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Der Bilderwächter (German Edition)

Der Bilderwächter (German Edition)

Titel: Der Bilderwächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Zusammentreffen mit Paulina zeigte Merle Claudio die kalte Schulter und Mike sollte ein gutes Wort für ihn einlegen.
    Ausgerechnet er. Für Claudio.
    » Bitte, Mike! Du bist doch auch ein Mann!«
    Jedes Wort, das Claudio sprach, triefte vor Selbstmitleid. Jede Handbewegung war große Tragödie.
    Mike sehnte sich nach seiner Werkstatt und dem Schleifpapier. Er hatte sich für heute so viel vorgenommen. Deshalb war er erleichtert, als er den Schlüssel im Schloss der Haustür hörte. Vielleicht war es Merle, die zum Mittagessen nach Hause kam. Das tat sie manchmal, wenn sie eine richtige Pause brauchte und nicht nur ein paar Minuten Verschnaufen zwischendurch. Der Alltag im Tierheim war oft purer Stress.
    Sollte sie sich doch um Claudio kümmern.
    Doch dann betrat Ilka die Küche.
    Claudio, der sich bereits erwartungsvoll erhoben hatte, sank enttäuscht auf seinen Stuhl zurück und starrte finster vor sich hin.
    » Er hat es an die Presse gegeben«, sagte Ilka tonlos und blieb bei der Tür stehen.
    Sie war sehr blass. Ihre Augen wirkten groß und klar wie die einer Puppe.
    » Wer?«, fragte Claudio, und Mike wünschte ihn zum Teufel.
    » Thorsten Uhland. Er hat den Express informiert.«
    » Wer ist Thorsten Uhland?«, fragte Claudio.
    Mike stand auf, ging zu Ilka und nahm sie in die Arme. Sie ließ den Kopf an seine Brust sinken.
    » Claudio«, sagte er, ohne sich nach seinem lästigen Gast umzudrehen. » Du hast doch bestimmt zu tun.«
    Es dauerte eine Weile, bis Claudio begriff.
    Dann, endlich, waren sie allein.
    » Darf ich hierbleiben?«, fragte Ilka beinah ängstlich.
    » Ob du …«
    » Ich kann jetzt nicht nach Düsseldorf zurückfahren. Ich brauche euch … dich.«
    Mike war so glücklich, dass ihm fast die Tränen kamen. Er räusperte sich.
    Ilkas Haar duftete nach Sanddorn, ihrem Lieblingsshampoo. Er atmete tief ein. Erinnerte sich an Augenblicke, Berührungen, Nähe.
    » Ich liebe dich«, flüsterte er Ilka ins Ohr. » Du weißt gar nicht, wie sehr.«
    Alles würde gut werden, solange sie nur seine Liebe zuließ.
    *
    Kurz nach zwölf, und noch immer wirbelten neue Flocken aus dem dunklen Himmel. Die Streufahrzeuge waren im Dauereinsatz. Vielleicht hatte sich deswegen die Situation auf den Straßen ein wenig entspannt.
    Bert hatte versucht, Ilka Helmbach auf dem Handy zu erreichen, doch sie hatte es ausgeschaltet. Er hatte ihr eine Nachricht hinterlassen und sie gebeten, ihn sobald wie möglich zurückzurufen.
    Die Obduktion bestätigte in etwa, was der Notarzt bereits vermutet hatte: Bodo Breitner war mit einem stumpfen Gegenstand auf den Hinterkopf geschlagen worden, danach hatte der Täter ihm vier Stiche mit einem Messer beigebracht. Die verwendete Stichwaffe hatte definitiv eine glatte Klinge und war fünfzehn Zentimeter lang.
    Das Fehlen von Abwehrverletzungen an Händen und Armen deutete darauf hin, dass das Opfer nach dem Schlag bereits handlungsunfähig gewesen war. Die Stiche hatten es im Hals-, Brust- und Bauchbereich getroffen. Leber und Milz waren verletzt worden.
    Doch keine der Verletzungen war für sich allein tödlich gewesen.
    Bodo Breitner war verblutet.
    » Soll gar kein so übler Tod sein«, sagte Rick und sprang zurück, als ein Lieferwagen durch eine Pfütze von Schmelzwasser bretterte.
    Sie standen an einer Ampel und warteten auf Grün. Hier in der Stadt hatte Neuschnee keine Chance. Er verwandelte sich in kürzester Zeit in einen dreckigen, unansehnlichen Matsch, der einem die Schuhe aufweichte und die Laune verdarb.
    » Kein übler Tod?«, fragte Bert. » Und der Schlag auf den Kopf? Die Stiche? Die Gewalt?«
    Doch Rick hörte nicht zu. Er schimpfte hinter dem zweiten Autofahrer her, der die Pfütze zielsicher getroffen hatte.
    Sie waren auf dem Weg zu den Arcaden, um eine Kleinigkeit zu essen. Die Kantine des Polizeipräsidiums war ausgezeichnet, aber sie hatten manchmal einfach das Bedürfnis, hinauszukommen und sich unter die Leute zu mischen.
    Die Köln Arcaden waren ein Einkaufszentrum wie jedes andere. Die Schaufenster waren vollgestopft mit Weihnachtskitsch; aus den Lautsprechern quollen Weihnachtslieder; Rauschgoldengel und wattebärtige Weihnachtsmänner verteilten Gutscheine und kleine Werbegeschenke, um Kunden in die Geschäfte zu locken.
    Bert reagierte mit heftiger Abwehr auf das hundertfache Funkeln der Lichter und die mächtigen Girlanden von Christbaumkugeln und Tannengrün. Er hatte eine Grottenangst vor dem Fest.
    Er wusste nicht, wann er seine Kinder sehen würde

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