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Der Bilderwächter (German Edition)

Der Bilderwächter (German Edition)

Titel: Der Bilderwächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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vorgespielt, dass sie ihre Erlebnisse von damals … dass sie besser damit zurechtkommt?«
    » Nicht nur uns. Auch sich selbst.«
    » Das ist Küchenpsychologie«, wehrte Mike ab. » Künstler malen verrückte Bilder. Daran ist nichts Ungewöhnliches. Es ist ihr Job. Man erwartet es von ihnen.«
    » Aber sie irren nicht durch die Gegend, Mike. Und das, ohne eine Spur zu hinterlassen.«
    Mike wollte nichts hören von verstörenden Bildern, erst recht nicht, wenn Ilka sie gemalt hatte. Er wollte nichts davon hören, dass Ilka irgendwo hilflos umherirrte. Er berichtete von dem spontanen Besuch bei Anne Helmbach.
    » Ist Ilka dagewesen?«
    » Ich weiß es nicht. Niemand hat sie gesehen, und ihre Mutter hat nicht den Eindruck gemacht, als sei etwas Besonderes passiert. Sie wirkte ziemlich ruhig, nicht so, als hätte ihre einzige Tochter sich gerade für immer von ihr verabschiedet.«
    Für immer.
    Er konnte Jettes Erschrecken förmlich hören.
    » Und nun?«, fragte sie verzagt.
    » Fahre ich wieder nach Hause und … Jette?«
    » Ja?«
    » Sag mir, dass sie zurückkommt.«
    » Ich …«
    » Sag es.«
    » Sie kommt zurück, Mike. Oder wir finden sie hier.« Jette atmete tief ein. » Ich verspreche es dir.«
    Mike beendete das Gespräch und setzte die Sonnenbrille auf die Nase. Er schnappte sich seine Sachen und machte, dass er wieder zum Auto kam.
    *
    Marten stand vor Ilkas Bild, als er Susans Stimme hörte.
    » Hi. Schön, dich zu sehen.«
    Am liebsten hätte er sich gar nicht zu ihr umgedreht. Er wollte eine Weile mit Ilkas Bild allein sein. Es war das einzige in dieser Ausstellung, das es wert war, betrachtet zu werden. Ilka war begabt, wie ihr Bruder es gewesen war, und jeder konnte es sehen.
    » Hi«, sagte er. Und drehte sich widerstrebend um.
    Susan war schön.
    Es kam Marten vor, als seien aller Augen auf sie gerichtet.
    » Neuer Tag, neues Glück«, sagte sie und lächelte verlegen. » Ich hab mich aufgeführt wie eine hysterische Zicke. Können wir noch mal von vorn anfangen?«
    » Susan …«
    » Bitte, Marten.«
    » Susan, es hätte zwischen uns nie so weit kommen dürfen. Es gibt da jemanden …«
    Ihr Gesicht versteinerte. Sie wurde aschfahl.
    » Susan …«
    Wortlos wandte sie sich ab und ging davon.
    *
    Ilkas Hand führte den Pinsel, ohne dass sie darüber nachdenken musste.
    Farben explodierten. Formen lösten sich auf.
    Wie ihr das Malen gefehlt hatte.
    Sie vergaß sich selbst. Atmete den kräftigen Geruch der Farben. Vertraute ihren Augen und ihrem Sinn für den richtigen Strich im rechten Moment.
    Das Licht war gut. Nicht zu schwach und nicht zu stark.
    Alles war gut, solange sie malen konnte.
    Nichts bedrückte sie mehr.
    Und die Wände, die ihr die Luft geraubt hatten, zogen sich Zentimeter für Zentimeter zurück.
    *
    Bert nahm sich die Liste mit den Fragezeichen noch einmal vor. Er las die Titel und verglich sie mit den Titeln der Gemälde, die an den Wänden hingen. Er arbeitete sich durch den Stapel von Zeichnungen, der auf dem Schreibtisch entstanden war. Danach überprüfte er die losen Blätter, die auf den anderen Tischen lagen.
    Nichts.
    Sein Blick glitt über die Container, die Unmengen weiterer Bilder enthielten. Es würde Tage, wenn nicht Wochen dauern, sie alle durchzusehen. Nicht umsonst hatte Thorsten Uhland für das Sichten und Katalogisieren der Werke eigens Bodo Breitner engagiert.
    Frustriert zog er ein paar Schubladen auf.
    Seine Energie verpuffte. Er war hungrig und enttäuscht, konnte sich nicht dazu aufraffen, in den Ort zu fahren, um etwas zu essen, sich jedoch ebenso wenig dazu entscheiden, hier weiterzumachen.
    In den Schubladen hatte sich alles Mögliche angesammelt. Briefumschläge, Klebeband, Paketkarten. Schnur.
    Und noch mehr Bilder, die ungerahmt waren und deshalb wenig Platz beanspruchten.
    Bert öffnete Schublade um Schublade, schlug Schublade um Schublade wieder zu. Das hatte doch alles überhaupt keinen Sinn. Er würde so zufällig, so unsystematisch nichts finden, erst recht nichts von Bedeutung.
    Gerade wollte er aufgeben und sein weiteres Vorgehen überdenken, als sein Blick von dem Titel eines Bildes in der letzten, der größten Schublade von allen festgehalten wurde. Es war das oberste eines beträchtlichen Stapels ähnlicher Bilder gleichen Formats.
    Die Schöne. Schlafend.
    Er stutzte. Lief zum Schreibtisch. Blätterte in der Liste.
    Las. Suchte.
    Ja. Jajaja.
    Da war sie: Die Schöne. Schlafend. Nummer siebenundzwanzig.
    Mit zitternden Händen hob er den

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