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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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wür­de man mich nicht nur feu­ern, son­dern auch lyn­chen. Du warst ein­mal drau­ßen – mit Kurt. Es hat nichts ge­bracht.“
    „Dies­mal will sie wei­ter“, sag­te Tsuba­ta.
    „Zum Ju­pi­ter“, sag­te Ma­ra. Sie hol­te tief Luft und ließ ih­re Wor­te dann in ei­nem Schwall ex­plo­die­ren. „Mit ei­nem Gleit­schiff in die At­mo­sphä­re.“
    Br­ad­ley schüt­tel­te ver­dat­tert den Kopf. Er sah Tsuba­ta an, nicht Ma­ra. „Jetzt ist ei­ner von euch bei­den ver­rückt ge­wor­den. Was könnt ihr denn da fin­den, was ei­ne un­be­mann­te Son­de nicht fin­den könn­te?“
    „Le­ben. In­tel­li­gen­tes Le­ben.“
    „Du wirst zu ei­nem Häuf­chen Asche ver­bren­nen, Ma­ra.“
    „Dann las­sen Sie mich ge­hen“, sag­te Tsuba­ta. „Ma­ra ist wich­tig. Es ist ei­ne Be­ein­träch­ti­gung für das Orb, wenn sie stirbt. Aber ich bin er­setz­bar. Mich kön­nen Sie aufs Spiel set­zen.“
    „Nicht für nichts.“ Br­ad­ley blieb un­er­schüt­tert auf sei­nem Stand­punkt. „Ma­ra hat kei­nem von uns er­klärt, wie­so es nö­tig ist, daß je­mand stirbt.“
    „Weil …“ be­gann Ma­ra.
    Ein Sum­men un­ter­brach sie. Ein Grol­len. Ein Sur­ren. Co­rey leuch­te­te plötz­lich vol­ler Le­ben. Sei­ne Stim­me kam schnur­rend. „Dann las­sen Sie mich ge­hen.“
    Br­ad­ley fuhr her­um. Ma­ras Herz be­gann zu flat­tern wie ein klei­ner Vo­gel, er­füllt von Miß­trau­en.
    „Sie kön­nen mich ge­hen las­sen“, fuhr Co­rey fort, „denn mein Le­ben be­deu­tet nie­man­dem et­was. Ich bin das Ding im Kas­ten, ein Mensch aus Me­tall. Wenn es mir nicht ge­lingt, wem dann?“
    „Mir“, sag­te Ma­ra.
    „Ir­gend je­man­dem“, sag­te Tsuba­ta.
    „Nein. Co­rey.“ Br­ad­ley nick­te mit plötz­li­cher Ent­schlos­sen­heit. „Er hat recht. Er muß es tun.“

5

    Br­ad­ley saß un­tä­tig da und ließ die Din­ge in ih­rem ei­ge­nen, schwe­re­lo­sen Rhyth­mus ge­sche­hen.
    Sein Schreib­tisch war leer (bei ei­nem gu­ten Com­pu­ter gibt es nur we­nig Schreib­ar­beit), und so leg­te er die Fü­ße hoch und ver­la­ger­te den leich­ten Druck sei­nes Ge­wich­tes auf das kno­ti­ge En­de sei­ner Wir­bel­säu­le. Schlecht für die Hal­tung, er­in­ner­te er sich. Mar­go Land­au (Bio­che­mi­ke­rin, achtund­sech­zig, und mit ei­nem be­son­de­ren Ta­lent, ihn so zu hal­ten, mit ge­spreiz­ten Bei­nen in der schwa­chen Gra­vi­ta­ti­on, wäh­rend er, be­bend vom Al­ter, sei­nen Hö­he­punkt er­reicht) wür­de ihn, sanft nör­gelnd, dar­auf hin­wei­sen. Aber mit ein­hun­dert­sie­ben­und­zwan­zig Jah­ren war er fast sein hal­b­es Le­ben lang alt ge­we­sen, wäh­rend sie ge­ra­de erst am An­fang des Al­ters stand; ei­gent­lich wa­ren die auf­ge­schramm­ten Knie ih­rer Kind­heit noch kaum ver­heilt. Mar­go war ge­nau das, was er brauch­te, um den Kon­takt zu den an­de­ren zu be­hal­ten. Er war ziem­lich si­cher, daß sie eben des­we­gen zur Be­sat­zung des Orb ge­hör­te. Al­les hier war kal­ku­liert. Das Zu­sam­men­sein mit ihr glich je­nen zu­fäl­li­gen Au­gen­bli­cken, da er ge­dan­ken­los Dau­men und Fin­ger­spit­zen zu­sam­men­preß­te; dann fühl­te er das ge­dämpf­te Po­chen sei­nes ei­ge­nen Pul­ses, den Herz­schlag, der al­le war­men Din­ge durch­wirk­te.
    Er streck­te die Hand aus und schal­te­te sei­nen Vi­deo­schirm ein. Bläu­lich ver­wisch­tes Licht wand und kräu­sel­te sich und er­starr­te dann ab­rupt zu ei­nem 3-D-Bild aus der Ach­se des Orb. Klei­ne Punk­te in Grün, Oran­ge, Rot und Gelb – Män­ner in ih­ren Raum­an­zü­gen – scho­ben lang­sam ein großes Be­schleu­ni­gungs­trieb­werk in sei­ne Hal­te­rung. Die Trieb­wer­ke bil­de­ten ein Fünf­eck rings um die spin­nen­ar­ti­gen Ver­stre­bun­gen von Co­reys Raum­fäh­re, der Au­ro­ra. Das schlan­ke Gleit­schiff ro­tier­te nicht, und so ba­de­ten die Stark­strom-Bo­gen­lam­pen es in stän­dig wie­der­keh­ren­den Mus­tern von grel­lem Licht und ge­fleck­ten Schat­ten.
    Mit dem Dau­men schal­te­te Br­ad­ley auf ei­ne stär­ke­re Ver­grö­ße­rung. Mit Hil­fe der Num­mer mach­te er Ma­ras An­zug aus­fin­dig. Ne­ben ihr schweb­te der schwer­fäl­li­ge Kas­ten Co­reys. Sie zeig­te ihm ihr

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