Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der blaue Express

Der blaue Express

Titel: Der blaue Express Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
mit der neuen anfängst›.»
    Kettering fuhr ihn wütend an.
    «Was zum Teufel meinen Sie damit?»
    «Sie sind ärgerlich über mich», sagte Poirot seelenruhig. «Ich habe es erwartet. Damit Sie verstehen, was ich meine – ich meine, Monsieur, dass da ein zweiter Wagen ist, mit einer Dame darin. Wenn Sie sich umdrehen, werden Sie sie sehen.»
    Derek wandte sich hastig um. Sein Gesicht wurde finster vor Zorn.
    «Mirelle, zum Teufel mit ihr!», murmelte er. «Ich werde gleich…»
    Poirot hielt ihn zurück.
    «Ist es klug, was Sie da tun wollen?», sagte er warnend. Ein grünlicher Schimmer leuchtete in seinen Augen. Aber Derek sah keine Warnsignale mehr. In seiner Wut war er vollkommen unbeherrscht.
    «Ich bin absolut fertig mit ihr, und sie weiß es», rief er verärgert.
    «Sie sind fertig mit ihr, ja, aber ist sie auch fertig mit Ihnen?»
    Plötzlich lachte Derek heiser.
    «Sie wird sich hüten, freiwillig zwei Millionen Pfund im Stich zu lassen», murmelte er grob, «da können Sie sich auf Mirelle verlassen.»
    Poirot hob die Brauen.
    «Sie sind ein Zyniker», murmelte er.
    «Bin ich das?» In seinem jähen breiten Lächeln lag keinerlei Freude. «Ich bin lange genug auf der Welt, Monsieur Poirot, um zu wissen, dass die Frauen alle ziemlich gleich sind.» Sein Gesichtsausdruck wurde plötzlich weich. «Alle außer einer.»
    Er trotzte Poirots Blick. Etwas wie Aufmerksamkeit trat in seine Augen und schwand wieder. «Die da», sagte er; mit dem Kopf wies er in die Richtung von Cap Martin, wo Katherines Wagen verschwunden war.
    «Ah!», sagte Poirot.
    Seine kalkulierte Ruhe provozierte das ungestüme Temperament des anderen.
    «Ich weiß, was Sie sagen wollen», sagte Derek rasch, «die Sorte Leben, die ich geführt habe, die Tatsache, dass ich ihrer nicht wert bin. Sie werden sagen, ich hätte kein Recht, an so etwas auch nur zu denken. Sie werden sagen, dass Sie mich nicht schlechtreden können, weil ich schon schlecht bin. Ich weiß, es ist nicht anständig, so zu reden, wo meine Frau gerade erst ein paar Tage tot ist, und ermordet noch dazu.»
    Er hielt inne, um Luft zu holen, und Poirot nutzte die Pause, um in fast beleidigtem Ton zu bemerken:
    «Aber ich habe von alldem doch gar nichts gesagt.»
    «Aber Sie werden es sagen.»
    «Eh?», sagte Poirot.
    «Sie werden sagen, dass ich nicht die geringste Chance habe, Katherine zu heiraten.»
    «Nein», sagte Poirot, «das würde ich nicht sagen. Ihr Ruf ist schlecht, ja, aber bei Frauen – das schreckt sie doch niemals ab. Wenn Sie ein Mann mit vorzüglichem Charakter wären, mit strenger Moral, einer, der nichts getan hat, was er nicht hätte tun sollen, und – vielleicht sogar alles, was er tun sollte – eh bien!, dann hätte ich große Zweifel an Ihren Erfolgsaussichten. Moralischer Wert, wissen Sie, ist nicht romantisch. Witwen wissen ihn jedoch zu schätzen.»
    Derek Kettering starrte ihn an, dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging zum wartenden Wagen.
    Poirot blickte interessiert hinter ihm her. Er sah, wie sich die liebliche Vision aus dem Wagen beugte und sprach.
    Derek Kettering blieb nicht stehen. Er hob den Hut und ging vorbei.
    «Ca y est», sagte Monsieur Hercule Poirot, «ich glaube, es ist an der Zeit, wieder chez moi zu gehen.»
    Dort fand er einen unbeirrbaren George vor, der Hosen bügelte.
    «Ein angenehmer Tag, Georges, ein wenig ermüdend, aber nicht uninteressant», sagte er.
    George nahm diese Bemerkungen mit seiner üblichen hölzernen Miene entgegen.
    «In der Tat, Sir.»
    «Die Persönlichkeit eines Verbrechers, Georges, ist ein interessantes Thema. Viele Mörder sind Männer von großem persönlichem Charme.»
    «Ich habe immer gehört, Sir, dass Dr. Crippen ein überaus einnehmender Gentleman war. Und trotzdem hat er seine Frau zu Ragout zerschnitten.»
    «Ihre Beispiele sind immer sehr treffend, Georges.»
    Der Diener antwortete nicht, und in diesem Moment läutete das Telefon. Poirot hob den Hörer ab.
    «‘allo – ‘allo – ja, ja, hier spricht Hercule Poirot.»
    «Hier Knighton. Bleiben Sie bitte einen Augenblick am Apparat, Monsieur Poirot. Mr Van Aldin möchte Sie sprechen.» Nach kurzer Pause war die Stimme des Millionärs zu hören. «Sind Sie es, Monsieur Poirot? Ich wollte Ihnen nur sagen, dass Mason von sich aus eben zu mir gekommen ist. Sie hat noch mal darüber nachgedacht und sagt, sie ist jetzt beinahe sicher, dass der Mann in Paris Derek Kettering war. Irgendetwas ist ihr an ihm bekannt vorgekommen, sagt

Weitere Kostenlose Bücher