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Der Beutegaenger

Titel: Der Beutegaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Verbindung mit all den anderen Dingen zu bringen, die sie gern aß. Frikadellen zum Beispiel. »Aber Dominik hat sie trotzdem gegessen«, setzte sie ihren Bericht unbekümmert fort. »Und jetzt wird er krank.«
    »Er wird nicht krank«, widersprach Silvie Verhoeven ihrer Tochter lächelnd. Und an ihren Mann gewandt, fügte sie hinzu: »Dominiks Eltern sind in dieser Beziehung ein wenig radikal. Du weißt schon: Dinkelkekse ohne Zucker und Melasse aufs Brot und so was alles. Kein Wunder, dass ihr armes Söhnchen wie ein Besessener hinter allem her ist, was irgendwie unvernünftig aussieht.« Sie kicherte. »Ich sage dir, der kleine Fettsack würde einen Mord begehen für ein halbes Hähnchen mit Mayo.«
    Verhoeven blickte auf. »Darum geht es hier nicht.«
    »Ach nein?« Silvie trat kampfeslustig einen Schritt näher.
    »Dann klär mich doch bitte auf. Worum genau geht es hier?« »Es geht darum, dass unsere Tochter nicht richtig versorgt wird.«
    »Ach, du liebe Güte.« Sie verdrehte die Augen. »Das ist doch wohl nicht dein Ernst.«
    »Sie hat diese verdammte Soße nicht essen können«, rief Verhoeven so aufgebracht, dass Nina erschreckt zusammenzuckte.
    »Erzähl deinem Vater, was ihr nachmittags gemacht habt«, forderte Silvie ihre Tochter auf, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
    »Kekse.«
    »Und was noch?«
    Ninas Finger bearbeiteten den Farbwürfel in ihrer Hand. Es war mehr als offensichtlich, dass ihr die Situation nicht behagte. Vielleicht durchschaute sie, dass sie gegen ihren Vater ausgespielt werden sollte. »Nusskuchen«, sagte sie kleinlaut.
    »Den mit den extragroßen, unbehandelten Haselnüssen aus kontrolliertem Anbau«, ergänzte ihre Mutter. »Dominiks Eltern achten auf so was. Zufrieden?«
    »Nein.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil wir von einem anständigen Mittagessen sprechen.«
    »Herrgott noch mal!« Silvie Verhoeven fuhr sich entnervt durch die wie immer tadellos sitzenden Haare. »Es geht dir gar nicht um Nudelsoßen oder Kuchen oder die Sicherheit von Zäunen und Spielgeräten. Es geht dir nicht einmal um Nina.«
    »Sondern?«
    »Darum, dass ich wieder studieren will. Dass ich es wage, mir die Freiheit zu nehmen, etwas Eigenes aufzubauen.«
    Er stand auf, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein. »Deine Freiheit hat Grenzen«, sagte er in einem Tonfall, der ihn entfernt an Schmitz erinnerte. Das Letzte, was er wollte. »Du hast nämlich ein Kind.«
    »Oh ja, allerdings. Wir haben eine wundervolle Tochter, dieich ebenso sehr liebe wie du, falls du das noch nicht bemerkt haben solltest«, rief sie mit jener plötzlichen Leidenschaft, die er an ihr so sehr bewunderte wie die Lebendigkeit, die aus allem, was sie tat und sagte, hervorsprudelte, die unerschöpfliche Energie, mit der sie lebte und stritt. Er liebte sie für diese Energie und ihre Kraft und kam sich doch in ihrer Gegenwart oft blass und langweilig vor. »Aber weißt du, was dein Problem ist? Du wünschst dir eine Frau, die den lieben langen Tag zu Hause sitzt und Däumchen dreht und dabei immer unselbständiger wird, damit sie sich auch ja nicht traut, eines Tages aus der Tür zu gehen und nicht mehr zurückzukommen.« Sie nahm die Kleider, die sie über den Stuhl gehängt hatte, wieder auf. Erst jetzt sah er, dass auch sein Wintermantel darunter war. »Aber da spiele ich nicht mit. Ich werde wieder studieren, und es gibt nichts, absolut gar nichts, was mich davon abhalten kann, okay?« Sie drehte sich um und ging zur Tür. »Wirklich, Hendrik, ich habe nicht die leiseste Ahnung, was da nicht stimmt bei dir, aber ich lasse nicht zu, dass du Nina und mir damit das Leben zur Hölle machst.« Ihre Augen blitzten, als sie leise, aber überaus bestimmt hinzufügte: »Du wirst deine irrationalen Verlustängste irgendwie anders in den Griff kriegen müssen.«
     
     
     
    »Ich bin’s.«
    »Winifred?«
    »Was wollt ihr von mir?« Ihre Finger schlossen sich fester um den Hörer. Sie hatte beschlossen, diese leidige Angelegenheit zu klären. Keine Umschweife. Keine Zugeständnisse. Alles, was sie wollte, war eine Antwort. Wieder ruhig schlafen können. »Warum wolltest du mich sprechen?«
    Ihre Mutter schien zu überlegen, ob es Sinn machte, irgendwelche Fragen zu stellen. Wie geht es dir? Was machst du so? Bist du gesund? Aber instinktiv spürte sie wohl, dass sie keine Chance hatte. Noch immer nicht. Vielleicht auch nie mehr. Der Krieg, der zwischen ihnen tobte, dauerte nun schon sieben Jahre. Wahrscheinlich war das selbst für einen Menschen

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