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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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nehmen, weil sie, ich zitiere, ›seine Aura beeinträchtigen‹.«
    Shaper bildete sich ein, dass sich Dampf aus ihren Augen kräuselte.
    »Nein, ich kenne sie nicht. Ich weiß nur von ihr. Und falls Sie meine ehrliche Meinung interessiert, Mr. Shaper – ich halte sie für eine Fotze.«
    Shaper taumelte beinah. Die Frau hielt seinen Blick noch eine Sekunde lang gefangen, dann ging sie auf die Tür zu.
    »Also«, dröhnte Vince in dem lahmen Versuch, die unbeschwerte Stimmung wiederzubeleben, »was Ihren Job angeht. Was für Sex empf…«
    »Ich werde ihn wohl aufgeben müssen«, schnitt sie ihm nunmehr im Arktikmodus das Wort ab und scheuchte die beiden Männer hinaus. »Ich kann unmöglich zu Terminen fahren. Nicht ohne Tova, die sich um Freddie kümmert.« Sie schloss die Tür hinter sich. »Was hat er sich nur dabei gedacht? «
    Shaper ertappte sich dabei, dass er Glass spontan verteidigte,ohne zu wissen, warum. »Na ja, vielleicht dachte er, da er ab jetzt auch hier wohnen wird …«
    Den Rest schoss sie mit einem höhnischen Einwand ab. » Er? Seiner Obhut würde ich nicht mal eine Topfpflanze anvertrauen, Mr. Shaper.«
    Und damit stürmte sie los, um den Rundgang hinter sich zu bringen. Es war, als hätte ihre traurige, einsame, flirtbereite Doppelgängerin nie existiert.

Kapitel 18
    Der Rundgang endete in der Nähe seines Ausgangspunkts in Freddies Zimmer.
    Es befand sich neben der Treppe im Erdgeschoss – aus purer Notwendigkeit, wie Sandra erklärte und dabei auf Rollstühle, Sauerstoffflaschen und Rollbetten deutete. Das Zimmer besaß mehr Wärme und Leben als der Rest der knarzenden Masse Thornhills zusammengenommen. Freddie lag hochgelagert im Bett.
    Seine Zuckungen setzten gerade lang genug aus, dass er seine Gäste bemerkte – und um sie breit anzulächeln. Ohne nachzudenken, grinste Shaper zurück und bemerkte, dass sich sogar Vinces gefühlsarme Züge fröhlich verzogen. Noch seltsamer war die Verwandlung, die sich in Sandra beim Anblick ihres Sohnes vollzog. Sie brachte einen noch tiefer verborgenen Ausdruck ihres inneren Ichs zum Vorschein: Noch nie war Shaper dermaßen greifbarer Liebe begegnet, und er fühlte sich eigenartig verlegen, denn den ganzen Weg nach unten war ihm etwas durch den Kopf gespukt, das Sandra gesagt hatte.
    Ausgelöst hatte diesen Gedanken die alte rosa Farbe unter der Tapete an der Wand in ihrem Zimmer. Um diesen Gedanken hatte sich eine Schicht kaltschnäuziger Gründe nach der anderen gewickelt, wie bei einer Perle, die eine Auster mit Schleimschicht für Schleimschicht umhüllt:
    »Warum hätte ich mir die Mühe machen sollen, in ein anderes Zimmer zu wechseln?«
    Weil, meine Liebe, Ihr unheilbar kranker Sohn zwei Stockwerke tiefer verdammt noch mal allein ist   …
    Der Gedanke war derart heimtückisch, dass er sich in allen möglichen unerwünschten Trümmern verhedderte und sie mit sich schleppte. Gedankentrümmer, die seine eigene sogenannteMutter betrafen, Familien und Zuwendung im Allgemeinen und Mrs. Coram und … und …
    Und all diesen Scheiß   …
    … so dass Shapers Unterbewusstsein, als sie bei Freddie eintrafen, Sandras Charakter bereits abgeschrieben und Hohn und Spott über ihre Verachtung für Mary ausgeschüttet hatte. Es hatte so weit geführt, dass er gerade damit anfing, sich eine Theorie zusammenzuschustern, warum diese herzlose Schlampe vier Menschen ermordet haben mochte.
    Als er sie nun jedoch mit ihrem Sohn zusammen beobachtete, bedauerte er es sofort. Freddies Freude darüber, sie zu sehen, hatte beinah religiöse Züge. Sie selbst, der man keine Spur von nüchterner Effizienz oder unterschwelliger Wut mehr ansah, zeigte sich genauso unverhohlen glücklich. Sandra schnäbelte an seinem Hals, bis er vor Verzücken quiekte, dann umarmte sie ihn und schloss dabei selig die Augen.
    Shaper kehrte seinen Zynismus in die hinterste Ecke und hasste sich still und leise.
    »Freddie«, sagte Sandra und sah dem Jungen in die Augen. »Das sind Mr. Shaper und Mr. …«
    »Vince«, meldete sich Vince zu Wort.
    »Wahrscheinlich wirst du sie demnächst öfter sehen. Gut? Sie sind nett.«
    Freddie machte etwas, das vermutlich ein Nicken war.
    »Wahrscheinlich«, sagte Vince und ließ sich behutsam auf der Bettkante nieder, wobei er Freddie anstrahlte, »werde ich sogar ein paar Nächte hier schlafen – wenn du nichts dagegen hast. Ich helfe eine Weile dabei, auf deinen Opa aufzupassen.«
    Ein weiteres rollend angedeutetes Nicken, ein weiteres

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