Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)
möglicherweise mit Fossey in Verbindung steht, und all das beruht ausschließlich auf deinen verfluchten Behauptungen.«
»Aber …«
»Vehrman redet sogar davon, dich wegen Justizbehinderung hopszunehmen, Kumpel. Wir sind hier keine dämlichen Tanzaffen – und du bist nicht der Leierkastenspieler.«
»Canton, bitte …«
»Karl ist bloß ein gruseliger Penner, der von der Wohlfahrt lebt, alles klar? Lass es gut sein. Und überlass es uns.«
Aber er ist es!
Er hat Türen geöffnet! Er hat Körper wie ein verfickter Geist an Mordschauplätzen aus und ein getragen, Canton, und du denkst, eine elektronische Fußfessel könnte ihn aufhalten?
»Er ist es«, flüsterte Shaper. »Er ist es einfach, klar?«
Es muss nicht komplizierter sein. Es braucht keine Haken und Ösen, keine unerwarteten Scheißwendungen. Es muss nicht wie in einem Hollywoodstreifen sein!
Bevor Canton etwas erwidern konnte, legte Shaper auf und ließ die Nacht verschwommen an sich vorbeirasen. Irgendwo in der Nähe von Canonbury, als die Anspannung unerträglich wurde und die Krankheit drohte, selbst seine Fähigkeit zu sehen, wohin er fuhr, lahmzulegen, tastete er abermals nach dem Telefon und benutzte die Kurzwahltaste, um Mary anzurufen.
Es klingelte viel, viel zu lange. Shaper murmelte und schwitzte vor sich hin. Er kniff die Augen gegen den Kontrast der grellen Lichter und der Dunkelheit der Stadt zusammen, um die bunte Fassade der Klinik weit vor sich auszumachen.
Bitte mach, dass er nicht wieder schneller war als ich.
Bitte mach, dass er nicht wieder schneller war als ich.
Bitte mach …
Am anderen Ende der Leitung wurde abgehoben. »Ja?«
Marys Stimme. Oh danke, verdammt, danke, danke, danke …
»Ich bin’s. Geht es dir gut?«
»Dan?« Sie klang überrascht.« Ich hätte nicht gedacht, dass du anrufen würdest.
»Bist du zu Hause?«
»Was? Ja.«
»Allein?«
»Ja.«
Eine Hupe röhrte an ihm vorbei. Shaper ignorierte das Geräusch. »Mary, hör zu …«
»Nein, bitte«, unterbrach sie ihn. »Ich muss … Also, ich wollte sagen … es tut mir leid, dass ich gelogen habe. Alles tut mir leid. Ich möchte, dass wir von jetzt an ehrlich zueinander sind und …«
»Mary, halt die Klappe.«
»Was?«
»Du musst eine Tasche packen.«
»Was?«
»Du musst verschwinden, Mary. Wie sich rausgestellt hat, steh ich irgendwie auf dich, deshalb wäre mir entschieden lieber, dass du nicht stirbst.«
»Aber …«
»Sofort, Mary!«
Damit raste er an der Klinik vorbei, ohne langsamer zu werden, und steuerte nach Osten und Norden, um den Teufel um Hilfe zu bitten.
Kapitel 28
Maude Coram hatte Gewicht zugelegt.
Wie eine riesige Kugel Himbeereis, die jemand auf ein weißes Sofa gelöffelt und dann weich und matschig hatte werden lassen, wölbte sie sich förmlich vor Fülle. In einem rosa Morgenmantel saß sie wie ein flauschiger Hügel da und vertrieb sich die Zeit – während sie auf Phyllis und Dave warteten –, indem sie ihren geliebten Corgi festhielt und auf unappetitliche Weise Speckchips mampfte. Jeder Bissen, jedes knuspernde Mahlen ihrer Kiefer war für Shapers Konzentration wie ein Gewehrschuss. Unruhig hockte er ihr gegenüber, atmete, so gleichmäßig er konnte, und bemühte sich, die Krankheit zu beschwichtigen.
Hier, an diesem Ort – in ihrer Gesellschaft – sehnte die Krankheit sich danach, durch seine Psyche hervorzubrechen.
»Also …«, brachte er hervor, noch aufgeputscht vom Adrenalin der rasanten Fahrt. »Wie geht es dir?«
Die Frau blinzelte, ohne den Blick von ihm abzuwenden, und biss auf einen weiteren Chip.
Rohrgeflecht in einem Mahlwerk.
Aus einer Ecke hinter Shapers Rücken kicherte Max Vicar wie ein in den Schatten hausender Kobold in die Stille hinein.
»Verstehe«, murmelte Shaper mit einem Kribbeln im Genick. »Auch gut.«
Als das grinsende Monster ihn vor fünf Minuten ins Haus gelassen hatte, war die Hexe, die sein Herz heimsuchte, in die Aufzeichnung einer Folge von EastEnders vertieft gewesen, die sie sich auf einem Plasmafernseher in der Größe von Wales ansah. Bei seiner Ankunft hatte sie das Gerät wortlos ausgeschaltet und sich ihm mit ernster Miene zugedreht. Seither starrte sie ihn nur an – mit dieser speziellen Unergründlichkeit, die den Gesichtern krankhaft fettleibiger Menschen vorbehalten zu sein scheint.
Und sie kaute vor sich hin.
Schaben unter Schuhsohlen.
»Ist … ist lange her, was?«, versuchte er es noch einmal und leitete die endlosen Ströme
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