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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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haben.
    Immer noch, obwohl sie auf verschiedenen Seiten des Gesetzes standen, obwohl sie eine Kluft von Ängsten und Philosophien voneinander trennte, konnte Shaper nicht anders, als sich verantwortlich zu fühlen. Er konnte nicht anders, als es zu seiner Mission zu erklären, den Bullen erneut vor seinem eigenen Ehrgeiz zu schützen. Das schuldete er ihm.
    Vor fünf Jahren, als sein Zusammenbruch noch eine frische Wunde gewesen war, nachdem er auf Kosten seiner geistigen Gesundheit die Flucht von den Corams angetreten hatte, kam Shaper inmitten all des Grauens jener frühen Versuche, irgendwie zu funktionieren, etwas zu Ohren. Ein aufstrebender junger Polizist, der unlängst vor einem Morast selbst gewählter Korruption gerettet worden war, hatte einen Albaner mit nur einem Hoden gefasst, der wegen Mordes an einer gewissen Anna Vlcek gesucht wurde. Shapers Verlobter.
    Schnee von vorgestern .
    »Bitte, Kumpel«, sagte er. »Sei … einfach vorsichtig, ja? Klemm dich nicht zu sehr dahinter. Und verbieg nicht die Regeln, hörst du? Dafür bin ich da.«
    Einen Moment lang schien Canton kontern zu wollen, verärgert von dem herablassenden Vortrag. Aber er zögerte sichtlich. Vermutlich erkannte er in Shapers Augen einen Funken seiner Besorgnis, seines Gefühls der Verpflichtung, seiner alten, unendlichen Dankbarkeit.
    Du hast den Scheißkerl festgenagelt, der sie umgebracht hat.
    »Mann, du verstehst das nicht«, sagte der Polizist schließlich in freundlichem Tonfall. »Es geht nicht bloß darum … einen Irren zu schnappen. Das fällt nicht in die Zuständigkeit meiner Abteilung. Diese Scheiße ist nicht mal mein Fall.«
    »Worum geht’s dann?«
    »Wir haben weitere Fingerabdrücke gefunden. Einen im Haus des Arztes, einen in dem Dachgarten. Wachs, genau wie davor.«
    Shaper vergaß seine Zigarette. Asche sammelte sich auf seinem Schoß.
    »Die von Boyle. Alle zwei.«
    Dosis , brüllte sein Gehirn. Dosis! Dosis!
    Er fühlte sich plötzlich überwältigt und griff nach der Autotür. »Ich muss los.«
    »Die Corams, Dan!«, zischte Canton und fasste mit einer Hand nach seinem Arm. »Ihnen muss das Handwerk gelegt werden!«
    »Ich …«
    »Ich brauche es für meinen Seelenfrieden, dass ihnen das Handwerk gelegt wird. Und du auch. Versuch nicht, so zu tun, als wär’s anders.«
    Reinen Tisch machen. Den alten Groll loswerden   …
    »Das können wir nicht allein, mein Freund. Sie haben zu viel Scheiße über uns in der Hand. Über uns beide .« Shaper schüttelte die Hand des Polizisten ab und öffnete die Tür. Sein Blut dampfte förmlich. Raus, raus, raus .
    »Aber Boyle … Er kennt alle schmutzigen Geheimnisse. Er ist der Schlüssel, Dan. Er kann Maude und diese verfickten Freaks zu Fall bringen, ohne selbst mit Scheiße bespritzt zu werden.«
    Shaper schlug die Tür zu und eilte davon. Hinter sich hörte er, wie sich das Fenster surrend öffnete.
    »Pack dir Eis auf den Kopf! Ich brauche dich in Topform!«
    Er blickte nicht zurück.

Kapitel 15
    Shaper schoss eine Dosis nach, bevor er seine Wohnung überhaupt erreichte. Er kauerte im Treppenhaus und ließ das mutterleibartige Rumoren der Welt – zankende Nachbarn, Verkehrslärm, das betäubende Hintergrundraunen von London – einen Kokon um seinen würdelosen Drogeneinwurf spinnen. Troparil, ein Kokainersatz, geschnupft vom Rand des Pillenordners, und eine dicke Kapsel mit der Aufschrift CX-717. Eine Ampakin-Bombe.
    Fast sofort wurden die Schrauben der Welt festgezogen. Die Ecken wurden schärfer, das Grauen verflog, seine Hände hörten zu zittern auf. Indes summte er vergnügt vor sich hin.
    Das heißt, bis das Pochen in seinem Schädel wieder einsetzte und ihn dazu bewog, nach oben zu eilen, um zu tun, was Canton ihm geraten hatte: Pack dir Eis auf den Kopf!
    Allein: Er hatte kein Eis.
    Keine Tüten mit tiefgefrorenem Gemüse, keine Geleinlagen für Kühltaschen, keine weichverpackten Fertiggerichte. Er gelangte zu dem Schluss, dass sogar eine wie ein skurriler Sombrero auf dem Kopf balancierte Pizza funktioniert hätte. Aber nein, alles, was der Gefrierschrank letztlich hergab, war eine einzige, vergessene Makrele, die ihn vorwurfsvoll durch die angesammelten Frostablagerungen anstarrte. Er pappte sie sich ordentlich mit einem alten Schweißband an den Kopf und versuchte, sich nicht dämlich vorzukommen.
    Fest entschlossen, seinen ermittlerischen Schwung zu wahren, ignorierte er Ziggys verträumte Blicke und schrieb einige der Namen auf, die Maus

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