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Der blaue Express

Der blaue Express

Titel: Der blaue Express Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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mich stellen.»
    «Ja, Monsieur le Comte.»
    «Vielleicht ist das bereits geschehen?»
    «Nein, Monsieur le Comte.»
    «Es sind keine Fremden hier gewesen? Sind Sie sicher?»
    «Es war niemand hier, Monsieur le Comte.»
    «Das ist gut», sagte der Comte trocken, «aber sie werden kommen – dessen bin ich sicher. Sie werden Fragen stellen.»
    Hippolyte sah seinen Herrn mit verständiger Erwartung an.
    Der Comte sprach langsam, ohne Hippolyte anzusehen.
    «Wie Sie wissen, bin ich hier am vorigen Dienstag morgens angekommen. Sollte die Polizei oder sonst jemand Sie fragen, dann vergessen Sie das nicht. Ich bin Dienstag, den Vierzehnten angekommen – nicht Mittwoch, dem Fünfzehnten. Verstehen Sie?»
    «Vollkommen, Monsieur le Comte.»
    «In einer Affäre, von der eine Dame betroffen ist, muss man immer diskret sein. Ich bin überzeugt, Hippolyte, dass Sie diskret sein können.»
    «Ich kann diskret sein, Monsieur le Comte.»
    «Und Marie?»
    «Marie ebenfalls. Ich verbürge mich für sie.»
    «Dann ist es gut», murmelte der Comte.
    Als Hippolyte gegangen war, schlürfte der Comte nachdenklich seinen schwarzen Kaffee. Zuweilen runzelte er die Stirn, einmal schüttelte er ein wenig den Kopf, zweimal nickte er. Inmitten dieser Erwägungen erschien Hippolyte abermals.
    «Eine Dame, Monsieur.»
    «Eine Dame?»
    Der Comte war überrascht. Nicht, dass Damenbesuch etwas Ungewöhnliches in der Villa Marina gewesen wäre, aber in diesem Moment hatte der Comte keine Ahnung, wer die Dame wohl sein mochte.
    «Es ist, glaube ich, keine Dame, die Monsieur bereits kennt», murmelte der Diener hilfsbereit.
    Der Comte zeigte sich nun stärker interessiert.
    «Bringen Sie sie hierher, Hippolyte», befahl er.
    Einen Augenblick später trat eine herrliche Erscheinung in Orange und Schwarz auf die Terrasse, und mit ihr schwebte ein starker Duft exotischer Blüten herein.
    «Monsieur le Comte de la Roche?»
    «Zu Ihren Diensten, Mademoiselle», sagte der Comte mit einer Verbeugung.
    «Mein Name ist Mirelle. Vielleicht haben Sie schon von mir gehört?»
    «Ah, selbstverständlich, Mademoiselle, wer wäre denn nicht hingerissen von Mademoiselle Mirelles Tanzkunst? Exquisit!»
    Die Tänzerin quittierte das Kompliment mit einem kurzen, mechanischen Lächeln.
    «Ich überfalle Sie ganz formlos», begann sie.
    «Aber nehmen Sie doch Platz, Mademoiselle», rief der Comte; er holte einen Sessel herbei.
    Unter seiner Maske von Galanterie beobachtete er sie scharf. Es gab nur wenig, was der Comte nicht über Frauen wusste. Allerdings beliefen sich seine Erfahrungen weniger auf Damen der Klasse von Mirelle, die selbst zu einer Art Raubtiergattung zählten. Er und die Tänzerin waren gewissermaßen aus dem gleichen Holz geschnitzt. Seine Künste, das wusste der Comte sehr wohl, wären an Mirelle vergeudet. Sie war eine Pariserin, und eine raffinierte dazu. Eines jedoch erkannte der Comte unfehlbar, er saß einer sehr zornigen Frau gegenüber, und der Comte wusste sehr wohl, dass eine zornige Frau immer mehr sagt, als klug wäre, und dass zuweilen ein beherrschter Gentleman Nutzen aus einer solchen Frau ziehen kann.
    «Es ist sehr liebenswürdig von Ihnen, Mademoiselle, meine bescheidene Unterkunft in dieser Weise zu ehren.»
    «Wir haben in Paris gemeinsame Bekannte», sagte Mirelle, «die mir von Ihnen erzählt haben, aber ich bin heute aus einem anderen Grund zu Ihnen gekommen. Seit ich in Nizza bin, habe ich einiges über Sie gehört – in einem anderen Zusammenhang, wissen Sie.»
    «Ah?», sagte der Comte sanft.
    «Ich will sehr direkt mit Ihnen sein», fuhr die Tänzerin fort, «aber glauben Sie mir, Ihr Wohl liegt mir am Herzen. Man erzählt sich in Nizza, Monsieur le Comte, dass Sie der Mörder dieser englischen Lady seien, Madame Kettering.»
    «Ich! – Madame Ketterings Mörder? Bah, wie absurd!»
    Er sprach eher gelangweilt als empört, da er wusste, dass das sie zum Weitersprechen provozieren würde.
    «Aber ja», beharrte sie, «es ist so, wie ich es Ihnen sage.»
    «Die Leute tratschen eben gern», murmelte der Comte ungerührt. «Es wäre unter meiner Würde, solche wilden Anschuldigungen ernst zu nehmen.»
    «Sie haben es nicht richtig verstanden.» Mirelle beugte sich vor, ihre schwarzen Augen funkelten. «Es geht nicht um müßiges Geschwätz auf der Straße. Es geht um die Polizei.»
    «Die Polizei – ah?»
    Der Comte setzte sich auf, nun wieder in voller Aufmerksamkeit.
    Mirelle nickte mehrmals nachdrücklich. «Ja, ja. Verstehen

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