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Der Beutegaenger

Titel: Der Beutegaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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wahrscheinlich«, murmelte Fäth und klatschte ein letztes Mal auf seine sehnigen Schenkel. »Sollen wir dann?« Dietrichs nickte.
    Fäth rief nach Dinah, die ein Stück in den Wald hineingelaufen war, doch sie kümmerte sich nicht um ihn, sondern schnupperte an einer jungen Tanne. Dann verschwand sie in einer Senke. »Dinah!«, rief er wütend. »Komm sofort her!«
    »Das ist, weil du sie nie anleinst.«
    »Und warum, zum Teufel, sollte ich das tun?«, echauffierte sich Fäth. »Das Tier ist so harmlos wie ein Hase.«
    Ein plötzliches aufgeregtes Kläffen aus dem Unterholz ließ die beiden Männer aufhorchen.
    »Klingt fast, als hätte dein Hase ein Wild aufgestöbert«, bemerkte Dietrichs und unterdrückte mit Mühe ein Schmunzeln. »Na ja, wenn einen der Jagdtrieb packt . ..«
    »Blödsinn!« Helmut Fäth wischte die Bemerkung mit einer abfälligen Handbewegung beiseite und lauschte nach seiner Hündin. »Da stimmt was nicht«, befand er dann. »Sie klingtganz anders als sonst. Und normalerweise kommt sie sofort, wenn ich rufe.«
    Angesichts des letzten Satzes zog Hajo Dietrichs zweifelnd die Augenbrauen hoch, doch sein alter Freund hatte bereits den Weg eingeschlagen, der parallel zu jenem Waldstück verlief, in dem Dinah verschwunden war.
    Dietrichs beeilte sich, ihm zu folgen.
     
     
     
    »Ich habe Ihnen die Neue zugeteilt: Frau Heller.« Burkhard Hinnrichs’ Ledersessel knarrte, als er sich ein Stück vorbeugte. »Nehmen Sie sie unter Ihre Fittiche und sorgen Sie dafür, dass sie so schnell wie möglich mitkriegt, wie diese Abteilung tickt.«
    Verhoeven stand vor dem Schreibtisch seines Vorgesetzten und betrachtete die zahlreichen Urkunden an der Wand rechts von sich. Zu früh, dachte er. Zu roh. Zu taktlos. Grovius war noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden unter der Erde, ganz abgesehen davon, dass er sich der Aufgabe, mit der sein Vorgesetzter ihn soeben konfrontiert hatte, in keiner Weise gewachsen fühlte. Er war kein Macher und erst recht keiner, der gern den Leitwolf spielte. Er war ein Waisenkind von fünfunddreißig Jahren und hatte selbst noch eine ganze Menge zu lernen. Er war definitiv nicht der Richtige für diesen Job. Mitgehen, dachte er, ist etwas grundlegend anderes als Vorangehen.
    »Sechsundzwanzig, ledig und bis dato beim K 34«, fuhr Hinnrichs unterdessen mit der ihm eigenen Unbeirrbarkeit fort, wobei seine stahlblauen Augen kurz über dem Rand seiner Brille auftauchten, vielleicht, weil er sich vergewissern wollte, ob Verhoeven ihm auch wirklich zuhörte. »Sie istunerfahren, aber ehrgeizig«, setzte er hinzu, indem er den Aktendeckel öffnete, der vor ihm auf dem blank polierten Eichenholzschreibtisch lag. Das wuchtige Möbelstück, das aus Hinnrichs’ Privatbesitz stammte, vermittelte ebenso wie die restliche Einrichtung jedem Besucher sofort den Eindruck, dass der Eigentümer sich an seinem Arbeitsplatz für die Ewigkeit eingerichtet hatte und nur mit massiver Gewalt wieder von dort zu vertreiben sein würde. »Praktika in Frankfurt und Meckenheim. Abschluss mit Bestnoten in Psychologie und Kriminalistik. Ihre Probezeit ist . . .« Er blätterte eine andere Seite auf. »Die Probezeit ist letzten März abgelaufen.« Mit einer entschiedenen Bewegung schob er Winnie Hellers Personalakte ein Stück von sich weg und griff nach der Wasserflasche, die er hinter sich auf einem schwarzen Rollcontainer abgestellt hatte. Von der Decke seines Büros strahlte zu jeder Tages- und Nachtzeit eine schiere Unzahl nackter Neonröhren herab, deren Anordnung dem Vernehmen nach – ebenso wie der Rest der Einrichtung – das Werk eines exklusiven Architekten war, der zu Hinnrichs’ persönlichem Freundeskreis zählte. »Wenn es bei ihr hapert, dann in punkto Sozialverhalten.« Er schielte wieder nach der Akte. »Hat schon die Gruppendiskussion beim Auswahlverfahren komplett in den Sand gesetzt und später immer wieder Probleme bei mündlichen Prüfungen gehabt.« Er zuckte mit den Achseln. »Kurzum: Sie ist ein bisschen schwierig, aber das stört Sie ja nicht, oder?«
    Verhoeven sah ihn an. »Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich erst mal mit Bredeney . ..«
    »Das ist Grovius’ Idee gewesen«, fiel Hinnrichs ihm ins Wort, »nicht meine. Außerdem bin ich durchaus der Ansicht, dass Ihnen ein bisschen frischer Wind ganz guttäte.« Sein Zeigefinger schnellte vor wie der Kopf einer Schlange, die plötzlich zubeißt. »Ihnen ganz persönlich.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Sein Vorgesetzter antwortete

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