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Der Bilderwächter (German Edition)

Der Bilderwächter (German Edition)

Titel: Der Bilderwächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Stoß Bilder aus der Schublade und trug ihn zum Schreibtisch. Setzte sich. Streifte behutsam das durchsichtige Schutzblatt des ersten Kunstwerks ab.
    Die Schöne lag auf einem Bett hingestreckt. Sie war nackt. Ihr weißer Körper strahlte vor dem dunklen Hintergrund einen Zauber aus, der Bert augenblicklich ergriff. Sie war jung und zart und schlief in einer Unschuld und Selbstvergessenheit, die den Betrachter unversehens in die schmutzige Rolle eines Voyeurs drängte.
    Bert richtete sein Augenmerk auf die Technik.
    Gouachen, stand auf dem Deckblatt der Auflistung.
    Margot hätte ihm sagen können, um was für eine Malweise es sich dabei handelte. Aber sie würde ihn verächtlich ansehen, wenn er sie danach fragte, und ihm herablassend antworten. Allein deshalb würde er sie in solchen Angelegenheiten niemals um Hilfe bitten.
    Eher noch Malina, die Kunstgeschichte studiert und ihm in einem anderen Fall gerade erst mit ihrem Wissen geholfen hatte.
    Später vielleicht.
    Im Augenblick war es nicht von Bedeutung. Wichtig war allein, dass er den Anfang des Fadens gefunden hatte, der ihn durch das Labyrinth führen konnte, in dem er orientierungslos feststeckte.
    *
    Die ersten Gemälde fanden ihre Käufer und erhielten einen roten Punkt. Auch die Fotografien und Skulpturen waren begehrt. Die Versteigerung wurde von einem Rotarier geleitet, der von Beruf Auktionator war. Dadurch bekam die Veranstaltung etwas Professionelles, das den potenziellen Bietern zu gefallen schien. Sie ließen sich nicht lumpen, und die Stimmung war gut, beinah ausgelassen.
    Dann war Nummer siebzehn an der Reihe.
    Ilkas Bild.
    Ich hätte es gern ersteigert, doch wir hatten nicht genug Geld bei uns, und nach den ersten Geboten war der Preis bereits auf sagenhafte dreihundert Euro gestiegen.
    » Dreihundert Euro! Wahnsinn«, hauchte Merle. » Wenn Ilka so weitermacht, wird sie noch so berühmt wie …«
    Wie ihr Bruder, hatte sie sagen wollen, und auch mir war der Gedanke gekommen. Ich dachte an die Presseleute, die sich bestimmt wieder vor unserem Hof versammelt hatten. Und daran, dass Ruhm wirklich nicht alles war.
    Der Preis kletterte bis eintausendzweihundert. Den Zuschlag bekam ein junger Typ, der wahrscheinlich selbst an der Kunstakademie studierte und ebenfalls hier ausstellte.
    Jemand klebte einen roten Punkt an Ilkas Vogelbeeren.
    » Eintausendzweihundert Euro«, stammelte Merle. » Ich fass es nicht.«
    Nach dem zwanzigsten Kunstwerk wurde eine Pause eingelegt, und die Leute strömten hinaus, um sich die Beine zu vertreten oder im Café nebenan eine Stärkung zu sich zu nehmen.
    » Eintausendzweihundert Euro«, wiederholte Merle. » Lass dir das auf der Zunge zergehen, Jette: ein-tau-send-zwei-hun-dert! Ist der Kerl Krösus?« Sie starrte ungeniert zu ihm hinüber, verzog den Mund. » Wahrscheinlich das feine Söhnchen eines reichen Papis.«
    Offenbar war ihr nicht bewusst, zu wem sie das sagte.
    Dann dämmerte es ihr.
    » Entschuldige, Schätzchen.« Sie schmatzte mir einen Kuss auf die Wange. » Dass deine Mutter stinkreich ist, spielt für mich keine Rolle.«
    » Ich würde mich gern mal mit dem Typen unterhalten«, sagte ich, ohne darauf einzugehen. » Ich habe nämlich eher das Gefühl, dass er sich eben um Kopf und Kragen geboten hat.«
    Er befand sich im Gespräch mit einem Mädchen in unserem Alter, obwohl man es kaum ein Gespräch nennen konnte, denn das Mädchen redete ohne Unterlass auf ihn ein. Nach ihrer Körpersprache zu urteilen, machte sie ihm nicht gerade eine Liebeserklärung.
    Jetzt unterbrach er sie und fasste sie beschwichtigend am Ellbogen. Vielleicht hatte er auch vor, mit ihr nach draußen zu gehen, bevor die Situation eskalierte. Sie zog den Arm so heftig weg, dass sie ein paar Schritte rückwärts stolperte und beinah stürzte.
    » Du Arschloch!«, schrie sie und brach in Tränen aus.
    Inzwischen waren wir so nah herangekommen, dass wir verstehen konnten, was sie sagten.
    » Du gottverdammtes Arschloch!«
    » Susan«, sagte er. » Es tut mir leid.«
    » So, es tut dir leid! Dafür kann ich mir aber nichts kaufen!«
    » Ich wollte dir nicht wehtun, ich …«
    Sie ließ ihn nicht zu Wort kommen, fuchtelte hysterisch mit den Händen in der Luft herum. Die Leute machten peinlich berührt einen Bogen um die beiden.
    » Warum bist du zu mir gekommen, Marten? Warum? Weil sie dich nicht ranlässt? Ja? War das der Grund? War ich nicht mehr als ein billiger Ersatz für dich?«
    » Schluss jetzt, Susan! Ich hör mir das nicht

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