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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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Achterbahn dahin, spielte er mit dem Gedanken, tiefer in seinen eigenen Geist einzutauchen und diesem klumpigen, leblosen Gefühl des Unbehagens auf den Grund zu gehen …
    Wodurch wurde es beim ersten Mal verursacht? Durch … durch einen tiefen und dunklen Verrat, davon war er überzeugt. Durch etwas Herzzerreißendes, an das er sich beinahe erinnern konnte. Durch etwas, das ihn verändert hatte …
    Geh dort nicht hin, Kumpel , warnte ihn die flüsternde Stimme, ein instinktives Sicherheitsventil. Denk nicht darüber nach. Ernsthaft .
    Indes redete der dünne Mann von einem Kerl ohne Augen, und Shaper tat so, als schenke er ihm Aufmerksamkeit. Aber seine Hände lagen ruhig auf der Tischfläche, ohne zu zittern, und irgendwie schien das wichtiger als alles andere zu sein.
    »Wird den Tag nicht überstehen«, sagte der Mann. »Schwerer Schock, verstehst du? Hat obendrein noch den Fuß verloren. Verfluchte Sauerei.«
    Sogar durch die Wolken hindurch vermeinte Shaper, eine unausgesprochene Frage wahrzunehmen, ein Ersuchen um Erklärungen. Instinktiv schreckte er davor zurück, schwenkte die Hände und erkundigte sich, ob er gehen dürfe.
    Die Stimme seufzte nur und forderte ihn auf, sich zu beruhigen.
    »Sofern du nicht in der Lage bist, eine Machete zu benutzen, um dich selbst in einem Schrank einzusperren«, meinte die Stimme, »ohne dabei eine Blutspur hinter dir herzuziehen, bist du kein Verdächtiger. Wir unterhalten uns hier nur.«
    Er nickte, nickte, nickte. Und hatte keinerlei Ahnung, was vor sich ging, interessierte sich auch nicht im Geringsten dafür. Er fiel noch ein Stück weiter.
    Der dünne Mann wollte wissen, was passiert war, fragte schmeichelnd, schnaufend und scheltend nach. Shaper nahm etwas von einer Fußfessel wahr, die sich nicht mehr bewegt hatte, und von einer Entscheidung bei Sonnenaufgang, das Haus zu stürmen. Und etwas wie: »Da haben wir dich gefunden.«
    Shaper erkundigte sich, ob er verhaftet sei.
    Der dünne Mann redete von Alibis. »Eine alte Dame aus Hackney hat sich bei uns gemeldet«, brummte er. »Sie behauptet, du hättest in den Nächten für sie gearbeitet, als die ersten drei Opfer um die Ecke gebracht wurden. Die Staatsanwaltschaft sagt, ich könnte dich selbst dann nicht festhalten, wenn ich wollte.«
    Das Wort »Bordell« fiel. Ein Kopfschütteln, ein gedehntes Seufzen. »Nur du kannst einen Fickschuppen benutzen, um dich aus Ärger rauszuhieven, Dan.«
    Mittlerweile gelangweilt beschloss Shaper, aufzustehen. Nur am Rande nahm er wahr, dass etwas seinen Arm erfasste.
    »Du hast gesagt, dass es noch einen weiteren gäbe«, erklärte der Mann eindringlich. »Als wir dich gefunden haben. Du warst in ziemlich übler Verfassung. Du hast gesagt: ›Noch einer. Nur noch einer.‹« Der Griff verstärkte sich. »Wir können dir helfen, Dan. Aber du musst uns sagen, um wen es geht.«
    Ein leuchtender Mann , erinnerte sich Shaper. Wie Jesus. Ein merkwürdiger Ausdruck in einem alten Gesicht. Und ›keine Polizei‹. Und VERBRECHER. Und   … und   … und   …
    Und allein der Gedanke an den Greis bremste seinen unverminderten Fall.
    Plötzlich entschlossen starrte Shaper auf die Hand, die seinenArm festhielt, bis sie sich von ihm löste, dann steuerte er auf die Tür zu. Bordell , dachte er.
    Es war ein Ort, und zwar nicht dieser hier. Er begab sich dorthin.
    Später saß er im Van.
    Da waren Tageslicht, Regen und die Stadt – aber keine Fragen.
    Ein Fortschritt .
    Doch immer noch fiel er.
    Als er das Lenkrad und den Sitzgurt bemerkte, vermutete er, dass er wohl hierher gefahren sein musste. Wahrscheinlich hätte er sich an die Fahrt erinnern können, wenn er es versuchte. Aber es schien kaum der Mühe wert zu sein, und so begnügte er sich stattdessen damit, pfeifend im Auto zu sitzen und am ganzen Leib Schmerzen zu verspüren.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand sich ein Bordell. Es sah nicht wie eines aus, und er zerbrach sich nicht den Kopf darüber, woher er wusste, dass es sich trotzdem um eines handelte. Der Ort hatte eine Bedeutung für ihn, davon war er überzeugt; es fühlte sich an, als befände sich darin etwas für ihn sehr Wichtiges. Er fragte sich, ob er hineingehen sollte, legte sogar die Hand auf den Griff der Autotür, um auszusteigen – aber nach einem oder zwei Jahrhunderten reiflicher Überlegung, während derer er durch zähen Hirnbrei gewatet war, beschloss er, sich die Mühe zu ersparen. Immerhin empfand er es als beruhigend vertraut,

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