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Der Beschützer

Der Beschützer

Titel: Der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Graf
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sich dabei auch weiterhin an einer Strebe fest. »Verschwinden Sie von hier, Paris – bevor das Ding endgültig nachgibt.«
    »Ich beherzige Ihren Rat gern.« Es war nicht weit: Nur wenige Schritte trennten ihn von dem Indianer. Aber sie konnten fatal sein. »Sobald ich Sie in Sicherheit gebracht habe.« Ebenso einfach ist es, von einem schwimmenden Baumstamm zufallen.
    Paris schnitt eine Grimasse, als er sich dem Rest der Treppe näher. Du solltest dir bessere Metaphern einfallen lassen, alter Knabe.
    »Wenn Sie die Treppe betretenc « Chakotay versteifte sich, als Stufen und Streben erbebten. »Dann geben die letzten Verankerungen nach! Was für uns beide den Tod bedeutet!«
    Paris zuckte mit den Schultern. »Ja«, räumte er ein.
    V orsichtig schob er sich weiter und hörte, wie es lauter knirschte. »Andererseitsc Wenn ich Sie rette, so gehört mir Ihr Leben.« Er lächelte besonders selbstbewußt. »Da gibt es doch einen indianischen Brauch, nicht wahr?«
    Chakotay verzog das Gesicht, und in seinen Augen blitzte es kurz. »Sie haben sich im Stamm geirrt.«
    »Das glaube ich nicht.« Paris setzte auch den anderen Fuß auf die schwankende Treppe. Seine Entschlossenheit, Chakotay zu retten, ließ nicht etwa nach, sondern bestimmte das ganze Empfinden. Eine innere Stimme forderte ihn auf, sich zu beeilen, und er versuchte, ihren Klang mit vertrautem Sarkasmus zu übertönen. »Sicher würden Sie lieber sterben, als sich ausgerechnet von mir retten zu lassen.«
    Etwas knackte laut in der Wand, und die Treppe sackte abrupt nach unten. Mit einem jähen Ruck verharrte sie wieder, wie von einer unsichtbaren Hand aufgefangen. Paris versuchte, sich an der Wand festzuhalten, als er behutsam einen Fuß vor den anderen setzte.
    »Offenbar wollen Sie unbedingt ein Narr sein.« Chakotays heisere Stimme deutete auf Schmerz hin. »Na schön. Wenn ich schon sterben muß, habe ich wenigstens das Vergnügen, Sie in den Tod mitzunehmen.«
    Und wenn ich sterbec. dachte Paris, als er den Indianer erreichte. Dann weiß ich, daß ich wenigstens einmal etwas richtig gemacht habe. Er stützte sich so gut wie möglich an den zitternden Streben ab und zog Chakotay hoch. Der Maquisard gab einen schmerzerfüllten Schrei von sich, und Paris bedauerte, daß er nicht mehr Rücksicht nehmen konnte.
    Langsam drehte er sich, um nach oben zurückzukehren.
    »Haben Sie nicht die Möglichkeit, sich mit einem indianischen Trick in einen Vogel zu verwandeln und uns zur Oberfläche zu fliegen?«
    »Sie sind zu schwer.«
    Nun, fragen kostete nichts.
    Paris bemühte sich, nicht auf das wieder bedrohlich lauter werdende Knirschen zu achten und auch die unergründliche Finsternis zu ignorieren, die unmittelbar rechts von ihm begann und in eine bodenlose Tiefe hinabreichte. Er hob einfach nur den Fuß, setzte ihn auf eine andere Stelle der Treppe, stieg etwas höher und hob den Fuß erneut. Er gab sich der absurden Vorstellung hin, daß die letzten Verankerungen der Treppe hielten, wenn er sich nicht ruckartig bewegte, wenn er die Stufen gewissermaßen emporglitt. Die Wahrheit lautete: Er belastete das bereits sehr instabile Metallgerüst mit dem Gewicht von zwei Männern.
    Am Ende des wackelnden Treppensegments erwartete ihn eine Überraschung: Janeway beugte sich über den Felsrand, streckte die Hand aus und half ihm über die Lücke dort, wo mehrere Stufen fehlten.
    Paris spürte, wie Verlegenheit seine Wangen glühen ließ.
    Bestimmt ist sie sauer, dachte er und mied den Blick der Kommandantin. Es dürfte ihr kaum gefallen, daß ich um meines dummen Stolzes willen den Helden spiele.
    Schweigend nahm er Janeways Hilfe an und lag wenige Sekunden später auf dem Felsvorsprung. Tief in ihm verkrampfte sich etwas, als er hörte, wie die Treppe endgültig nachgab und krachend in der Finsternis verschwand.
    Während des ganzen Wegs bis zur Oberfläche blieb
    Janeways Hand an Paris’ Ellenbogen, und er glaubte, in ihrem Gesicht nicht nur Entschlossenheit zu erkennen, sondern auch Erleichterung. Aber vielleicht bildete er sich das nur ein.
    19
    Es existierte keine Entscheidungskomponente für den unangemessenen Aufenthalt zu vieler unverletzter Personen in der Krankenstation. Das holographische Medo-Interface hatte es mit 7837 verschiedenen Elaborationspfaden versucht und gelangte dabei immer wieder zum gleichen Ergebnis. Die primäre Funktionskontrolle bewertete diesen Umstand als eine nicht zu tolerierende programmtechnische Eventualität, woraufhin die

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