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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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würde. Dann hat sie angefangen zu erzählen, was die so treiben … Sie und die anderen. All diese widerliche Scheiße …«
    Shaper versuchte erfolglos, dem Mann ins Wort zu fallen. Karl hatte sich in eine zombieartige Hülle verwandelt und leierte seine Geschichte monoton herunter wie ein Diktiergerät aus Fleisch. »Plötzlich klang es, als hätte sich ihre Stimme verändert. War wie bei einer laufenden Reportage. Runter von der Autobahn, durch den Kreisverkehr, den Zubringer zurück hinauf – sie hat unterwegs alles beschrieben. Falsche Richtung. Sie hat immer noch geredet, als sie ihre Karre in den LKW reingelenkt hat. Das Telefon ging beim Aufprall nicht mal kaputt.«
    Der in weiter Ferne weilende Blick des Mannes kehrte zurück und heftete sich stechend auf Shaper.
    »Ich habe mit angehört, wie sich meine liebe alte Ma umgebracht hat, Kumpel. Sie hat gerade den Namen Ihres verfickten George Glass verflucht, als sich das Lenkrad durch ihre Lungen gebohrt hat.«
    Schweigen zog sich wie zäher Teer hin.
    »A-also Selbstmord«, meinte Shaper schließlich leise. »Auch das weiß Mary nicht.«
    »Ist wahrscheinlich am besten so.« Karl schaute nicht auf. »Die kleine Mary hat immer den Boden angebetet, auf dem Ma lief. Bringt nichts, ihr das zu nehmen. Ich sag Ihnen, sie ist besser dran, wenn sie damit nicht in Berührung kommt. Wenn sie sich von mir so fern wie möglich hält.«
    »Karl, was haben Sie …«
    »Bitte, ich möchte, dass Sie jetzt gehen. Ich habe nichts mehr zu sagen.«
    »Aber … Sie sagten ›er und sein kleiner Klub‹. Was …«
    »Mr. Shaper, bitte.« Unendlich langsam hob Karl den Blick. »Wenn Sie nichts dagegen haben, wäre mir jetzt sehr recht, dass Sie sich …« Er verstummte. Holte Luft. Und brüllte: »VERPISSEN!«
    Aus voller Kehle. Mit verzerrter Miene. Der Schrei erschreckte den alten Geschichtenerzähler am Tisch nebenan und ließ Shaper unwillkürlich zusammenzucken.
    In der folgenden betretenen Stille, wurde der Mann wieder völlig verschlossen und schlang die Arme um die Knie.
    Shaper versuchte noch einige Male, zu ihm durchzudringen. Was für ein Klub? Was für eine widerliche Scheiße? Wo im verdammten Wald? Aber ebenso gut hätte er Karl aus einer anderen Galaxie zurufen können. Schließlich warf Shaper einen Blick auf die Armbanduhr, murmelte ein verhaltenes »Ups«, drückte seine Zigarette aus, wandte sich zum Gehen und nickte den anderen Trinkern entschuldigend zu. Erst als er unter der Markise hervortrat und der Nieselregen auf seiner Stirn zischend zu verdampfen schien, hielt er inne, weil ihm plötzlich ein Gedanke kam.
    »Karl?«, sagte er und drehte sich zurück. »Wissen Sie, was Mary mit ihrem Leben anstellt?«
    Der Spinner rührte sich nicht.
    »Sie hat diese Klinik. New-Age-Kram. Rückführungen, Séancen, all der Schwachsinn, auf den Sie so stehen. Aber sie heucheltalles nur, Kumpel. Ziemlich erbärmlich, wenn Sie mich fragen. Und alles nur, weil … wie haben Sie es ausgedrückt? Weil sie den Boden angebetet hat, auf dem Ihre Mutter lief.«
    Karl schaute mit rot geränderten Augen auf.
    »Trotzdem, Sie haben schon recht«, meinte Shaper und zuckte mit den Schultern. »Bringt nichts, ihr das zu nehmen, oder?«
    Damit ging er.
    Erst als er sich im Van und auf halbem Weg zurück nach Camden befand, um Vince abzuholen, wurde ihm klar, dass Karl ihn mit seinem Namen angeredet hatte.
    Mr. Shaper, bitte   …
    Shaper war so gut wie sicher, dass er sich nicht namentlich vorgestellt hatte.

Kapitel 17
    Von allen Fragen, die Karl im Zuge seiner Tirade offengelassen hatte, wurde eine in dem Moment beantwortet, als Shaper den Van von einer gewundenen Straße in die Zufahrt zu Sandras Haus lenkte.
    Wo im Wald, Karl?
    Hier im Wald, Dan .
    »Scheiße noch mal«, raunte Vince, der neben ihm lümmelte. »Das ist … Scheiße noch mal .«
    Es war gewaltig.
    Die Zufahrt schlängelte sich hinter dem breiten Schlund eines Ziertors durch ein buschiges Gewirr von Eichen und Ulmen. Eichhörnchen huschten auf schartige Baumstämme zu. Ab und an, wo das Gebüsch weniger dicht wuchs, deuteten funkelnde Tupfen des entschwindenden Tageslichts auf einen See oder Teich hin, während das vereinzelte Aufblitzen von Mauerwerk zwischen dem Grün das volle Programm aus Statuen, Lauben und kunstvoll errichteten Ruinen erahnen ließ.
    Der Nieselregen hörte auf, als wäre er dieses Ortes nicht würdig.
    Shaper rauchte mit hochgezogener Augenbraue und schenkte Vinces städtischem

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