Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der bessere Mensch

Der bessere Mensch

Titel: Der bessere Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
Vom Netzwerk:
herumgejammert. Ich habe ihn beschimpft: Arschloch, Wichser … so was halt. Dann hat er sich auf den Rücken gedreht und ich bin ihm auf den Kehlkopf gestiegen, volle Wucht. Hat sich auch noch in die Hose geschissen, aber kurz darauf war er tot. Der Hass war dann gleich wieder weg, da war ich wieder total klar … ich habe in der Wohnung geschaut, ob irgendetwas Wertvolles da wäre, das ich brauchen könnte, aber der hat nichts gehabt …
    Dann die Vernehmung zum Mord an seinen Eltern.
    Das mit meinen Eltern war sicher falsch, weil die waren eigentlich ganz okay. Aber vielleicht hat mich gerade das damals genervt. Ich meine, die haben sich gesorgt und mir immer wieder Geld gegeben, meine Mutter vor allem, aber irgendwie … wie ich dann an dem Abend bei denen war, hat mich das ziemlich schnell angekotzt … ich konnte aber auch nicht weg … weiß auch nicht, warum. Da ist dann mein Vater in seinem Ledersessel gesessen und hat mich mit diesem Blick angesehen, als könnte er eh alles verstehen, Scheiße, hab ich mir gedacht, und dann: Du weißt noch gar nicht, dass ich dich gleich aufschlitzen werde, das ist mir plötzlich durch den Kopf gegangen und das hat mich selber überrascht, aber da habe ich schon gewusst, dass ich es tun werde, und das hat mir gefallen. Aber zuerst bin ich in die Küche, wo meine Mutter war, beim Abendessen Machen. Und ich setze mich an den Tisch und denke mir: Jetzt ist auch schon alles egal. Außerdem ist es besser, wenn ich sie vorher mache, dann kriegt sie das alles nicht mehr so mit. Weil meine Mutter habe ich schon lieber gemocht als meinen Vater, also gemocht, so irgendwie halt. Also nehme ich eine Weinflasche und schlage sie ihr volle Wucht auf den Kopf. Hat nur mehr kurz so Hrrrg … Hrrrg gemacht. Dann hab ich mir das Küchenmesser genommen und wollte ins Wohnzimmer, aber mein Vater ist da schon in der Tür gestanden und hat das alles gesehen. Da habe ich ihn abgestochen. Ziemlich oft, konnte gar nicht mehr aufhören … wie das so tief reingegangen ist. Ich bin dann auch auf Knochen gestoßen, die Wirbelsäule wahrscheinlich, und habe mir die Hand aufgeschnitten. Und wie ich mir dann im Bad die Wunde ausgewaschen habe, sehe ich mich im Spiegel und denke mir: Wow, das hast du jetzt wirklich gemacht. Und dann bin ich zurück in die Küche und habe mir das Ganze angesehen. Wie tief die Wunden waren und was da darunter war. Aber nur bei meinem Vater. Meine Mutter habe ich so gelassen. Ich habe ihr dann ein Geschirrtuch über den Kopf gelegt …

29.
    Benommen ging Schäfer in Richtung seiner Pension, spürte die ersten hundert Meter gar nicht, dass es zu regnen begonnen hatte. Ohne dass er die Dateien mit den Tatortbildern geöffnet hatte. Ohne dass er die Chronologie und genaueren Umstände von Kastors Verbrechen … wie ein Stroboskop hatte sein Gehirn die Bilder an sein Sehzentrum geschleudert, blitz, die Starterkabel um den Hals des Mädchens, blitz, die geöffnete Bauchdecke von Kastors Vater … sie waren immer in ihm gewesen, wohl nicht nur die Toten, die Kastor zu verantworten hatte … blitz, der verweste Schweizer vom Exelberg, blitz, die ertränkte Laura Rudenz in der Badewanne, alle waren sie da … blitz, die durchtrennten Kehlen, blitz, die verkohlten Schusswunden … alle waren sie noch da, blitz, das Kind auf vier Mülltonnen verteilt … und sie hatten ihn krank gemacht, oder? … Sie hatten ihn an den Rand des Selbstmords getrieben, die Opfer wie die Täter … aber warum hatte er denn diesen Beruf gewählt? … Und warum konnte er ihn nicht aufgeben? … Glaubte er etwa, dass er irgendwem damit etwas Gutes tat? … Oder dass es ihn stärker machte, wenn er noch einen und noch einen dieser Morde überlebte? … Nur mehr mit diesen Pillen funktionierte er noch … war das überhaupt noch er, zu dem sie ihn gemacht hatten … hatte er sich nicht längst schon einer fremden Kontrolle übergeben … ein besserer Mensch zu sein, haha, lieber Oberst, er hatte Lust, seine Waffe zu ziehen und das ganze Magazin auf diese verkommene Menschheit rund um ihn zu feuern … gebt mir eine Bombe, groß genug, um all die zu vernichten, die Böses im Schilde führen … gebt mir ein Maschinengewehr und ich strecke all die Väter nieder, die ihre Frauen und Töchter zu töten im Begriff sind … Herr, gib mir eine Lösung …
    Er kam an einem türkischen Callcenter vorbei, drückte die Tür auf, stolperte ins Geschäft, zog seine Waffe und zielte damit auf den Inhaber.
    „Wenn du deine

Weitere Kostenlose Bücher