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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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entlangzuspähen, um für alles gewappnet zu sein.
    Er warf Drogen ein, um sich einigermaßen in den Griff zu bekommen. Nicht genug, um Normalität zu erlangen, die Schatten zu vertreiben und die Schmerzen zu beseitigen – dafür war es zu spät –, aber zumindest konnte er weiter funktionieren. Bring es einfach zu Ende, Kumpel. Danach kannst du ein Jahr lang schlafen .
    Sein Telefon bimmelte. Mit einem leisen Aufschrei durchwühlte er die Taschen. Der schrille Klingelton wirkte wie ein Affront gegen den Sinn einer Observierung. »Hallo?«
    »Shaper? Canton hier.«
    »Ja?«
    »Die Zentrale hat ein paar Leute losgeschickt. Sie haben die Leiche gefunden; genau wie du gesagt hast.«
    »Was? Wovon …«
    Jäh verstummte er.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite blinzelte in den Schatten ein Vorhang.
    »Das macht Nummer fünf«, plapperte Canton ahnungslos weiter. »Die Kripo ist außer sich vor Freude. Die nennen ihn den ›Touristen‹, falls du’s glauben kannst – weil er so gern Andenken mitnimmt. Wichser . Sie haben Profiler; Experten aus den USA – das volle Programm. Die Medien erfahren erst etwas, wenn jeder einen Blick auf den Fall geworfen hat. Apropos, wie hast du davon erfahren?«
    Shaper hatte Mühe, sich zu konzentrieren, ließ den Blick auf das entfernte Fenster geheftet. »Warte mal, Canton, wie … Was hast du damit gemeint – ›genau wie du gesagt hast‹?«
    Da   …
    Zwischen den Vorhängen tat sich im Schneckentempo einer Kontinentalverschiebung eine pechschwarze Lücke auf. In den Tiefen seiner fehlzündenden Sinne beschlich ihn irgendwie die Gewissheit, dass Aufmerksamkeit sich auf ihn richtete, dass inder Schwärze ein Auge lauerte, unter dem heißer Atem ausgestoßen wurde. Die Erkenntnis lastete wie ein tonnenschweres Gewicht auf Shapers Rückgrat.
    Er ist vor mir hier gewesen. Er ist verdammt noch mal vor mir hier gewesen   …
    Schon wieder.
    »Geht’s dir gut?«, kam es aus dem Telefon.
    »J-ja. Klar. Warum?«
    Ich seeee-he dich   …
    »Du bist nicht hackedicht?«
    »Nein.« Shaper zog sich tiefer in den Van zurück wie eine Schlange, die sich in ihrem Erdloch einrollt, und zwang sich, den Blick von dem Fenster abzuwenden. »Nein, ich bin nicht hackedicht, verdammt. Wovon redest du eigentlich?«
    »Du hast mich vor zwanzig Minuten angerufen, Kumpel. Mit einer Wegbeschreibung zum fünften Opfer.«
    »Nein, hab ich nicht.«
    »Ich fürchte, du hast. Bist du sicher, dass es dir gut geht?«
    Autopilot. Scheiße .
    Plötzlich hörte sich der Polizist verlegen an. »Hör mal, Dan, diesmal musste ich meine Quelle nennen. Der für den Fall zuständige Beamte ist ein echter Scheißkerl und stellt haufenweise Fragen, verstehst du? Ging nicht anders. Du musst morgen aufs Revier kommen. Und eine Aussage abgeben.«
    »Aber …«
    »Kein aber. Um vier Uhr.«
    »Canton! Nein! Das wird zu meinem Klienten führen. Oder schlimmer noch, es wird zu mir führen, verfluchte Scheiße. Das …«
    »Das kommt davon, wenn man Poirot spielt, Kumpel. Da erwartet man, dass jemand wenigstens ansatzweise Verantwortungsbewusstsein zeigt.«
    »Aber …«
    »Tut mir leid. Vier Uhr.« Damit war die Leitung tot.
    Shaper brüllte. Reichlich.
    Und als er sich wieder in den Griff bekam, wagte er einen letzten verstohlenen Blick zu dem beobachtenden Fenster. Die Spalte hatte sich geschlossen wie eine fleischige Narbe, und die Welt präsentierte sich so still und ruhig wie ein Grab.
    Scheiß auf die Observierung.
    In der Samadhi-Klinik für Alternativtherapien herrschte kaum mehr Leben.
    Shaper hämmerte in kurzen, zunehmend lauteren Schüben an die Tür und versuchte, sich nicht von Paranoia übermannen zu lassen.
    Sie schläft. Sie ist erschöpft, nachdem sie einem Raum voller hingebungsvoller Hippietypen gestanden hat, dass sie in Wahrheit eine verachtenswerte, himmelschreiende Lügnerin ist. Danach ist sie verständlicherweise eingenickt.
    Oder:
    Sie ist immer noch sauer, weil du sie wie eine besoffene, austauschbare Fickschlampe behandelt hast, und würde die Tür eher einem wutentbrannten Stegosaurus als dir öffnen.
    Ja.
    Definitiv eins von beidem.
    Oder   … ihr ist etwas zugestoßen.
    Halt’s Maul.
    Nach der fünften Runde Klopfen nahm er wahr, dass in den Wohnungen darüber Vorhänge zu zucken begannen, und er trat zurück. Mürrisch harrte er am Randstein aus, während eine wackere Zigarette der Nässe trotzte. Ein paar spätnächtliche Fußgänger zogen an ihm vorbei. Einer, der ein

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