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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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»Und?«
    »Wie läuft’s zwischen ihr und dir? Immer noch nicht gut, was?«
    »Das geht dich verdammt noch mal nichts …«
    »Ich kann helfen.«
    Die Kiefer des Polizisten mahlten in einer finsteren Miene, dann packte er Shaper an den Jackenaufschlägen und zerrte ihn in eine abgeschiedene Nische. Der Verkehr der Passanten zog außer Hörweite an ihnen vorbei. Außerhalb der Sichtweite möglicher Beobachter knickte Cantons Verärgerung ein wie ein Stück Karton. »Wie?«, presste er hoffnungsvoll hervor.
    »Kostet dich was. Einen kleinen Gefallen. Der, nebenbei bemerkt, auf lange Sicht für uns beide hilfreich sein könnte. Oh, und obendrein bekommst du dadurch gratis einen Aufhänger dazu, um eine Unterhaltung mit der bezaubernden Dame anzuzetteln …«
    Canton durchbohrte ihn mit einem gehässigen Blick. »Red weiter.«
    Shaper kramte kichernd in seiner Jacke. Nach einigen vergeblichen Versuchen in falschen Taschen schnalzte er mit der Zunge und holte zwei seltsame Gegenstände hervor.
    In einer Hand hielt er ein winziges Stück eines abgebrochenen Fingernagels. »Dafür brauch ich eine kriminaltechnische Analyse«, erklärte er. »Ist sehr wichtig.«
    In der anderen hielt er eine kleine Tüte mit braunem Pulver. »Sofortige Unwiderstehlichkeit. Ihr Sold der Sünde, Sir.«
    Ein dreifach Hoch auf Tigerpimmel .

Kapitel 27
    Die letzte verbliebene Tafil gab ihm den Rest. Dankbar sank er in einem flauschigen Nebel unechter Ruhe auf seinen Futon und tat so, als bemerke er die verschwommenen Sinnestrübungen nicht, die sich beharrlich weigerten, zu verschwinden. Er dachte sogar daran, auf seinem Mobiltelefon den Wecker zu stellen. Eine Stunde? , überlegte er. Anderthalb?
    Scheiß drauf. Hundertzwanzig Minuten. Gönn dir ruhig mal was.
    Immerhin, so beruhigte er sich, moderte Karl in einer Zelle vor sich hin. Das Spiel war aus.
    Natürlich träumte er. Es war ein hypnotischer Rudelfick gequälter Fantasien. Kurzfristige, vor skurrilem Grauen überquellende Erinnerungen vermengten sich mit den schauerlichen Geistern seiner Vergangenheit, durchsetzt von psychedelischen Einschlüssen.
    Anna kam darin vor, das wusste er danach noch. Mary ebenfalls. Und unter all den unsinnigen Bildern und verzerrten Traumata – hunderte Verprügelte, tausende Drohungen, ein Strom vergossenen Blutes und eine Unzahl beaufsichtigter Folterungen – erwischte er die beiden Frauen immer wieder dabei, wie sie zusammen kicherten und Erfahrungen über ihn austauschten.
    Irgendwann schlossen sich ihnen George Glass und die Coram-Zwillinge an. Sie alle drehten sich im Kreis und tollten herum. Mit Hilfe träger Logik wurde Shaper klar, dass sie sich gar nicht für ihn interessierten, sondern für einen Stuhl aus poliertem Holz mit Lederriemen, der sich hinter seinem Rücken befand. Sie versammelten sich und lärmten, vervielfältigten sich und veränderten sich. Die Gesichter verborgen, die Kleider unter orangefarbigen Roben versteckt, ließ Shaper mit wachsender Panik suchende Blicke über sie wandern, wollte verzweifelt dieMenschen finden, die er kannte und liebte. Niemand kümmerte sich um ihn – alle stießen ihn nur in ihrer Hast beiseite, strömten auf den unheimlichen Stuhl und die Gestalt in seinen frostigen Klauen zu.
    Ein gesichtsloser Mann. Ein gebrochener armer Teufel, dessen Finger sich an den Knäufen des Stuhls wund schabten, sich vor Schmerzen und Grauen windend. Die Geräusche füllten Shapers Welt aus und hielten noch an, als der Traum verblasste und die Figuren sich blähten und auseinandertrieben wie Öl auf Wasser.
    Kratz   … kratz   … kratz   …
    Abbrechende Fingernägel, ein Raspeln auf Holz. Die Sprechgesänge etlicher Stimmen, die zu jäher Stille verstummten.
    Und in einer klebrigen Suppe aus Schweiß und toxischen Ausdünstungen erwachte Shaper – wahrscheinlich … vielleicht  – in seiner Wohnung. Und mit wachsendem Schrecken wurde ihm bewusst, dass jenes Kratzgeräusch nicht aufgehört hatte.
    Wie ein körperloser Astralleib bewegte er sich auf die Eingangstür zu. Die Wohnung rings um ihn wirkte farblos vor Zigarettenrauch. Ein Strichcode schwindenden Tageslichts fiel durch die Jalousien herein. Angesichts des zähen Nebels in seinem Hirn war ihm kaum bewusst, dass er sich bewegte, bis seine Hände gegen die Innenseite der Tür drückten. Das Kratzen setzte sich fort, mittlerweile ergänzt um ein tiefes, nasales Schnüffeln – feucht, atemlos, aufgeregt. Shapers Nackenhaare sträubten sich.
    Der

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