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Der Bilderwächter (German Edition)

Der Bilderwächter (German Edition)

Titel: Der Bilderwächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Ilka sehe oder höre, rufe ich euch an. Die Nummer hab ich ja.«
    » Vielen Dank für nichts«, murmelte Merle, als wir auf den Flur traten.
    » Sei nicht ungerecht«, sagte ich leise, nachdem Annikki die Tür hinter uns geschlossen hatte. » Sie kennen sich doch erst seit ein paar Wochen. Da darfst du nicht zu viel erwarten.«
    » Eins ist sicher«, flüsterte Merle. » Ilka mag mit ihr shoppen gegangen sein, aber vertraut hat sie ihr nicht.«
    Und wir? Hatte sie uns denn vertraut?
    Ich klopfte an Ilkas Tür und horchte.
    Nichts.
    » Was nun?«, fragte ich, als wir wieder draußen in der Kälte standen.
    » Ich wollte immer schon mal die Kunstakademie sehen«, sagte Merle und marschierte entschlossen auf den winterlichen Hofgarten zu.
    Hatten wir eine Wahl?
    » Warte auf mich!«, rief ich und lief ihr nach.
    *
    Die Obduktion hatte ergeben, dass nicht Thorsten Uhlands – eindeutig durch einen Sturz erfolgte – Kopfverletzung die Todesursache gewesen war, sondern die Strangulation.
    » Das bedeutet«, schloss Birger am Telefon, » dass Ilka Helmbachs Version zumindest teilweise der Wahrheit entspricht. Er war durch den Sturz gehandicapt und daher ein leichtes Opfer für seinen Mörder.«
    Zumindest teilweise.
    Bert hätte Ilka gern von jedem Verdacht befreit gesehen, doch das war nicht möglich.
    » Oder für seine Mörderin«, sagte Birger da auch schon.
    » Glaubst du, Ilka Helmbach hat ihn getötet?«
    » Ach, Bert, wir sind so lange in diesem Geschäft, du und ich, wir wissen doch, wie es läuft. Ilka Helmbach hatte ein starkes Motiv und sie hatte die Gelegenheit. Was ich glaube oder nicht, ist nicht relevant.«
    » Für mich schon«, widersprach Bert. » Was sagt dein Gefühl?«
    » Also gut.« Birger stieß einen Seufzer aus. » Ich kann nachvollziehen, dass sich eine junge Frau, die von einem Mann sexuell belästigt wird, mit allen nur erdenklichen Mitteln wehrt. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass sie ihn, wenn er dann hilflos am Boden liegt, mit seinem Halstuch erdrosselt.«
    » Das sehe ich genauso.«
    » Sie hat den Angreifer in Panik weggestoßen, Bert. Er stürzt und bleibt besinnungslos liegen. Die normalste Reaktion der Welt wäre es da doch, den Ort so schnell wie möglich zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen.«
    » Erst recht bei ihrer Vorgeschichte«, sagte Bert.
    » Richtig. Stattdessen bleibt sie, beugt sich über den Mann, der ihr Gewalt antun wollte, der zudem um einiges stärker ist als sie und möglicherweise jeden Augenblick aufspringt, um sein Vorhaben doch noch in die Tat umzusetzen, und kommt ihm so nah, dass sie ihn erdrosseln kann?«
    » Abgesehen davon stört mich die Tötungsweise, Birger. Wäre es nicht wahrscheinlicher, wenn sie ihren Angreifer unmittelbar nach dem Sturz im Affekt erschlagen hätte?«
    » Das denke ich auch. Die Strangulation hat etwas Planvolles, das so gar nicht in die Situation passt.«
    » Was ist übrigens mit dem blauen Seidentuch?«, fragte Bert.
    » Es ist definitiv das Tatwerkzeug. Die Kontaktspuren am Hals waren eindeutig, sagt der Rechtsmediziner. Das Ergebnis der DNA -Analyse werden wir erst nächste Woche bekommen, aber davon verspreche ich mir nicht allzu viel. Wir haben am Tatort mehrere Paar weißer Baumwollhandschuhe gefunden, die das Opfer offenbar bei seiner Arbeit getragen hat.«
    » Um die Bilder nicht zu verunreinigen.«
    » Ja. Galeristen arbeiten gern mit diesen Handschuhen. Nur war kein einziges Paar in Gebrauch. Das heißt, sie waren alle noch verpackt, und das finde ich seltsam.«
    » Allerdings. Du gehst davon aus, dass der Täter das Paar, das Thorsten Uhland in Gebrauch hatte, benutzt haben muss, um Spuren zu vermeiden? Und es anschließend mitgenommen hat?«
    » Die Wahrscheinlichkeit ist groß.«
    » Welchen Eindruck hattest du von den Angehörigen des Opfers?«, fragte Bert. Er wusste, dass Birger selbst die schmerzvolle Aufgabe übernommen hatte, die Nachricht vom Tod Thorsten Uhlands zu überbringen.
    » Es gibt bloß noch die Mutter. Sie lebt in Köln Lövenich und hatte nur dieses eine Kind. Sie war jedoch sehr gefasst. Der Kontakt zu ihrem Sohn hatte sich in den vergangenen Jahren offenbar stark reduziert. Ihre unterschiedliche Art, das Leben zu betrachten, war ab irgendeinem Punkt – und jetzt hör zu – nicht länger kompatibel.«
    » Hat sie das so formuliert?«
    » Wortwörtlich. Sie ist Dozentin für Mathematik und Informatik an einer Einrichtung für Erwachsenenbildung. Klar strukturiert und

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