Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)
Canton neben ihm und ließ ein eigenartiges Grinsen aufblitzen.
Shaper musterte ihn mit zu Schlitzen verengten Augen. Irgendetwas am Tonfall seines Gefährten kam ihm verdächtig vor. »Schräg, ja …«
»Das gute Aussehen hat wohl ausschließlich die Schwester abbekommen, was?«
Scheiße .
»Du Mistkerl.« Er richtete einen betroffen wirkenden Finger auf ihn. »Du hast sie überprüft, oder? Nach dem Café!«
Canton grinste. »Hab sie nach Hause verfolgen lassen. Und hab mir ihre Akte angesehen.«
»Das ist echt tief , Mann. Das ist …«
»Oh, verschon mich. Wenn du mit Informationen knauserst,musst du davon ausgehen, dass ich mir kralle, was ich kriegen kann.«
Eine Weile schäumte Shaper vor sich hin und beobachtete, wie Karl blinzelte und sich die Lippen befeuchtete.
Dann bahnte sich die Frage langsam den Weg aus seinem Innersten nach oben, und als er schließlich seufzte und sich Canton wieder zudrehte, lächelte der Bulle bereits wartend.
»Also, was steht drin?«, fragte er knurrig. »In ihrer Akte.«
»Entspann dich. Blütenweiße Weste. Du knallst eine Heilige.«
Eine verlogene, betrügerische, verkommene …
… Heilige.
»Verstehe.«
Plötzlich dröhnte der Lautsprecher und ließ Shaper zusammenzucken. »Was mich interessiert«, donnerte Vehrman und beugte sich auf dem Stuhl vor, »ist der Grund für das plötzliche Ändern der Vorgehensweise.«
Karl zog eine Schnute. »Ich verstehe Sie nicht.«
»Mord, Freundchen. Außergewöhnliche Morde. Interessantes Thema.«
»Davon weiß ich nichts.«
»Vielleicht nicht, vielleicht doch. Aber ich sag dir was: Wir haben unten in der Leichenhalle einen amtlich anerkannten Irren, schwarz wie beschissene Kohle. Mr. Matthew Foster, Karl. Dem Kerl wird ziemlich üble Scheiße zugeschrieben.« Er deutete mit ausholender Geste auf den Spiegel, wenngleich Karls Blick ihm nicht folgte. »Weißt du, als mir mein Kollege – der gleich da drüben ist – erzählt hat, dass ein kleiner Wichser wie Fossey in dieser Sache drinstecken könnte, wurde ich echt aufgeregt. Ist immer schön, wenn ein neuer Verdächtiger dazukommt. Hat mir ’nen richtig schönen Ständer beschert.«
»Blödsinn«, flüsterte Canton in der Düsternis, als füge er eine geheime Fußnote hinzu. »Er wollte wissen, woher ich den Namen hatte. Als ich es ihm gesagt hab, hätte er fast gekotzt. ›Unzulässig‹, hat er gemeint, dieser scheinheilige Penner.«
Shaper erwiderte das Grinsen seines Freundes nicht. Vielmehr entsetzte ihn insgeheim, wie die Polizei ihre Bemühungen rund um die wenigen Krümel konzentrierte, die Shaper geliefert hatte.
Ich steck zu tief drin.
Wie auf ein Stichwort entfachte die Krankheit ein Kribbeln in seinem Kreuz und ließ ihn zappelig werden.
»Ein Mann wie Fossey«, meinte Jabbas Cousin. »Mit so einer Vorgeschichte … Tja. Passt alles zusammen. Wäre ein klarer Fall von Verhaftung gewesen.« Er schürzte die dicken Lippen. »Dann bist du aufgekreuzt und hast ihn umgebracht, bevor ich auch nur Hallo zu ihm sagen konnte.«
Karl schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Warum hast du’s getan, Karl?«
»Hab ich nicht. Ich hätte ihm nie wehgetan.«
»Also hast du ihn gekannt?«
»Ja!«
»Gut.« Mit einem sarkastischen Lächeln lehnte sich Vehrman zurück. »Das ist ein Fortschritt.«
»Selbstgefälliger Arsch«, brummte Canton.
»Nun denn, da du und das menschliche Grillsteak unten so gute Kumpels waren, Karl, kannst du mir ja vielleicht ein wenig von ihm erzählen. Wie ich schon sagte, ich bin neugierig. Warum die Änderung der Vorgehensweise?«
»Ich … weiß nicht, was Sie meinen …«
»Ist doch ganz einfach, mein Freund. Diese Morde fangen ziemlich clever an, getarnt als Unfälle, ja?«
»Ich …«
»Und dann – na ja, sieh selbst.«
Wie ein Falschspieler, der seinen Trumpf ausspielt, holte Jabbas Cousin eine Reihe von Fotos hervor und breitete sie auf dem Tisch aus. Als sich der Freak vorbeugte, um sie zu betrachten, richtete der Bulle ein triumphierendes Grinsen auf den Spiegel. Aus seinem Gesicht sprach: Ergötzt euch an meinem Genie!
»Weiß er, dass ich hier drin bin?«, fragte Shaper und schüttelte diskret ein lästiges Zittern aus dem linken Fuß.
»Nein.« Canton klang erschöpft. »Der da hätte eigentlich mir gehört.«
»Rivalität zwischen den Abteilungen?«
»Nee, er ist bloß ein Pisser. Hält sich für ’nen verfickten Kriminalpsychologen, will Verdächtige immer aus dem Gleichgewicht bringen.«
Durch das
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