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Der Bierzauberer

Der Bierzauberer

Titel: Der Bierzauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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Briefe erfahren, was Niklas allerdings nur dem Verwandten seiner
Frau in Bitburg, dem Kerzenmacher Valentin Lichter, erzählt hatte. Dieser jedoch
hatte es im Rahmen der Heldengeschichte des Feuer-mit-Bier-Löschens arglos weitergegeben,
und so war die Kunde schließlich zu de Foro gekommen, der eines Tages überraschend
Besuch von Bernard von Dauerling bekommen hatte.
    Bernard
war bereits einige Jahre zuvor aus dem Dominikanerorden entlassen worden, unter
anderem aufgrund seines ungezügelten Fanatismus, der bisweilen an Irrsinn grenzte.
Er war fortgegangen, bevor er exkommuniziert oder sogar selbst peinlich verhört
werden konnte. Seitdem lebte er unstet, als wäre er auf der Flucht, und suchte abwechselnd
die Städte heim, in denen Niklas gelebt und gearbeitet hatte. Und immer fand er
Menschen, die ihm arglos Neuigkeiten über seinen ärgsten Feind und andere ›Reine
Brauer‹ erzählten. Das hielt seine Jagdlust aufrecht und seinen Hass am Kochen.
    Er hatte
in Regensburg bereits die beiden Brauer Schnaitter und Welser denunziert, jedoch
ohne Erfolg. Sogar Albert in Weihenstephan war zeitweise sein Ziel gewesen. Überall
hatte man ihm aber die Tür gewiesen.
    Da ihm
der Weg nach Urbrach verwehrt war, konzentrierten sich seine hasserfüllten Anstrengungen
nun einzig und allein auf Niklas, der für ihn der Rädelsführer der ›Reinen Brauer‹
war.
    Er glaubte
fest daran, dass die ›Reinen Brauer‹ nicht nur hinter den Morden von St. Gallen
steckten, sondern auch anderswo ähnliche Untaten verübt hatten.
    Es konnte
nur eine Frage der Zeit sein, bis sich die beiden in Köln über den Weg laufen würden.

16
     
    Eine Eigenschaft der Kölner schätzte Niklas sehr:
Sie hielten sich im Alltag in der Regel aus der hohen Politik heraus. Eine Ausnahme,
weil es ein wirkliches Ärgernis darstellte, war der sogenannte Limburger Erbfolgestreit.
Es war ein politischer Konflikt, der schon seit einigen Jahren schwelte und permanent
für Unruhe sorgte. Herzog Walram IV. von Limburg war im Jahre 1280 ohne männlichen
Nachkommen gestorben, drei Jahre später seine Tochter Irmgard von Limburg ebenso,
die das Lehen ein Jahr zuvor von König Rudolf übergeben bekommen hatte. Seither
balgten sich der Erzbischof von Köln sowie die Herrscher von Geldern, Luxemburg
und Brabant um die Führungsnachfolge des reichen Limburger Landes, mit dessen Herrschaft
auch der Titel des Herzogs von Niederlothringen verbunden war.
    Irmgards
Witwer, Rainald von Geldern, sowie der Graf Adolf V. von Berg als naher Verwandter
Walrams IV. von Limburg erhoben Ansprüche auf das Territorium.
    Doch Adolf
von Berg verkaufte seine Ansprüche noch 1283 an einen der damals mächtigsten Fürsten
im Nordwesten des Römisch-Deutschen Kaiserreichs, an den brabantischen Herzog Johann
I.
    Der Kölner
Erzbischof in dieser Zeit war Siegfried von Westerburg.
    Siegfried
war am 16. März 1275 in Lyon zum Erzbischof von Köln geweiht worden. Die Stadt Köln
befand sich seit 1268 unter dem Kirchenbann und war daher als Ort einer Weihe denkbar
ungeeignet.
    1275 hob
er als neuer Erzbischof die Bannsprüche gegen Köln auf und unterzeichnete einen
Freundschaftsvertrag mit der Stadt.
    Die Ambitionen
des Brabanter Herzogs Johann veranlassten Siegfried von Westerburg, den mächtigsten
Kirchenfürsten des Reiches, um 1283 für die Seite des Grafen von Geldern Partei
zu ergreifen, da Köln einen allzu großen Machtzuwachs Brabants fürchtete. Dies war
ein verhängnisvoller Fehler. Denn nicht nur von Geldern verkaufte seine Erbansprüche
1288 an Luxemburg als Verbündeten von Köln. Auch Siegfried von Westerburg verkaufte
seinen Anspruch im Mai 1288 an Heinrich von Luxemburg. Doch der hatte seinen Anspruch
eigentlich schon zu Gunsten Reinalds aufgegeben!
    Inmitten
dieses politischen Chaos war es schwer, zwischen Gut und Böse, Freund und Feind
zu unterscheiden.
    1287 war
ein weiterer, wiewohl erfolgloser Versuch einer friedlichen Einigung unternommen
worden. Im Juli 1287 befreite Siegfried die Stadt Köln nach einem Treueid der Bürger
auf ihn von den Zöllen zur Finanzierung seiner Kriegskosten im diesem Streit.
    Schließlich
aber eskalierte die Situation, und es sollte zur Schlacht kommen.
    Die Bürger
von Köln packten die Gelegenheit beim Schopf, sich gegen ihren Stadtherren, den
Erzbischof von Köln, aufzulehnen. Sie traten auf der Seite Brabants in die Schlacht
ein.
    Die Kölner
Bürger mit Gerhard Overstolz an der Spitze und einer Abteilung Bergischer Soldaten
unter der

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