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Der Bilderwächter (German Edition)

Der Bilderwächter (German Edition)

Titel: Der Bilderwächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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da konnte man Katzenspuren erkennen. In dem Abflussrohr an der Hauswand, das vom Wasser aus der Regenrinne gespeist wurde, gluckerte es.
    Wie schön, dachte Bert, der nicht zum ersten Mal hier war, und drückte auf den Klingelknopf. So friedlich.
    Ilka machte ihnen auf und führte sie in die Wohnküche, die für eine WG recht aufgeräumt wirkte.
    » Die andern sind schon ausgeflogen«, sagte sie mit einem scheuen Lächeln.
    » Wohin?« Bert nahm auf einem der Stühle Platz. Er freute sich darauf, ein paar Einzelheiten darüber zu erfahren, welchen Weg die jungen Leute eingeschlagen hatten.
    » Jette studiert in Köln Psychologie«, berichtete Ilka. » Merle hat eine feste Stelle im Tierheim bekommen. Mina wohnt immer noch in der Therapie- WG der Klinik und Mike restauriert alte Möbel. Er hat eine Werkstatt hier im Haus, ist aber gerade zu Kunden unterwegs. Möchten Sie was trinken?«
    » Wenn Sie einen Kaffee im Angebot haben«, sagte Rick mit seinem charmantesten Lächeln.
    Bald darauf saß Ilka bei ihnen am Tisch und schaute sie erwartungsvoll an. Sie wirkte angespannt und sah aus, als hätte sie eine schlaflose Nacht hinter sich. Unter ihren großen Augen lagen violette Schatten, und ihre Unterlippe war zerbissen, als hätte sie unentwegt daran genagt.
    » Ilka, wo waren Sie in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch?«, fragte Bert.
    » Hier.« Sie musste nicht lange überlegen. » Ich hatte am Abend eine Verabredung mit Thorsten Uhland, der den Nachlass meines Bruders verwaltet, und bin danach nicht mehr nach Düsseldorf zurückgefahren.«
    » Wo Sie studieren«, warf Rick ein.
    » Ja. An der Kunstakademie.«
    » Kunstakademie!« Rick pfiff leise durch die Zähne.
    » Sind Sie oft in Birkenweiler?«, fragte Bert und ignorierte Ricks Begeisterung.
    » Eigentlich nur an den Wochenenden. Dieser Besuch ist eine Ausnahme.«
    » Der Grund?«
    » Ich wollte noch einmal mit Thorsten Uhland sprechen.«
    » Warum?«
    » Ich bin nicht einverstanden mit seinen Plänen für Rubens Werk.«
    Ilka nahm einen Schluck Kaffee, und Bert und Rick warteten darauf, dass sie fortfuhr.
    » Er will es ganz groß rausbringen und einen Wahnsinnswirbel veranstalten.«
    » Den Anfang hat er mit dem Express gemacht«, sagte Rick.
    » Ja. Ich hatte keine Möglichkeit, etwas dagegen zu unternehmen. Er hat mich schlicht und einfach ausgetrickst.«
    Das Telefon in der Diele klingelte und Ilka blickte nervös zur Tür.
    » Die ganze Zeit geht das schon so. Reporter von Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen. Bald werden sie hier aufkreuzen und das Haus belagern. Sie rufen sogar bei meiner Tante und meinem Onkel an.«
    Und es würde noch schlimmer werden .
    Wie sie das quälen muss, dachte Bert. Sie hätte sich zu einer ganz normalen jungen Frau entwickeln können, wenn nicht ihr Bruder, der große Künstler, ums Leben gekommen wäre.
    Und ihr sein Erbe vermacht hätte.
    Ilka hielt sich an ihrer Tasse fest. In ihrem Kopf schienen die Gedanken zu rotieren.
    » Haben Sie mich gerade nach meinem Alibi gefragt?«
    » Sie wissen, um was es hier geht?«, erkundigte sich Rick.
    » Um den Mord an einem Mitarbeiter von Thorsten Uhland, ja. Aber wie kommen Sie darauf, dass er … dass ich …«
    » Routine«, beruhigte Rick sie. » Diese Frage stellen wir allen, die in irgendeiner Verbindung zum Opfer standen.«
    » Ich kannte den Mann gar nicht. Hab ihn nie gesehen. Merle hat von ihm erzählt. Bodo …«
    » Breitner.«
    » Ja. Bodo Breitner.«
    » Waren Sie in der fraglichen Nacht mit ihren Freunden zusammen?«, fragte Bert.
    » Am Abend. Irgendwann in der Nacht ist Jette dann zu mir ins Bett gekommen. Ich hatte einen Albtraum, und sie ist bei mir geblieben.«
    Gab es ein besseres Alibi?, fragte sich Bert, doch die Skepsis in Ricks Augen ernüchterte ihn wieder. Selbst wenn man nicht allein im Bett lag, konnte man sich unbemerkt davonstehlen. Und wenn Jette einen tiefen Schlaf gehabt hatte, wäre es für ihre Freundin sogar möglich gewesen, einige Stunden fortzubleiben und unbemerkt zurückzukommen.
    Und einen Mord zu begehen?
    Einen Mord voller Wut, voller Gewalt?
    Er musterte Ilkas Gesicht.
    Sah so eine Mörderin aus?
    Bert räusperte sich, setzte sich gerade hin und schob den letzten Gedanken beiseite. Mörder sahen aus wie jeder andere. Sie unterschieden sich in nichts von ihren Mitmenschen – außer in ihrem Denken, ihren Gefühlen, ihrer Vergangenheit und Gegenwart.
    Dennoch. Er begriff, dass er nicht wollte, dass Ilka schuldig war.
    Er erinnerte sich

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