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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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Vertraulichkeit von Klienteninformation – was durfte man preisgeben, was galt es, für sich zu behalten? – ging mit der einsetzenden Erkenntnis den Bach hinunter, dass …
    »Ich glaube, ich habe eigentlich nicht die geringste Kleinigkeit rausgefunden. Scheiße.«
    »Tja, ich schon«, erwiderte Canton selbstgefällig.
    »Die anderen Todesfälle?«
    »Genau. Bis hin zu Dr. Unaussprechlich von vergangener Nacht.«
    »Gibt’s ’ne Verbindung?«
    »M-hm.«
    »Welche?«
    Canton setzte eine gespielt skeptische Miene auf. »Ich weiß nicht recht, mein Freund. Du bist ein verdammter Verbrecher. Und du hast mir gerade ’ne Kippe geklaut, ohne zu fragen.«
    »Das war mein Tipp, du widerlicher kleiner Nazi. Spuck’s schon aus.«
    Canton kicherte. »Na schön. Fangen wir mit dem Opfer des Raubüberfalls an. Die Frau, die im Queen’s Park gefunden wurde. Sie war …«
    »Wie heißt sie?«
    Aus der Bahn geworfen, blinzelte Canton. »Äh … Colquhoun. Alice Colquhoun. Wieso?«
    Shaper zuckte nur mit den Schultern und starrte in die Kälte hinaus. Es hatte wieder zu nieseln begonnen.
    Alice Colquhoun. Opfer Nummer drei.
    »Jedenfalls …«, fuhr der Polizeibeamte fort. »Anscheinend wurde sie gar nicht dort umgebracht.«
    »Die Leiche wurde hingebracht?«
    »So sieht die Theorie aus.«
    »Wie bei Kingsley.«
    »Wie du glaubst , dass es bei Kingsley war, ja. Bei ihm können wir es nicht bestätigen – war ’ne zu große Sauerei. Jedenfalls wurden bei dieser Colquhoun Strohpartikel an den Schuhen gefunden.«
    »Stroh?«
    »Und Sägemehl, Heu – so was eben. Mikroskopisch klein.«
    »Und?«
    »Und sie war reich. Geschäftsfrau. Schwer auf ihr Image bedacht. Die hatte an die tausend Paar Schuhe, Kumpel. Die untersuchten Schuhe waren für ihren Abendlauf, dafür hat sie jeden Tag dieselben getragen. Zwischen ihrem Haus und dem Park ist Beton, dann kommen Gras und Matsch. Trotzdem wird sie mit einem halben Scheunenboden im Schuhprofil gefunden, und zwar unter einer Schicht nasser Erde. Also sind die Forensiker zu dem Schluss gelangt, dass die trockenen Spuren von dort stammen müssen …«
    »… wo sie umgelegt wurde.« Shaper beobachtete, wie sich der Rauch kräuselte. Seine Gedanken rasten. »Und weiter? Der Mörder schafft also die Leiche in den Park und lenkt ihre Beine so durch die Gegend, als würde sie joggen?«
    »Könnte sein.«
    »Und warum Sägemehl? Woher stammt es?«
    »Keinen blassen Dunst. Wir lassen Uniformierte mögliche Verbindungen überprüfen. Innerstädtische Landwirtschaftsbetriebe, Stallungen, Tierhandlungen; all so was. Nicht sehr erfolgversprechend. Aber es kommt noch besser. Hör dir das an.« Shaper hörte einen deprimierenden Anflug von Enthusiasmus in der Stimme des Polizisten. »Wenn ihr wirklich woanders das Licht ausgeblasen wurde, so glauben die Forensiker, dass der Mörder bewusst etwas von ihrem Blut mitgenommen hat, um es zu verspritzen.«
    »Scheiße.«
    Der Beamte nickte aufgeregt. »Mal eben den iPod der armenTeufelin eingesackt, und voilà – schon sieht’s nach ’nem beliebigen Raubüberfall aus.« Erregung in jeder Silbe. »Das wird was Großes.«
    Shaper betrachtete ihn mit einem Seitenblick und kaute auf der Unterlippe. Ehrgeiz war schon immer Cantons Dämon gewesen. Seine Seele an die Corams zu verkaufen war vor all den Jahren nur sein erster linkischer Versuch gewesen, eine Abkürzung des steinigen Weges einzuschlagen.
    Oh, die Familie hatte reichlich andere Abzeichenträger in der Tasche, aber keinen mit Cantons Zukunftsaussichten. Und niemand war so bereitwillig wie er in die Schatten spaziert. Dieser so adrette Spinner war eines Tages aus dem Nichts aufgetaucht und hatte eine Abmachung zum beiderseitigen Vorteil vorgeschlagen wie eine Führungskraft bei einer Präsentation. Die Corams sollten ihm ihre Feinde zum Fraß vorwerfen, dafür wollte er dafür sorgen, dass über ihren Betrieb hinweggesehen wurde. Mit seinem billigen Anzug und seinen lachhaft falschen Vorstellungen vom organisierten Verbrechen war er, wie die Zwillinge hämisch gemeint hatten, ein Hauptgewinn.
    Noch heute, Jahre später, war Shaper nicht völlig klar, warum ausgerechnet Canton eine solche Wirkung auf ihn gehabt hatte. Während all der Zeit im Dienst der Corams hatte er alle möglichen anständigen Leute erfindungsreich manipuliert, kontrolliert oder schlichtweg fertiggemacht; sowohl Bullen als auch andere – und er hatte dabei kaum innegehalten, um sich zwischendurch die Hände zu

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