Der Bierzauberer
des Ordens. Die Säkularisation brachte dann auch hier 1807 das endgültige
Ende. Seit 1966 befindet sich das ›Römische Museum‹ in den Gemäuern des ehemaligen
Klosters.
Das Kloster St. Gallen machte
ebenfalls viel durch. Als Gründungsdatum steht die Zahl 719, sechs Jahre älter als
Weihenstephan. Das Kloster wurde am Grab des heiligen Gallus gegründet, daher der
Name. Es entwickelte sich unter brillanter Leitung zu einem bedeutenden geistigen
Zentrum des europäischen Abendlandes. Besonders im neunten und zehnten Jahrhundert
war St. Gallen ein Nabel der Welt. Legendär ist die Stiftsbibliothek mit Handschriften
aus diesen und späteren Zeiten, darunter 800 Schenkungsurkunden aus dem achten bis
zum zehnten Jahrhundert, 2000 Handschriften, mehr als 400 davon über 1000 Jahre
alt, und insgesamt über 150.000 Bücher.
Die Stiftsbibliothek
besitzt eine der wichtigsten Sammlungen irisch-keltischer Handschriften. Das Lateinisch-Deutsche
Wörterbuch aus dem Jahr 790 ist das älteste deutsche Buch überhaupt.
Die Brauerei
hatte im zehnten Jahrhundert die sagenhafte Kapazität von zehn bis zwölf Hektolitern
am Tag, mit denen rund 300 ständige Bewohner sowie Pilger und Durchreisende verköstigt
wurden.
St. Gallen
wurde wie Weihenstephan Opfer der Ungarn, und zwar 926, im Jahr 937 gab es ein verheerendes
Feuer. Doch das Kloster erholte sich und konnte ab dem elften Jahrhundert wieder
an seine Glanzzeiten anknüpfen.
Im 13.
und 14. Jahrhundert war die Existenz des Klosters durch habsburgische Politik mehrmals
bedroht.
1529,
während der Reformationszeit, stürmten die Bürger das Kloster, die Mönche flohen.
Am achten Mai 1805 erfolgte die Aufhebung des Klosters. Die Stiftsbibliothek und
der Stiftsbezirk St. Gallen wurden 1983 in die UNESCO-Weltkulturerbeliste aufgenommen.
Die drei beteiligten klösterlichen
Orden haben sehr unterschiedliche Historien:
Die Benediktiner
galten gemeinhin, seit der Spätantike, als grundlegender Orden des Christentums.
Sie gehen zurück auf Benedikt von Nursia (480 bis 547), der 529 im Kloster bei Montecassino
die Benediktsregel verfasste. Wesentliche Haltungen, die die Regel von den Mönchen
verlangte, waren Gehorsam, Schweigsamkeit, Beständigkeit und Demut. Bezeichnend
sind zwei Grundsätze des Ordens: ›Ora et labora – bete und arbeite‹ und ›Stabilitas
Loci‹ – die Bindung des einzelnen Ordensmitgliedes an das jeweilige Kloster, in
welchem die Gelübde abgelegt wurden. Der Einfluss der Benediktinermönche erstreckte
sich nicht nur auf die Christianisierung Europas, sondern auch auf die Kultur (Obstbau,
Weinbau, Schulen, Bücher). Es ist weitgehend den Benediktinern zu verdanken, dass
das kulturelle Erbe der Antike in Westeuropa erhalten blieb. Benediktinerklöster
wurden im Mittelalter stark in die Verwaltung integriert, da Mönche lesen und schreiben
konnten, was zu dieser Zeit außer Klerikern kaum jemand konnte. Äbte lebten wie
Fürsten und verloren ihre eigentliche Rolle als geistliche Führer ihrer Gemeinschaft.
Abteien verloren ihre Selbstständigkeit und unterstanden dem König oder regionalen
Fürsten. Die Gründung der Abtei Cluny 910 wurde zum Beginn einer Klosterreform,
die diesen Missstand beenden wollte. In der Gründungsurkunde wurde der Abtei freie
Abtwahl und Unabhängigkeit vom Bischof und weltlichen Herrschern garantiert. Die
Lebensweise der Mönche von Cluny erregte in der Folge Kritik. Das in der Benediktsregel
vorgesehene Gleichgewicht von Gebet und Arbeit wurde zugunsten des Gebets aufgeweicht.
Der Benediktinermönch
Robert von Molesme gründete eine Reformabtei in Molesme, in der die Mönche getreu
nach der Benediktsregel lebten und ihren Unterhalt durch Arbeit statt durch Messstipendien
und Stiftungen verdienen sollten. Dieser Versuch scheiterte. Ein zweiter Versuch
glückte. In Cîteaux baute Robert ein Reformkloster auf, das er als Abt leitete und
das unter seinen Nachfolgern Alberich von Cîteaux und Stephan Harding zum Mutterkloster
des Zisterzienserordens wurde.
Bis ins
Hochmittelalter waren die Benediktiner der bedeutendste Orden, verloren diese Stellung
dann sukzessive an die Zisterzienser.
Durch
die Säkularisierung wurden in Deutschland ab 1803 fast alle Benediktinerklöster
aufgelöst. Heute gibt es in Deutschland 34 Männer- und 27 Frauenklöster, die sich
vorwiegend mit Erziehung, Mission und Jugendarbeit beschäftigen.
Die Zisterzienser, die in
Cîteaux ihre Anfänge sehen, wurden 1119 durch ihre Verfassung
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