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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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sickern lassen, was sie in Wirklichkeit darstellten.
    Ein Meisterwerk.
    Und er war eingeladen worden, sich daran zu beteiligen.
    Er schluckte und versuchte, ruhig zu bleiben. Das Messer verschwand nie aus seinem Gesichtsfeld. Nun, da die Zeit gekommen war, reagierte sein Körper eigenmächtig mit gemeinem Zittern und kaltem Schweiß. Es fühlte sich stark nach Verrat an, füllte sein Hirn mit kleinlichen Ängsten und mit Elend, obwohl es eigentlich außer sich vor Freude sein sollte, ob des sagenhaften Kunstwerks, das der Mörder zu erschaffen beabsichtigte.
    Walter hatte den ganzen Nachmittag gewartet. Er hatte ein Radiointerview abgesagt und seine alten Werke verhangen; bedrückt darüber, dass er nie etwas Außergewöhnliches zustande gebracht hatte, und zugleich erregt, weil er zu etwas Außergewöhnlichem beitragen würde.
    Vermutlich würde es um Mitternacht geschehen – eingedenk der allzu vielen kitschigen Sitzungen mit der alten Gruppe, die stets mit der Dramatik einer läutenden Uhr begonnen hatten.Und als der Zeitpunkt näher gerückt war, hatte er sich zur Vorbereitung nackt ausgezogen und sich ausgemalt, welche Sorgfalt angewandt worden war, um den Körper des Arztes zur Schau zu stellen.
    »Mach mich auch so«, hatte er geflüstert und sich selbst berührt.
    Aber als der Mörder letztlich kam, waren seine Nerven, diese miesen Verräter, zusammengebrochen. Mit ihrem schaurigen Instrument in der Hand und winzigen Flammen, die um feuchte Augen züngelten, war die Gestalt wie Nebel hereingeschlichen und hatte seine Entschlossenheit zerschmettert. Er war schreiend geflüchtet, über seine eigenen Werke gestolpert und hatte sich dafür gehasst, bis er letztlich schwitzend und zitternd mit dem Rücken gegen die Wand gestoßen war, während sich der Schatten genähert hatte. Und dort war er erstarrt.
    Das Adrenalin war langsam abgeflossen. Der Mut war letztlich zurückgekehrt.
    Gelähmt.
    Der Mörder hatte seine schreckliche Laterne gelöscht und sie in einem Rucksack verstaut. Seither stand er nur mit gezücktem Messer da und zögerte die Drohung schier unendlich hinaus. Alle paar Augenblicke schaute er zur Seite, als wäre er so vollkommen unbeteiligt, dass er kaum konzentriert bleiben konnte. Die schiere Brüchigkeit der Dramatik und des Zeremoniells, die, wie Walter inbrünstig empfand, der Szene – seiner Szene – innewohnen sollten, jagte erste kribbelnde Schauder der Panik über seinen Rücken.
    »Hhhham« , sagte er. »Ja? Hhhham   …«
    Der Killer begegnete seinem Blick. Schweiß glitzerte in den dunklen Höhlen hinter der Maske, vertiefte Walters Angst und deutete auf einen weit schmutzigeren, weit weniger kunstfertigen Akt hin, als er sich ausgemalt hatte. Als wäre der Mörder zu einer Entscheidung gelangt, wurde das Messer abrupt angehoben. Die latexbehandschuhten Finger verstärkten den Griff um die Waffe,während sie diese in die Höhe hoben, bereit, sie jederzeit herabschnellen zu lassen.
    Bereit für einen einzigen, wilden, kunstlosen Streich.
    »Nein!«, kreischte Walter. »Bitte! Mach es rich…«
    Und der Messergriff schlug ihm ins Gesicht.
    Walter heulte auf. Flüssigkeit schoss aus seiner Nase, und die Schmerzen trafen als mächtige Welle ein, die sich von Wange zu Wange brach. Bevor er sie wegblinzeln konnte, fand er sich auf Händen und Knien wieder. Schaumiges Blut spritzte über seine Lippen, in seine Augen und auf den Boden. Trotz dieser einschüchternden Lage – in Bittstellerhaltung vor den Füßen des Peinigers – empfand er als das Schlimmste, was ihn durchströmte, nicht etwa die Schmerzen oder den Schock, sondern die himmelschreiende Unrichtigkeit des Ablaufs. Das Grauen vor einem unvollkommenen, gewöhnlichen kleinen Tod.
    »Nicht so!«, presste er gurgelnd hervor. Erbrochenes versengte ihm die Kehle. »B-bitte …«
    Ein Fuß krachte in seine Rippen, kippte ihn auf den Rücken wie eine gestrandete Schildkröte, und während er rasselnd und zappelnd nach Luft rang, richtete er den Blick auf die über ihm aufragende Gestalt, die selbst jetzt noch abgelenkt wirkte. Die immer noch zur Seitentür des Ateliers starrte.
    Und dann das Messer mit einer einzigen, knappen Bewegung in die Scheide steckte.
    Und oh, die Erleichterung! Die Dankbarkeit, die Walter da durchströmte. Es lag das Versprechen in der Luft, dass mehr kommen würde, dass etwas Planvolles ablief, dass sich Kunst vollzog. Er weinte aus blutigen Augen und murmelte: »Danke, oh danke …«
    Dann flog die

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