Der Bierzauberer
im selben Moment das Gleiche und lachten beide los: »Das Bier
war wohl so schlecht, dass die Mönche sofort beschlossen, ihr eigenes Bier zu brauen.«
Während David und Dieto ihn
herumführten, konnte Niklas immer wieder die Übereinstimmung zwischen den Zeichnungen
und den tatsächlichen Räumen bewundern.
»Hier
ist unsere Tenne«, erklärte David.
»Wie du
siehst, ist der Raum in Form eines Kreuzes angelegt. Das soll uns versichern, dass
der Segen des Heilands auf diesem Dreschraum ruht.«
Besonders
interessant war die Darre, auf der das gekeimte Korn getrocknet wurde. Sie war so
groß, dass ein Mann im Stehen in diesem riesigen Ofen die Wände bei Bedarf mit Lehm
ausschmieren konnte. Eine Hürde aus Weidenflechten lief um den Ofen herum. Der Ofen
hatte in der Decke einen kleinen Kamin mit einem Rauchloch, und darüber sammelte
ein Rauchfang den Rauch und leitete ihn ins Freie.
»Die Darre
reicht aus für mehr als 100 Malter Hafer«, sagte David nicht ohne Stolz.
»Damit
werden jeden Tag 2000 bis 2500 Krüge Bier hergestellt. Für uns, die Pilger und unsere
anderen Besucher.«
Niklas
hatte noch niemals jemanden mit Hafer brauen sehen. Als er dann aber zum ersten
Mal beim Brauen dabei sein durfte, bemerkte er, dass die Rohstoffe tatsächlich anders
waren. Neben Weizen und Gerste, die sowohl in seiner Heimat als auch in Urbrach
und in Weihenstephan verwendet wurden, kam hier wirklich in großen Mengen Hafer
zum Einsatz.
So erklärte
er sich die Unterschiede im Geschmack, nachdem er das Bier dann endlich verkostet
hatte.
»Das Bier
mit viel Hafer drin heißt Cervisa«, führte Dieto aus.
»Das ist
unser tägliches Getränk. Damit wir nicht faul und genügsam werden, nehmen wir das
schlechtere Bier aus Hafer zu uns. Das bessere Bier, welches aus Gerste und Weizen
hergestellt wird, nennen wir Celia. Das ist stärker und leider nur für unsere Gäste
vorgesehen.«
David
psalmodierte: »Fortis ab invicta cruce celia sit benedicta! – Gesegnet seist du,
edles Starkbier, vom unbesiegten Kreuze!«
»Manchmal
schmeckt uns unser eigenes Cervisa nicht so gut«, fügte er ergänzend hinzu. »Dann
geben wir Honig hinzu.«
Beide
schmatzten laut und sagten gleichzeitig: »Cervisa mellita ist etwas ganz besonders
Leckeres.«
Im Brauhaus stockte Niklas
zuerst der Atem, als er seine ureigenste Erfindung, ein Kühlschiff, sah. Allerdings
bestand es nur aus einem ausgehöhlten Baumstamm.
David
sah sein Erstaunen und erläuterte:
»Wir haben
davon gehört, dass man die Würze in einem flachen Gefäß schneller zur Gärung bringen
kann und dass es Klöster gibt, die dies bereits erfolgreich anwenden. Unser Zimmermann
hatte nur bisher keine Zeit, um uns so ein Gefäß herzustellen. Daher behelfen wir
uns mit Backtrögen aus der Bäckerei. Die tuns auch.«
Für die
beiden größten Probleme, an denen er in Urbrach wie auch in Weihenstephan vergeblich
gearbeitet hatte, sah er hier die Lösung.
Zum einen
hatte zumindest das große Brauhaus ein zusätzliches Gefäß. Dieses stand unter den
Maischbottichen und war mit gepresstem Stroh ausgelegt.
Ohne Erklärung
von David erkannte Niklas es als ›Abseihbottich‹, wie er es für sich nannte. Er
ärgerte sich, nicht von sich aus auf diese Idee gekommen zu sein, und nahm sich
vor, möglichst viel damit zu arbeiten, um nach weiteren Verbesserungen zu suchen.
Außerdem hatte es der hiesige
Schmied irgendwie geschafft, den größten eisernen Kessel zu schmieden, den Niklas
je gesehen hatte. Damit konnte dann sowohl die Maische als auch die Würze richtig
gekocht werden. Alle umständlichen Schritte wie das Zubrühen mit kochend heißem
Wasser oder das Hineinwerfen von glühend heißen Steinen waren nicht mehr notwendig.
Weiterhin
gab es getrennte Bottiche für die Gärung. In allen vorherigen Brauereien wurde das
Bier in den gleichen Bottichen vergoren, in denen es gebraut wurde.
»Es wird
wohl keine schönere Brauerei geben als diese hier«, sagte er sich und war froh,
die Entscheidung getroffen zu haben, nach St. Gallen zu gehen.
Mit Dieto
und David verstand Niklas sich bestens und er wurde eingeteilt, im ersten Jahr alle
vier Monate in einem anderen Brauhaus zu arbeiten, bis er alle drei Brauhäuser kannte.
Er begann
bei Dieto und lernte, mit dem Eisenkessel umzugehen. Dieses Brauhaus besaß leider
keinen Abseihbottich, und trotz aller Freude an der Arbeit konnte Niklas kaum erwarten,
bis die vier Monate vorbei waren und er im großen Brauhaus arbeiten
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