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Der Besucher - Roman

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Titel: Der Besucher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Waters
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Teppich sauber und leert seine Aschenbecher … Ich wünschte, er würde mal eine Zeit lang verreisen, sich Urlaub nehmen. Aber das hat er noch nie gewollt. Er will das Gut nicht verlassen. Und dabei ist es noch nicht einmal so, als würde es einen Unterschied machen, ob er nun hier ist oder nicht. Hundreds Hall ist dem Untergang geweiht, egal was er auch tut!« Sie ließ sich schwerfällig auf die Ottomane mit dem Fleck sinken und stützte das Kinn in die Hände. »Manchmal denke ich, er sollte lieber einfach den Dingen ihren Lauf lassen!«
    Sie sprach resigniert, aber sachlich, dabei sanken ihre Lider, bis die Augen fast geschlossen waren, und wieder dachte ich mir, wie eigenartig nackt ihre leicht geschwollenen Augenlider wirkten. Ich blickte sie beunruhigt an.
    »Das meinen Sie doch nicht ernst, Caroline. Sie könnten es doch bestimmt nicht ertragen, Hundreds zu verlieren.«
    Nun sprach sie beinahe leichthin: »Ach, schließlich musste ich mich von klein auf an den Gedanken gewöhnen, es eines Tages zu verlieren. Ich meine damit, es zu verlieren, wenn Rod erst einmal heiratet. Die neue Mrs. Ayres würde sich sicherlich keine altjüngferliche Schwägerin im Haus wünschen – und sicher auch keine Schwiegermutter. Das ist ja das eigentlich Groteske: Solange Roddie seine ganze Zeit auf den Erhalt des Besitzes verwendet, ist er viel zu erschöpft und abgelenkt, um sich eine Frau zu suchen – und womöglich auf dem besten Wege, sich umzubringen. Aber so lange können Mutter und ich hier wohnen bleiben. Doch mittlerweile ist Hundreds eine solche Belastung für uns, dass es kaum mehr erstrebenswert scheint, hier zu leben …«
    Ihre Stimme versiegte, und wir schwiegen, bis die Stille in diesem abgeschirmten, isolierten Raum bedrückend wurde. Ich betrachtete wieder die drei seltsamen Brandflecken: Sie erinnerten, wie mir plötzlich klar wurde, an die Verbrennungen in Rods Gesicht und an seinen Händen. Es war gerade so, als würde das Haus eigene Narben bilden, als Antwort auf Rods Traurigkeit und Unzufriedenheit – oder auf die Carolines oder ihrer Mutter –, ja, vielleicht als Reaktion auf den Kummer und die Enttäuschungen der ganzen Familie. Eine entsetzliche Vorstellung; nun begriff ich, was Caroline gemeint hatte, als sie sagte, dass die gebrandmarkten Wände und Möbel »gruselig« seien.
    Ich war wohl erschaudert. Caroline stand auf und sagte: »Tut mir leid, dass ich Ihnen das alles erzählt habe. Es sollte wirklich nicht Ihr Problem sein.«
    »Aber das ist es doch, irgendwie«, entgegnete ich.
    »Ja?«
    »Na ja, da ich doch in gewisser Weise Rods Arzt bin.«
    Sie lächelte ihr betrübtes Lächeln. »Ja, aber das sind Sie doch gar nicht wirklich, oder? Es ist genau, wie Sie neulich gesagt haben: Rod bezahlt Sie nicht für Ihre Besuche. Sie können es schönreden, wie Sie wollen, ich weiß, dass Sie ihn nur noch behandeln, um ihm einen Gefallen zu tun. Das ist sehr nett von Ihnen, doch Sie dürfen sich nicht noch weiter in unsere Probleme reinziehen lassen. Wissen Sie noch, was ich Ihnen über das Haus erzählt habe, als ich Sie herumgeführt habe? Es ist gierig. Es verschlingt unsere gesamte Zeit und Energie. Und Ihre wird es auch noch verschlingen, wenn Sie es zulassen.«
    Ich schwieg einen Moment. Vor meinem geistigen Auge tauchte ein Bild auf, aber nicht etwa von Hundreds Hall, sondern von meinem eigenen Zuhause mit seinen ordentlichen, schlichten Räumen ohne jedes Leben darin. Nicht lange, und ich würde wieder dorthin zurückkehren und mein Junggesellenmahl aus kaltem Braten, gekochten Kartoffeln und einer halben Flasche schalem Bier einnehmen.
    Ich sagte mit fester Stimme: »Ich helfen Ihnen gerne, Caroline. Ganz ehrlich.«
    »Meinen Sie das ernst?«
    »Ja. Ich habe zwar auch nicht mehr Ahnung als Sie von dem, was hier vorgeht. Aber ich würde Ihnen gern dabei helfen, es herauszufinden. Mit dem hungrigen Haus nehme ich es schon auf! Machen Sie sich da keine Sorgen: Ich bin ein ziemlich schwer verdaulicher Kerl!«
    Nun lächelte sie richtig und schloss noch einmal kurz die Augen. »Vielen Dank«, sagte sie.
    Danach hielten wir uns nicht länger in Rods Zimmer auf. Wir hatten Sorge, dass er zurückkehren und uns dort finden würde. Also gingen wir leise zurück in die Bibliothek, wo Caroline die Bücher aufräumte und die Fensterläden wieder schloss. Dann versuchten wir unsere düsteren Befürchtungen abzuschütteln und leisteten ihrer Mutter im kleinen Salon Gesellschaft.
     
    Auch während der

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