersysteme waren in den mit Überschallgeschwindigkeit dahinrasenden Winden des Jupitergürtels unbrauchbar. Funksteuerung vom Orb aus war unmöglich. Die Zeitverzögerung würde das Fahrzeug hoffnungslos schwerfällig werden lassen. Und Corey wollte gehen, er suchte das Opfer, anders als alle Menschen an Bord des Orb.
Und vielleicht war es das beste für den Metallmann, wenn er jetzt ginge, hinunter in die Tiefen des Gasozeans. Vielleicht ging er besser diesen Weg als den, dem er bisher gefolgt war.
Bradley würde ihn gehen lassen. Er würde kein Wort sagen.
Als er diese Entscheidung gefällt hatte, nahm er einen Schluck Kaffee. Er hatte einen seltsamen, silbrigen Geschmack, wie das Aroma, das seinen Mund erfüllte, wenn er kurz nach dem Zähneputzen Orangensaft trank. Eine ganze Weile saß er da und verband seine Beurteilung
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