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Der Bierzauberer

Der Bierzauberer

Titel: Der Bierzauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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Zeichen braucht, hat etwas
zu verbergen! Hüte dich, Niklas, in Zukunft zu offen von den ›Reinen Brauern‹ zu
sprechen! Und etwas mehr Gottesfurcht stünde dir gut an! Sonst wird es kein gutes
Ende mit dir nehmen!«
    So sprach
er, stand auf und ging grußlos in seine Kammer.
    Sogar
am nächsten Morgen zeigte er sich nicht, als Niklas in der Frühe das Kloster verließ,
um seine Reise fortzusetzen.
    Er war
bedrückt, weil er wohl einen Freund verloren hatte, ohne dass er es gewollt hatte.
    Und er
hatte sich wahrscheinlich einen Feind geschaffen.

14
     
    Er grübelte den ganzen Tag lang über das nach,
was am Vorabend geschehen war. Konnte ein Mensch sich wirklich so verändern? Und
konnte Bernard ihm irgendetwas anhaben? Zur ersten Frage fand er keine Antwort,
die zweite verneinte er. Daher versuchte er bald, auf andere, fröhlichere Gedanken
zu kommen.
    Nach ein
paar Tagen erreichte Niklas die Stadt Ravensburg. Dort übernachtete er in einem
Gasthaus, weil er nicht wusste, dass ein Kloster in der Nähe war.
    Abends
leistete er sich zum ersten Mal ein richtiges Abendessen, mit Graupensuppe und kaltem
Huhn, etwas Kalbfleisch, Essig, Gurken und Obst. Dazu zwei große Krüge dunkles,
süßes Bier, für seinen Geschmack viel zu süß, aber gleichzeitig mit einem schlechten
Sauergeruch. Am Nebentisch hörte er zwei andere Gäste über eine neue Erfindung,
eine sogenannte ›Papiermühle‹, reden.
    »Teufelswerk«,
sagte der eine. »Unfug«, meinte der andere, »sogar wir Christenmenschen können von
den Heiden bisweilen etwas lernen.« Nachdem sie einige Krüge Bier vertilgt hatten,
waren die beiden bereit, sich über diese Frage die Schädel einzuschlagen.
    Dann wurden
sie abgelenkt durch eine fette, grell bemalte Hure, die durch die Reihen der Gäste
ging und ihre Dienste anbot. Auch Niklas starrte sie an, hatte er doch weder in
der Provinz Hahnfurts noch in den Klöstern Urbrach und Weihenstephan Gelegenheit
gehabt, diese Art Frauen zu sehen. Als die Frau zu ihm kam, zuckte er zusammen.
    Trotz
seiner 22 Jahre war er niemals einer Frau nahe gewesen. Obwohl diese hier alles
andere als hübsch war, empfand er eine gewisse Faszination für die aufgetakelte,
nicht mehr ganz junge Dirne.
    Sie machte
ordinäre Witze. Dabei lachte sie schrill und mit ihr die ganze Gaststube. Niklas
errötete, sagte aber nichts. Er fühlte sich unsicher und so schob er sie weg, um
seinen Mangel an Interesse zu zeigen.
    Die Hure
war nicht einmal beleidigt, sondern ging gleich zum nächsten möglichen Freier. Nach
dieser kurzen Ablenkung sah er die beiden Gäste immer noch über die Mühle diskutieren.
    Seine
Neugier war auf jeden Fall geweckt. Er wollte sehen, was der Unterschied war zwischen
der Getreidemühle aus Urbrach und der neuen Mühle. Am nächsten Tag erfragte er sich
den Weg zur Papiermühle.
    Dem Müller
stellte er sich als Mönch vor, der auf dem Weg zum Kloster St. Gallen war. Der Mann,
der sich Heinrich der Molinarius nannte, war zuerst sehr misstrauisch.
    »Die Klöster
reißen alles Wissen an sich, stehen trotzdem dem Fortschritt im Wege. In dem Moment,
wo sie wüssten, was ich weiß, würden sie es auch machen. Und meist machen sie es
besser, geben ihr Wissen jedoch nicht weiter.«
    Niklas
konnte ihn beruhigen und überzeugen, dass er nichts dergleichen vorhatte.
    »Ich bin
ein Praxator und kenne ebenfalls Dinge, die nicht jedermann wissen muss. Die erzähle
ich nur Menschen, denen ich vertraue. Ich kann ein Geheimnis bewahren und nichts
liegt mir ferner, als Papier zu fabrizieren.«
    Schließlich
taute Heinrich auf und erzählte Niklas über die Kunst des Papiermachens:
    »Wir haben
diese neue Kunst bei den Sarazenen gesehen. Im Orient hat dieses neue Papier das
Pergament schon völlig verdrängt. Seit etwa 100 Jahren kann man es in Italien kaufen.
    Die ersten
Mühlen wurden in Italien gebaut. Ein paar kluge Kaufleute haben den Arabern das
Geheimnis abgekauft.
    Ich rettete
einem von ihnen das Leben, als er von Räubern überfallen wurde und schwer verletzt
in meinem Haus unterkam. Zum Dank zeigte er mir die neue Maschine. Zuerst wollte
ich meine alte Getreidemühle umbauen. Wir konnten von der Arbeit mit dieser Mühle
leben, aber die Leute mochten uns nicht. Seit der Herzog seine Unfreien zwang, ihr
Getreide zu mir zu bringen, damit er genau wusste, wie viel gemahlen wurde, besuchte
uns niemand mehr freiwillig.
    Jetzt
habe ich die neue Mühle neben der alten gebaut und nichts ist mehr wie früher. Kaufleute
aus allen

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