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Der bessere Mensch

Der bessere Mensch

Titel: Der bessere Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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…“
    „In Anbetracht der dort wohnenden … der kulturellen …“
    „Warum sagen Sie nicht gleich, was Sie denken? Tschuschen? Kanaken? Mein Gott, Schäfer, wann sind Sie zum Faschisten geworden?“
    Kamp ließ sich in seinen Sessel fallen und begann, sich mit geschlossenen Augen die Schläfen zu massieren.
    „Ich nehme Ihnen den Fall weg … Bruckner übernimmt.“
    Ein Stoß ins Herz; Schäfer wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Er schaute dem Oberst in die Augen und wandte dann den Blick ab. Schließlich stand er auf, um das Büro zu verlassen. Als er an der Tür war, rief ihn Kamp zurück.
    „Setzen Sie sich wieder hin“, sagte der Oberst mit einem Seufzen, worauf Schäfer wie ein gestauchter Schuljunge zum Sessel schlich.
    „Sehen Sie … ich war selbst oft in der Situation, wo ich einen Täter oder auch nur einen Verdächtigen ohne Konsequenzen verletzen oder sogar töten hätte können … aus heutiger Sicht habe ich ein paar auch tatsächlich zu hart angefasst … wenn ein Kollege verletzt wird oder gar Kinder im Spiel sind … es gehört zum Schwierigsten, in solchen Situationen die Kontrolle zu bewahren … aber je öfter Sie sie verlieren, desto mehr verlieren Sie auch an Respekt … den Ihrer Mitmenschen und Ihren eigenen … geben Sie diesen Impulsen zu oft nach, und Sie sind auf der anderen Seite … Sie genießen natürlich eine Zeitlang den Schutz der Kollegen, werden vom Rechtssystem bevorzugt behandelt … aber irgendwann besteht der Unterschied nur mehr in der Dienstmarke … ich weiß nicht, wie oft ich Ihnen das schon gesagt habe: Mit Ihrer Dienstwaffe tragen Sie eine riesige Verantwortung … und im Augenblick sehe ich Sie an einem Punkt, wo ich Sie als Ihr Ausbildner nie haben wollte … auf so einen Mann kann ich nicht stolz sein, und um das geht es mir, Major … dass wir stolz auf uns sein können, weil wir unserer Aufgabe gerecht werden … Sie müssen besser sein als die anderen, dafür haben Sie sich entschieden, als Sie bei uns angefangen haben … also, was geht in Ihnen vor?“
    „Es ist so, wie Sie es gesagt haben … ich habe den Impulsen nachgegeben … ich habe das Mädchen gesehen, mit seinen glänzenden schwarzen Haaren, diese hübschen ausgeprägten Backenknochen, die so typisch für kurdische Frauen sind … er hat das Messer stecken lassen … das hat dieses Bild noch viel grausamer gemacht …“
    „Sie war nicht das erste tote Mädchen, das Sie gesehen haben …“
    „Ich weiß … aber ich habe es an mich herangelassen … ich habe es nicht filtern können … es hat mich getroffen wie schon lange nichts mehr …“
    „Gehen Sie noch zu Ihrem Therapeuten?“
    Schäfer nickte stumm.
    „Reden Sie mit ihm darüber … fressen Sie das nicht in sich hinein … das macht es nur noch schlimmer.“
    Bevor Schäfer in sein Büro ging, sperrte er sich für eine Viertelstunde in der Toilette ein. Zum Glück hatte Kamp ihn noch einmal zurückgeholt. Sonst … was sonst? Hätte er gekündigt? Wäre er zu Mugabe gelaufen und hätte sich über die ungerechte Behandlung beschwert? Nein … Kamp hatte recht … doch was sollte er mit seinem Therapeuten besprechen? Dass in seinem limbischen System die Weichen falsch gestellt waren? Schön zu wissen … aber was sollte er dagegen tun … er hatte schließlich keinen zweiten Polizisten im Kopf, der ihm sagte: Obacht, Schäfer, Dopamin und Serotonin im kritischen Bereich, Arbeit einstellen, nach Hause fahren und Baldriantee trinken. Das war ja kein Ausschlag, den er auf seiner Haut betrachten konnte … das war in ihm … das war er selbst.
    In der Morgenbesprechung war er unkonzentriert, er verlor die Zusammenhänge und vertraute schließlich darauf, dass seine Kollegen unter der Obhut von Bergmann alles richtig machen würden. Strasser hatte eine Verbindung von Schröck zu Born herstellen können; beide hatten sie Anteile an einer Beratungsfirma, die sich in erster Linie mit der Sanierung von Unternehmen befasste. Naheliegend, dass sie sich dabei auch einmal getroffen hatten, was Schröck bisher allerdings nicht erwähnt hatte.
    Als Kovacs wissen wollte, wie sie in dem Fall des ermordeten Mädchens weitermachen sollten, warfen sich Schäfer und Bergmann einen fragenden Blick zu. Gut, er wusste es also. Gar nicht würden sie weitermachen; sie müssten sich auf ihren Fall konzentrieren und Bruckners Gruppe hatte Kapazitäten frei.
    Auf dem Weg ins Büro schaute Schäfer bei Schreyer vorbei und lieh sich dessen

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