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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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Shutt­le. Al­les, um Co­rey zu be­schäf­ti­gen, dach­te Br­ad­ley. Und der Kas­ten be­weg­te sich ge­schickt al­lein, auch oh­ne die Hil­fe von Ma­ras müt­ter­li­chen Hän­den. Sei­ne po­lier­ten Me­tall­wän­de wirk­ten kör­nig und so­li­de im Licht der Bo­gen­lam­pen, so­li­der als die bunt­glit­zern­den Men­schen rings­um­her. Ei­ne Ma­schi­ne un­ter ih­ren Art­ge­nos­sen, in vie­ler Hin­sicht nicht zu un­ter­schei­den von dem Shutt­le, den Trieb­wer­ken oder dem Gleit­schiff selbst.
    Et­was ver­fing sich in Br­ad­leys Ge­fühl für die Din­ge, und ein Run­zeln fla­cker­te kurz über sei­ne fal­ti­ge Stirn. Er sah, wie Co­rey sich ge­wandt um sich sel­ber dreh­te, einen kur­z­en Seit­wärts­schub aus­lös­te und an die Un­ter­sei­te des Shutt­les glitt. Ma­ra folg­te ihm et­was un­be­hol­fe­ner. Die bei­den schweb­ten un­ter den Me­tall­stre­ben hin und her wie zwei phos­pho­res­zie­ren­de Wir­bel­lo­se in den Wo­gen ei­nes Va­ku­u­m­ozeans. Aber ei­ner von bei­den war dort zu Hau­se, ei­ner wür­de nicht den Blick von je­man­dem auf sich zie­hen, der dar­auf trai­niert war, nach Men­schen zu su­chen.
    Br­ad­ley seufz­te. Warum hat­te er nicht schon vor­her so klar ge­se­hen? Es war stets das Un­sicht­ba­re, was ei­nem den größ­ten Scha­den zu­füg­te. Ver­wir­run­gen, Ver­zer­run­gen, Täu­schun­gen, dach­te er.
    Er lehn­te sich zu­rück und be­trach­te­te auf­merk­sam den Bild­schirm. Oh­ne es zu mer­ken, ball­te er die Faust. Er zuck­te zu­sam­men. Ein kal­ter, har­ter, blit­zen­der Schmerz durch­zuck­te sei­ne Hand. Er ver­ebb­te schnell, si­cker­te durch sei­ne Fin­ger und ver­glüh­te zu ei­nem tau­ben Ge­fühl im Arm. Ei­ne Knor­pel­ent­zün­dung. Der Auf­schrei schmer­zen­den, ver­brauch­ten Ge­we­bes. Ach­sel­zu­ckend ging Br­ad­ley dar­über hin­weg und nahm sich vor, es den Orb-Ärz­ten zu sa­gen, falls sie da­nach frag­ten. Aber nur, falls sie frag­ten. Er hat­te hier noch et­was zu tun; der Au­gen­blick, auf den er sich vor­be­rei­tet hat­te, stand kurz be­vor. Er hat­te kei­ne Lust, sich zu die­sem Zeit­punkt ir­gend­ei­nem me­di­zi­ni­schen Ho­kus­po­kus zu un­ter­zie­hen.
    Ab­we­send rieb er über die Krä­hen­fü­ße, die aus sei­nen Au­gen­win­keln spros­sen, und dach­te da­bei an Co­rey. Er wuß­te, daß er die An­ge­wohn­heit hat­te, beim Nach­den­ken die Au­gen­li­der sin­ken zu las­sen, so daß sein Ge­sicht sich in sei­ne na­tür­li­chen Fal­ten leg­te. Wenn er sich kon­zen­trier­te, er­schi­en er an­de­ren schläf­rig, und das wie­der­um war mit­un­ter nütz­lich. Wenn man den Ein­druck ei­nes al­ten Man­nes ver­mit­tel­te, der auf dem Hö­he­punkt ei­ner Aus­ein­an­der­set­zung ein­nick­te, brach­te man die Op­po­si­ti­on da­zu, sich zu ent­span­nen und sorg­los zu wer­den. Die­sen Trick be­herrsch­te er schon seit Jahr­zehn­ten, und er hat­te noch nie ver­sagt. Aber im Au­gen­blick sah nie­mand zu, und in­stink­tiv ent­spann­te er sich und kon­zen­trier­te sich hart auf Co­rey und auf den Auf­trag, der vor ihm lag.
    Der Ab­stieg in die At­mo­sphä­re war er­for­der­lich. Das war seit ei­ni­ger Zeit je­der­mann klar. Au­to­ma­ti­sche Steu­er­sys­te­me wa­ren in den mit Über­schall­ge­schwin­dig­keit da­hin­ra­sen­den Win­den des Ju­pi­ter­gür­tels un­brauch­bar. Funk­steue­rung vom Orb aus war un­mög­lich. Die Zeit­ver­zö­ge­rung wür­de das Fahr­zeug hoff­nungs­los schwer­fäl­lig wer­den las­sen. Und Co­rey woll­te ge­hen, er such­te das Op­fer, an­ders als al­le Men­schen an Bord des Orb.
    Und viel­leicht war es das bes­te für den Me­tall­mann, wenn er jetzt gin­ge, hin­un­ter in die Tie­fen des Ga­s­ozeans. Viel­leicht ging er bes­ser die­sen Weg als den, dem er bis­her ge­folgt war.
    Br­ad­ley wür­de ihn ge­hen las­sen. Er wür­de kein Wort sa­gen.
    Als er die­se Ent­schei­dung ge­fällt hat­te, nahm er einen Schluck Kaf­fee. Er hat­te einen selt­sa­men, silb­ri­gen Ge­schmack, wie das Aro­ma, das sei­nen Mund er­füll­te, wenn er kurz nach dem Zäh­ne­put­zen Oran­gen­saft trank. Ei­ne gan­ze Wei­le saß er da und ver­band sei­ne Be­ur­tei­lung

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