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Der Bierzauberer

Der Bierzauberer

Titel: Der Bierzauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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lang von heftigem Durchfall geplagt.
    Aber eines
Tages wachte er auf und stellte fest, dass seine Lebensgeister wieder da waren.
    Die Rezeptur
dieses Biers verkaufte er für gutes Geld an einen Quacksalber, da er nicht vorhatte,
dieses ›unreine Bier‹ noch einmal zu brauen.
     
    Um seinen Kummer endgültig
zu vergessen, verbrachte er einige saufselige Nächte mit seinen Kaufmannsfreunden
Küpper und Strötgen. Eskerich brachte ihn dabei auf die Idee, mit ihm nach Lübeck
zu fahren. »Da fließt im Moment das ganze Geld hin«, sagte er. »Wenn wir Kölner
nicht aufpassen, haben wir bald in der Hanse nichts mehr zu sagen. Und die Hanse,
das ist das Geschäft der Zukunft – auch mit Bier!«
    »Und außerdem
kannst du unterwegs deine Tochter besuchen«, fügte Küpper hinzu. Niklas machte mit,
beim nächsten Aufbruch von Eskerich war er dabei. Er freute sich darauf, Agnes wiederzusehen.
Unterwegs erzählte ihm Eskerich mehr über die Hanse und über Lübeck, da Niklas,
zu Eskerichs großem Erstaunen, keine Ahnung davon hatte. Sie machten Station in
Ebstorf. Niklas besuchte Agnes und war froh, als er sah, dass sie ihren inneren
Frieden wiedergefunden hatte. Sie erschien ihm ruhig und gefasst, nicht im Geringsten
mit ihrem Schicksal hadernd. Voller Stolz führte sie ihn ins Refektorium und zeigte
auf ein riesiges Bild, das dort auf dem Boden lag. Niklas erkannte eine Karte, ähnlich,
wie er sie im Buch ›De natura rerum‹ gesehen hatte. Nur war diese doppelt so groß
wie er selbst, in Länge wie Breite.
     
    Agnes erklärte: »Dies ist
eine Karte des gesamtes Erdkreises, es ist die größte Karte, die jemals gemalt wurde.
Sie ist der kostbarste Besitz unseres Klosters. Unser alter Propst Gervasius hatte
sie angefertigt. Ist sie nicht ein Meisterwerk?«
    Niklas
konnte sich nicht sattsehen an den Farben, den prächtigen Bildern und den zahlreichen
Details der Karte. Sie bestand aus 30 Pergamentblättern, die aneinandergelegt wurden
und das Gesamtbild ergaben.
    »Wir verwenden
sie zum Lernen. Darauf können wir alle heiligen Orte nachsehen. Auch die Heilsgeschichte
und wichtige Epochen der Weltgeschichte werden hier für uns anschaulich gezeigt.«
     
    Agnes war sichtlich begeistert:
    »Und den
Pilgern unter unseren Besuchern zeigen wir mit Hilfe der Karte Gottes Vielfalt und
Schönheit auf.«
    Niklas
studierte die Karte, so gut und solange er konnte. Dann war es bald wieder Zeit
zum Aufbruch.
    Er versprach,
jetzt regelmäßig nach Agnes zu sehen, wenn ihn sein Weg nach Norden führen würde.
     
    Auf dem Weg zur Lüneburger
Saline, wo Strötgen noch Salz einkaufen wollte, welches in Lübeck ein begehrtes
Gut zum Einpökeln der Heringe war, gerieten sie in ein Unwetter. Dabei blieb ihre
Kutsche in einem vom Platzregen gefüllten Schlammloch stecken und bei einem der
vielen Versuche, die Kutsche aus dem Schlamm zu ziehen, brach die Hinterachse.
    Fluchend
und schimpfend verbrachten sie eine regendurchweichte Nacht im Freien, weil beide
zu viel Geld und zu viele Waren dabeihatten, um die Kutsche allein stehen zu lassen.
Am nächsten Tag holten sie Hilfe und hebelten die Kutsche aus dem Schlamm. Der eilig
herbeigerufene Wagner setzte eine neue Achse ein, und mit zwei Tagen Verzögerung
konnte die Reise weitergehen.

23
     
    Bald erreichten sie Lübeck. Hier, in der nach Köln
zweitgrößten Stadt des Reiches und schnell wachsendem Zentrum der Hanse, waren Bier
und seine Rohstoffe als Wirtschaftsfaktor bereits richtig eingeschätzt worden. Sogar
die neue Stadtmauer hatten die Lübecker indirekt dem Bier zu verdanken. Im Jahre
1147 hatten Kaufleute an einer Landzunge Lübecks angelegt, um in der erst wenige
Jahre alten Stadt Geschäfte zu machen. Die Kaufleute sprachen dem Bier aber derart
reichlich zu, dass sie, als sie in der Nacht überfallen wurden, keine Gegenwehr
leisten konnten und alle niedergemetzelt wurden. Bis 1160 hatte man an dieser Stelle
eine solide Stadtmauer errichtet, die 1227 nochmals erweitert wurde.
    Das Datum
1160 galt denn auch als Gründungsjahr der Hanse, wenngleich Kölner Kaufleute bereits
drei Jahre vorher im Londoner Stalhof die erste Genossenschaft gegründet hatten,
aus der letzten Endes die Hanse hervorging.
    »Also
eigentlich sind wir Kölner die Gründer der Hanse«, sagte Eskerich ein ums andere
Mal.
    Trotzdem
hatte Lübeck die Führung im wachsenden Hanseimperium übernommen. Vor allem Dank
der besseren Wege nach Osteuropa.
    Um 1250
war ›Brasium‹, wie Malz hier genannt wurde, bereits

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