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Der Bilderwächter (German Edition)

Der Bilderwächter (German Edition)

Titel: Der Bilderwächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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garantiert auch für Onkel und Tante gemacht.«
    » Zur Verschleierung ihrer eigentlichen Tat. Damit keiner merkt, dass sie es in Wirklichkeit auf ihre Nichte abgesehen hatten.«
    Merles Gedankengang war abenteuerlich, aber schlüssig, auch wenn mir das nicht gefiel. Nur stimmte er ganz und gar nicht mit meinem Gefühl überein.
    » Es könnte so sein«, räumte ich ein. » Rein theoretisch.«
    » Hmh.«
    » Praktisch ist es aber so, dass ich Tante Marei und Onkel Knut zufällig ziemlich gernhabe. Ich kann nicht glauben, dass sie einen derart perfiden Mordplan ausgeheckt haben sollen.«
    » Trotzdem schreibe ich sie auf. Rein …«
    » … theoretisch. Meinetwegen.«
    » Weiter.«
    » Tut mir leid, Merle, ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass irgendjemand Interesse daran haben könnte, Ilka nach dem Leben zu trachten.«
    » Ein Liebhaber von Rubens Bildern.«
    » Da käme eine ganze Reihe von Leuten infrage.«
    » Ein Galerist?«
    » Oder ein Kunstsammler.«
    » Nur – was würden sie durch den Tod von Bodo Breitner, Thorsten Uhland und Ilka gewinnen?«, fragte Merle.
    Sie machte das Radio an. Just more von Wonderwall, ein zarter, anrührender Song voller Erinnerungen. Kaum hatte ich mich ein wenig eingehört, schaltete sie das Radio wieder aus.
    » Jemand will Rubens Marktwert in die Höhe treiben«, sagte sie. »Einer, der bereits Werke von ihm besitzt. Oder verkauft. Du hast die Pressetypen doch in Aktion erlebt. Stell dir vor, was hier abgeht, wenn erst der Mord an Thorsten Uhland publik ist.«
    » Du hast recht. Eine bessere Marketingstrategie könnte man gar nicht erfinden.«
    Merle kaute nachdenklich auf meinem Kugelschreiber herum.
    » Viertens: Ein durchgeknallter Fan von Ruben?«
    » Mit welchem Motiv?«
    » Er tötet jeden, der den Bildern zu nahe kommt.«
    » Dann wären Emilia und Hortense auch gefährdet.«
    » Nein. Das glaube ich nicht. Sie haben die Bilder ja nur aufbewahrt, und das so sicher und so diskret, dass niemand an sie herankam. Sie hätten also sogar in seinem Sinn gehandelt.«
    » Er will nicht, dass sich jemand den Bildern nähert? Jetzt mal ernsthaft, Merle. Das nennst du ein Motiv?«
    » Welches Motiv hatte Mark Chapman, als er John Lennon erschoss? Was bringt einen Amokläufer dazu, unschuldige Menschen zu töten?«
    Der schmutzige Schnee am Rand der Autobahn war übersät mit Abfall, den die Reisenden aus den Wagenfenstern geworfen hatten. Zerfetzte Plastiktüten hatten sich in den kahlen Ästen der Bäume und Sträucher verfangen. Ein paar Krähen machten sich über einen totgefahrenen Igel her.
    » Und fünftens?«, fragte ich.
    » Hat Ilka dir jemals von einem erzählt, der scharf auf sie ist?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    » Mir auch nicht. Wenn es nun aber doch einen gibt und Ilka hat ihn nicht mal bemerkt? Einen, der sie vergeblich aus der Ferne anschmachtet.«
    » Oder sie hat ihn zurückgewiesen.«
    Mir wurde kalt, als ich die Parallele zu Ruben erkannte. Merle offenbar auch. Sie drehte die Heizung höher.
    » Und er denkt: Wenn ich sie nicht haben kann, soll sie keiner haben.« Merles Stimme war mit jedem Wort dünner geworden. Sie streifte die Stiefel ab und zog die Füße auf den Sitz. Die nächsten Worte flüsterte sie beinah. » Mein Gott, Jette. Sag mir, dass das nicht sein kann.«
    » Die Morde an Bodo und Thorsten wären …«
    » … das perfekte Ablenkungsmanöver, wie bei Ilkas Onkel und Tante.«
    Über die verschiedenen Möglichkeiten grübelten wir, bis wir Düsseldorf erreicht hatten.
    *
    Ilkas Tante machte ihm auf.
    » Mike!« Sie schloss ihn in die Arme und zog ihn dann in den fröhlichen, unaufgeräumten Flur. » Habt ihr inzwischen etwas von Ilka gehört?«
    » Genau das wollte ich Sie fragen.«
    » Das heißt … ihr wisst immer noch nicht, wo sie ist?« Ihr Gesicht schien von einem Augenblick auf den andern einzufallen. Ihr Kinn bebte.
    » Wir hatten gehofft, sie hätte sich vielleicht Ihnen anvertraut.« Mike schluckte. » Oder wäre sogar hier. Es ist so viel Zeit vergangen, seit sie …«
    » Leider nicht.« Tante Marei ging voraus in die gemütliche Küche, die Ilka so liebte. Mike setzte sich. » Magst du einen Kaffee oder lieber etwas Kaltes?«
    » Kaffee wär nicht schlecht.«
    Mike wusste nicht so genau, warum er eigentlich hergekommen war. Insgeheim hatte er erwartet, in dem Haus, in dem Ilka sich immer so aufgehoben fühlte, eine Antwort zu finden.
    Tante Marei schob ihm eine Tasse hin und setzte sich ihm gegenüber. Sie selbst trank

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