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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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verstehen Sie?«
    »Aufklärung«, pflichtete Vince ihm nickend bei. »Haben die Umgebung überprüft.« Er hatte Blätter in den Haaren.
    Und, wie Shaper nicht umhinkonnte zu bemerken, er sah Tova geradezu geifernd an.
    Offiziell schwul, insgeheim bi. Auch eine Art, sich alle Möglichkeiten offenzuhalten.
    Die Rückseite des Hauses bot einen deutlich weniger einschüchternden Anblick als die Front. Eine einladende Tür samt Glocke und Klopfer führte an überquellenden Hängekörben vorbei und über eine Fußmatte mit einer Abbildung von Thomas, der kleinen Lokomotive, hinweg in einen Raum, der nach moderner Küche aussah. Und tatsächlich verlief auf der anderen Seite hinter Tova ein gepflegter Weg nach vorn zur Einfahrt.
    Aufklärung   …
    »Sie, äh … Sie gehen also?«, plapperte Shaper, um das Fettnäpfchen zu überspielen. »Ich dachte, Sie bleiben bis zum Abend.«
    Tovas Lächeln verdorrte. »Ich gehe, ja. Und zwar endgültig.« Sie hob einen robusten Koffer an und warf einen verbitterten Blick zum Haus. »Ich habe heute Vormittag einen Brief von Mr. Glass bekommen. Ich bin gefeuert.«
    Shapers Züge verfinsterten sich, und er fühlte sich schlagartig unbeholfen. Mitgefühl hatte nie zu seinen starken Seiten gehört.
    »Äh …«, setzte er an.
    Wie durch einen Zauber herbeigerufen tauchte Sandra an der Tür auf. Sie hatte den Wortwechsel eindeutig gehört.
    »Bitte, Tova, so darfst du das nicht sehen. Du bist nicht … ›gefeuert‹.« Sie nickte den beiden Männern zu. »Das hat er damit nicht gemeint.«
    »›Dienste nicht mehr benötigt‹«, gab Tova den Inhalt ihres Kündigungsschreibens spöttisch wieder und erkor Shaper zum unfreiwilligen Richter. »Nach drei Jahren – so etwas!«
    »Äh …« Das schien am sichersten zu sein.
    »Brauchst du Hilfe mit dem Köfferchen, Schnuckel?«, fragte Vince zuckersüß und griff danach. Tova gab den Koffer nicht her.
    Sandra, die nach wie vor an der Tür stand, machte eine Geste der Hilflosigkeit. »Du weißt ja, wie er ist, wenn er sich etwas in den Kopf setzt. Ich … ich werd versuchen, mit ihm zu reden.«
    »Es geht nicht um die Arbeit«, schnaubte Tova, die immer noch in Shapers Richtung Dampf abließ. »Er hat mir eine sehr großzügige Abfindung geschickt – alles prima.« Sie zupfte einen Scheck aus einer Tasche hervor und schwenkte ihn angriffslustig. »Das Problem ist Freddie! In dem Brief steht, es gehe dem Jungen besser und er benötige keine Vollzeitpflege mehr. Das ist Blödsinn! Es wird nicht besser. Es wird nie besser werden!« Sie schniefte, wandte den Blick ab und steckte den Scheck wieder ein. »Wer wird ihn jetzt behandeln, hm?«
    Shaper spielte mit dem Gedanken, ein weiteres »Äh   …« in die Waagschale zu werfen, aber die Frau kam ihm mit einem verächtlichen »Pah!« zuvor und stapfte den Weg entlang davon. Vince scharwenzelte hinter ihr her und versuchte immer noch, ihr den Koffer abzunehmen.
    »Warten Sie wenigstens noch ein Weilchen!«, rief Shaper. »Wir fahren bald zurück in die Stadt. Wir können Sie mitnehmen!«
    Ohne die Schritte zu verlangsamen, lächelte sie zu ihm zurück. »Schon gut. Das Taxi holt mich ab. Ich will schleunigst von hier weg.« Ihr Blick schwenkte zu Sandra. »Würden Sie Freddie für mich drücken? Ich werde ihn sehr vermissen. Und … und passen Sie auf sich auf.«
    Shaper beobachtete, wie Sandra nickte und sich auf die Unterlippe biss. Er fragte sich, welches seltsame, unausgesprochene Verständnis zwischen den beiden Frauen herrschen mochte.Tova unterbrach seine Gedankengänge, indem sie mit der Zunge schnalzte und ihn mit verengten Augen anstarrte.
    »Ich melde mich, Mr. Shaper. Ich rufe Sie demnächst an. Wir sollten reden.«
    Äh   …
    »Okay …«
    Mit einem letzten traurigen Nicken bog sie um die Ecke und verschwand. Vince kam zurückgelatscht, kofferlos und mürrisch, dann bedachte er Sandra mit einem abwägenden Blick, und seine Züge hellten sich wieder auf. Noch nicht alles verloren. Shaper verdrehte die Augen.
    »Also gut«, murmelte Sandra und ließ sie ins Haus.
    Die Begutachtung schien ewig zu dauern.
    Hektisch und ungeduldig führte Sandra sie durch ein schwindelerregendes Labyrinth leerer, verstaubter Räume. Shapers Wahnvorstellungen drängten sich währenddessen wieder zunehmend in den Vordergrund, als hielten die Drogen die Krankheit nur noch an einer ausfransenden Leine zurück, statt sie völlig einzusperren.
    Vince bummelte hinter ihm her und starrte auf Sandras

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