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Der Bilderwächter (German Edition)

Der Bilderwächter (German Edition)

Titel: Der Bilderwächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Broschüren, Tabellen. Der Monitor eines Computers zeigte eine Statistik mit roten, grünen, gelben und blauen Balken.
    Thorsten Uhland schaltete ihn aus. Beinah aggressiv drehte er sich zu ihnen um.
    » Was wollen Sie denn noch? Ich habe Ihnen gesagt, was ich weiß. Von den Bildern hier werden Sie kaum mehr erfahren.«
    » Das wird sich noch herausstellen«, sagte Bert, dem das Verhalten des Mannes allmählich auf die Nerven ging. » Befindet sich in diesem Raum der komplette Nachlass Ruben Helmbachs oder gibt es noch anderswo Teile davon?«
    » Nein. Das hier ist alles.«
    » Warum hat Ruben Helmbach ausgerechnet Sie zum Nachlassverwalter bestimmt?«
    » Wir waren alte Freunde.«
    » Außerdem besitzen Sie als Künstler genügend Sachverstand, nicht wahr?«
    Thorsten Uhland zuckte mit den Schultern.
    » Ich frage mich nämlich gerade«, fuhr Bert fort, förderte sein Notizbuch aus der Tasche seines Sakkos zutage und schlug es auf, » wieso er nicht seine Assistentin, wie hieß sie doch gleich … ach ja, Judith Kranz … wieso er nicht sie dazu bestellt hat?«
    In dem Entführungsfall, in dem er vor zwei Jahren ermittelt hatte, war er der jungen Frau begegnet, und sie hatte ihn mächtig beeindruckt. Neben ihrem Studium war sie die rechte Hand des Malers gewesen, hatte alle Störungen von ihm ferngehalten, seine Termine geplant, ihm geholfen, seine Ausstellungen vorzubereiten und ganz nebenbei noch als Modedesignerin Accessoires für eine Boutique entworfen.
    » Als Studentin der Germanistik und Kunstgeschichte und vor allem angesichts der engen Zusammenarbeit mit Ruben Helmbach wäre sie sicherlich auch keine schlechte Wahl gewesen.«
    » Vielleicht war Ruben klar, dass man das allzu Private nicht mit dem Beruflichen vermischen sollte.«
    » Wollen Sie damit sagen, dass Ruben Helmbach und Judith Kranz ein Verhältnis hatten?«
    » Das wusste doch jeder.«
    » Und Freundschaft ist nicht zu privat?«, mischte Rick sich ein.
    » Freunde sind einander nichts schuldig außer Respekt und Loyalität.«
    Sonderbare Definition, dachte Bert und fragte sich, ob er seine Freundschaft zu Nathan oder Isa auch so beschreiben würde. War Freundschaft nicht viel mehr?
    » Dann gibt es noch Ruben Helmbachs Galeristen «, sagte er und schlug wieder in seinem Notizbuch nach, » Hartmut Schatzer.«
    » Es gibt viele Galeristen, mit denen Ruben Geschäfte gemacht hat«, korrigierte ihn Thorsten Uhland.
    » Aber dieser behauptet, Ruben Helmbach entdeckt und als Mentor bis zu seinem Tod begleitet zu haben.«
    » Auch das nehmen viele für sich in Anspruch.«
    » Die Schwestern Ritter beispielsweise«, warf Rick ein.
    Thorsten Uhland sagte nichts dazu.
    » Und keiner von denen hätte sich zum Nachlassverwalter geeignet?«, fragte Bert.
    » Schauen Sie.« Thorsten Uhland zwang sich offenbar so sehr zu Ruhe und Geduld, dass man seine unterdrückte Nervosität förmlich vibrieren spürte. » Im Gegensatz zu ihnen allen habe ich früher mit Ruben ein Atelier geteilt. Ich habe die meisten seiner Bilder entstehen sehen, wusste, wie er tickte. Demzufolge war ich vermutlich als Einziger in der Lage, seinen Nachlass komplett aufzuspüren und zusammenzustellen.«
    » Wie sah Ihre Beziehung aus, nachdem Ihre Wege sich getrennt hatten?«
    » Als Künstler hatten wir immer Kontakt, auch wenn sich das private Band gelockert hatte. Ich kannte Ruben schon, bevor er Kult wurde. Das hat unsere Beziehung einzigartig gemacht.«
    » Weil er zu Ihnen Vertrauen hatte.«
    » Ja. Berühmte Menschen können sich nie sicher sein, ob sie um ihrer selbst willen geschätzt werden. Viele suchen die Nähe zu ihnen aus anderen Gründen.«
    Es trat eine kleine Pause ein. Thorsten Uhland schaute demonstrativ auf seine Armbanduhr.
    » Die meisten Bilder, die noch nicht verkauft waren, hat Ruben Helmbach ja eigenhändig zerstört«, sagte Bert, der sich noch in allen Einzelheiten an das Drama in dessen letztem, komplett verwüsteten Atelier erinnern konnte.
    » Bei Weitem nicht die meisten«, widersprach Thorsten Uhland. » Er hat lediglich einen Teil der Bilder zerstört, die er in … dem neuen Haus gemalt hat.«
    » Während der Entführung«, stellte Bert klar.
    » Wenn Sie so wollen.«
    Thorsten Uhland drückte sich davor, die Fakten zu benennen. Eine Entführung war eine schwere Straftat. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass sie von einem renommierten, weltweit anerkannten und bewunderten Ausnahmekünstler begangen worden war.
    » Der Entführung seiner eigenen

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