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Der Bienenfresser

Der Bienenfresser

Titel: Der Bienenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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zeigte Gefühl für seinen toten Freund, geradlinig war er und mit ein paar Bierchen intus sogar ein guter Erzähler. Seine Wahrheitsliebe war nicht besonders ausgeprägt und Humor schien auch nicht seine Stärke zu sein, aber sonst…
    Ich wandte mich zur Tür, legte die Hand auf die Klinke, drehte mich noch einmal um und sagte: »War ein Scherz, mit den zwanzig Mark für ‘n Kasten Bier. Zehn Mille oder so, mal sehn, was sich machen lässt.«
    13.
    Die Sonne blinzelte durch die Wolken, ich drehte die Scheiben herunter und hielt einen Arm in den Fahrtwind. Wenn man einem Klienten eine gute Nachricht überbringen kann, fühlt man sich großartig. Das Geld für Kallmeyer, so würde ich es darstellen, war keine Bestechung, sondern eine Art Wiedergutmachung für Laflörs Eskapaden in der
    Nachbarschaft; zumal Laflör ja, wie ich erfahren hatte, durchaus von seinen Beziehungen zum Verein und zu den Frauen der Vereinsmitglieder profitiert hatte. Zehn oder zwanzig Mille schienen mir als Ausgleich angemessen.
    Ich parkte meinen Kombi vor dem Haus.
    Marie Laflör arbeitete im Garten. Als ich ausstieg, kam sie mir entgegen, in einem grünen Pulli, der zu ihren Augen passte. Weil an ihren Finger Erde klebte, streckte sie mir zur Begrüßung den Ellbogen entgegen: »Macht richtig Spaß, in der Erde zu wühlen, wenn nur die Sonne ein wenig scheint.
    Kaffee?«
    »Tee wäre mir lieber.«
    Wir gingen ins Haus. Ihr eigener Geruch und der nach Blumenerde bildeten eine betörende Mischung.
    Sie ging in die Küche, ich hörte Wasser laufen und Geschirr klappern. Als sie wiederkam, hatte Seifenduft den Geruch nach Erde verdrängt.
    Nach dem ersten Schluck Tee erzählte ich ihr von meinem Besuch bei Kallmeyer.
    »Wenn er seine Aussage, dass Ihr Mann gezielt geschossen hat, widerruft und alles auf einen Unfall hinausläuft, kann Ihr Mann schon bald wieder hier am Tisch sitzen. Und erst dann sollte, Kallmeyer das Geld kriegen. Sprechen Sie mit dem Kerl. Und danach wenden Sie sich an einen Rechtsanwalt, der nach den neuen Erkenntnissen die Aufhebung der Haft beantragen kann.« Ich stellte die Tasse ab. »Tja, ich glaube, was ich tun konnte, ist getan.«
    »Schön.«
    Ich hatte nicht erwartet, dass sie Purzelbäume schlagen würde, aber ein bisschen mehr Begeisterung wäre doch angebracht gewesen.
    »Wie soll ich’s sagen?«, fing sie umständlich an. »Ich hatte mich schon an die Situation gewöhnt, ich meine, allein mit meinem Sohn zu sein. Zum ersten Mal seit langer Zeit bin ich zum Nachdenken gekommen. Mit Rainer geht es immer recht hektisch zu, dauernd lädt er Leute ein, für die ich dann die Hausfrau spielen muss.«
    »Geschäftsfreunde?«
    »Nicht nur. Rainer ist seit einiger Zeit auch politisch tätig, erst nur auf kommunaler Ebene, zuletzt auch in der Landespolitik. Die Tauben und der Verein sind für ihn im gewissen Sinne Mittel zum Zweck. Es gibt hunderttausend und mehr Brieftauben im Revier, hat er mir mal gesagt, viele hundert Züchter, ein paar Dutzend Vereine.«
    »Verstehe, man macht auf Taubenvatter und hört, wie so die Stimmung unter den Wählern ist und was die Leute bewegt.
    Und nebenbei erfährt man vielleicht so dieses und jenes, was man dann auch geschäftlich nutzen kann.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Bei Immobilien etwa.«
    Sie sagte nichts, es ging mich ja eigentlich auch nichts an, auf welche Art und Weise Laflör sein Geld verdiente. Und so wechselte ich das Thema: »Ich glaube, ich konnte den Augenzeugen Kallmeyer davon überzeugen, dass Sie die Taube auf dem Gewehrlauf gesehen haben. Wie die Polizei Ihre Aussage als Aussage der Ehefrau bewerten wird, kann ich nicht einschätzen. Übrigens, Sie wissen, dass Sie nicht aussagen müssen, wenn Sie Ihren Mann dadurch belasten würden?«
    Sie nickte, rührte in ihrer Teetasse.
    »Aber wenn Sie aussagen, muss es der Wahrheit entsprechen, sonst kann man Sie belangen, wie jeden anderen Bürger auch.«
    Wieder nickte sie.
    »Also, danke für den Tee.« Ich erhob mich.
    »Ihre Arbeit ist demnach abgeschlossen«, sagte sie. War da ein Bedauern in ihrer Stimme? Sie strich sich mit dem Daumennagel über die Oberlippe. »Wenn mein Mann wieder zu Hause ist, mache ich für uns ein Festessen.«
    Sie gab mir die Hand. Womöglich bildete ich es mir nur ein, aber mir war, als ob ihre Finger, die von der Gartenarbeit etwas rau waren, meinen Händedruck eine Spur intensiver als nötig erwiderten.
    »Mit dem Haftprüfungstermin, das kann dauern«, sagte ich.
    »Da muss ein Richter

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