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Der Bilderwächter (German Edition)

Der Bilderwächter (German Edition)

Titel: Der Bilderwächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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ausposaunen.
    » Über Einzelheiten«, sagte Rick, » können wir uns zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht auslassen.«
    Bullendeutsch, dachte Bert. Wie bequem wir uns hinter unseren Floskeln verstecken.
    » Wie oft hat Herr Breitner hier trainiert?«, fragte er.
    » So zwei-, dreimal die Woche. Manchmal öfter. Er lief auch. Bodo war ein Sportjunkie.«
    Bert kannte das, die Sucht nach Bewegung, die einen bei Wind und Wetter hinaustrieb. Prompt bekam er Lust, auf eines der Laufbänder zu steigen.
    Sie verebbte sofort, als er sich wieder bewusst machte, wie mies die Luft in diesem Raum war.
    » Kam er allein oder trainierte er mit andern?«
    » Allein. Immer.«
    Dennis Stolberg legte das Geschirrtuch beiseite und stützte sich mit beiden Händen auf die Theke. Seine Daumen hoben sich auf und ab. Er schien unfähig, still zu stehen. Zwei ältere Damen betraten das Studio, sagten » Hi, Dennis« und gingen zu ihren Geräten.
    » Hat er hier Kontakte geknüpft?« Ricks Miene nach zu urteilen, stand er kurz davor, die Geduld zu verlieren. Bert verstand ihn. Ihr Job war auch ohne Wortabstinenzler wie diesen Fitnesstrainer schwer genug.
    Dennis Stolberg, der wohl der Meinung war, er habe jetzt genug Zeit vergeudet, fing an, Flaschen aus einer Kiste in einen Kühlschrank zu räumen. Bei jedem Handgriff pumpten sich die Muskeln in seinen Armen auf.
    Bert fragte sich, ob man Frauen wirklich mit so was imponieren konnte. Und ob er bereit wäre, kostbare Lebenszeit für einen erstklassigen Bizeps zu opfern.
    » Eher nicht«, antwortete Dennis Stolberg, und Bert zuckte zusammen. Doch dann begriff er, dass der Mann auf Ricks Frage geantwortet hatte. » Er blieb für sich.«
    » Weil er schüchtern war?«
    » Nein. Weil er hart trainiert hat. Da hat man keinen Bock auf ein Plauderstündchen mit dem Nachbarn.«
    » Ist Ihnen in letzter Zeit irgendwas Ungewöhnliches an ihm aufgefallen?«, fragte Bert.
    Dennis Stolberg hatte begonnen, Unterlagen zu ordnen. Er schob Papiere hin und her, blätterte in einem Folder, der die Vorzüge des Fit & Fun pries.
    » Nein«, sagte er nachdenklich. » Obwohl …« Er blickte auf, und Bert schaute in die grünsten Augen, die er je gesehen hatte. » Er wirkte seit Kurzem ziemlich nervös.«
    » Wie äußerte sich das?«
    Es war mühsam, diesem Mann jedes Wort aus der Nase zu ziehen.
    » Er machte Zirkeltraining, wie die meisten hier, und …«
    » Zirkeltraining?«
    » Dabei benutzt man verschiedene Geräte hintereinander, um möglichst viele Bereiche zu trainieren. Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit. Ist echt optimal.« Einen Moment lang schien er aus dem Konzept gebracht zu sein, dann fand er den Faden wieder. » Bodo trainierte meistens zwei Stunden und absolvierte dabei zweimal sechs Geräte. Doch in den vergangenen Tagen hat er irgendwie die Übersicht verloren. Er nahm sich keine Zeit, sondern hetzte nur so von Gerät zu Gerät.«
    » Wirkte er gestresst?«, fragte Rick.
    » Vielleicht.« Dennis Stolberg runzelte die Stirn. » Aber hauptsächlich unruhig. Und manchmal dachte ich sogar, er hat Angst.«
    » Angst?«
    » Er wählte nie ein Gerät, das am Fenster stand, was er sonst immer gern getan hat. Er war nicht der Typ, der beim Training auf die Monitore starrt. Er guckte lieber nach draußen.«
    Kein Wunder, dachte Bert, dem bereits aufgefallen war, dass der Blick der meisten Kunden wie gebannt an den überall angebrachten Bildschirmen hing. Schließlich ist Bodo Breitner den ganzen Tag in dem Haus auf dem Anwesen der Ritters eingesperrt gewesen.
    » Und das hat sich geändert?«, fragte er.
    Der Trainer nickte. » Es schien ihm auch unangenehm zu sein, den Raum im Rücken zu haben.«
    » Wann ungefähr hat diese Veränderung stattgefunden?«
    » Das fällt mir eigentlich erst jetzt auf«, fuhr Dennis Stolberg fort, ohne Berts Frage zu beachten. » Ab und zu blickte er sich um, als befürchtete er, hinter ihm könnte sich irgendwas zusammenbrauen.«
    » Wie meinen Sie das?«
    » Tja.« Dennis Stolberg hob die Schultern. » Er wirkte irgendwie … geduckt. Als wollte er sich am liebsten unsichtbar machen.«
    » Wie lange ging das schon so?«
    » Seit ein paar Tagen.«
    Das war alles, was sie aus ihm herausbekamen, aber es war mehr, als sie erwartet hatten. Der Tote hatte sich vor irgendetwas gefürchtet und zwar so sehr, dass es andern aufgefallen war.
    Sie traten vor das Haus und genossen die frische, kalte Luft.
    » Seit ein paar Tagen«, murmelte Rick. » Interessant.«
    Schweigend gingen sie in

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