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Der blaue Express

Der blaue Express

Titel: Der blaue Express Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sie, aber zuerst wusste sie nicht, was es war. Sie scheint jetzt ziemlich sicher zu sein.»
    «Ah», sagte Poirot, «danke, Monsieur Van Aldin. Das bringt uns weiter.»
    Er legte den Hörer auf und blieb eine Weile mit einem sehr merkwürdigen Lächeln stehen. George musste ihn zweimal ansprechen, bevor er eine Antwort erhielt. «Eh?», sagte Poirot. «Was haben Sie gesagt?»
    «Essen Sie zu Hause, Sir, oder gehen Sie aus?»
    «Weder noch», sagte Poirot. «Ich werde ins Bett gehen und eine tisane zu mir nehmen. Das Erwartete ist eingetreten, und wenn das Erwartete geschieht, regt es mich immer ein bisschen auf.»

Fünfundzwanzigstes Kapitel

Trotz
     
    A ls Derek Kettering am Wagen vorüberging, beugte Mirelle sich hinaus.
    «Derek – ich muss dich einen Moment sprechen…»
    Aber Derek hob den Hut und ging vorbei.
    In seinem Hotel riss sich der Concierge aus seinem hölzernen Pferch los und trat ihm in den Weg.
    «Ein Herr wartet auf Sie, Monsieur.»
    «Wer ist es?», fragte Derek.
    «Er hat keinen Namen genannt, Monsieur, aber er sagt, sein Anliegen sei wichtig, deshalb würde er warten.»
    «Wo ist er?»
    «Im kleinen Salon, Monsieur. Er sagt, man könnte dort ungestörter reden als in der Lounge.»
    Derek nickte und begab sich dorthin.
    Der kleine Salon war leer bis auf den Besucher, der sich bei Dereks Eintreten erhob und mit müheloser Anmut verbeugte. Derek war dem Comte de la Roche zwar erst ein einziges Mal begegnet, hatte jedoch keine Schwierigkeiten, diesen aristokratischen Gentleman zu erkennen, und runzelte verärgert die Stirn. Der Gipfel der Dreistigkeit!, sagte er sich.
    «Der Comte de la Roche, nicht wahr?», sagte er. «Ich fürchte, es war Zeitvergeudung von Ihnen herzukommen.»
    «Ich hoffe nicht», sagte der Comte freundlich. Seine weißen Zähne blitzten.
    Charme und Manieren des Comte hatten gewöhnlich keinerlei Wirkung bei seinen Geschlechtsgenossen. Männer konnten ihn ausnahmslos nicht leiden, und zwar aus vollem Herzen nicht. In Derek Kettering erwachte bereits der deutliche Wunsch, den Grafen mit einem Fußtritt an die Luft zu befördern. Nur der Gedanke, dass ein Skandal gegenwärtig das Letzte war, was er brauchen konnte, hielt ihn zurück. Wieder staunte er darüber, dass Ruth sich offenbar in diesen Mann verliebt hatte. Ein Hochstapler, und mehr als das. Mit Abscheu betrachtete er die feinstens manikürten Hände des Grafen.
    «Ich wollte Sie», sagte der Comte, «in einer kleinen geschäftlichen Angelegenheit sprechen. Ich glaube, es wäre ratsam für Sie, mich anzuhören.»
    Wieder fühlte Derek sich versucht, ihn hinauszuwerfen, aber er beherrschte sich. Die Andeutung einer Drohung hatte er durchaus registriert, legte sie jedoch eigenwillig aus. Es gab mehrere Gründe, warum es besser wäre, sich anzuhören, was der Comte zu sagen hatte.
    Er setzte sich und trommelte ungeduldig mit den Fingerspitzen auf dem Tisch.
    «Also», sagte er scharf, «worum geht es?»
    Es war nicht die Art des Comte, den direkten Weg zu wählen.
    «Erlauben Sie mir zunächst, Monsieur, Ihnen mein Beileid zu Ihrem jüngst erlittenen Verlust auszusprechen.»
    «Wenn Sie frech werden», erwiderte Derek ruhig, «werfe ich Sie aus dem Fenster da.»
    Mit dem Kopf wies er zum Fenster neben dem Comte, dieser bewegte sich unbehaglich.
    «Ich werde Ihnen gern meine Sekundanten schicken, Monsieur, wenn es das ist, was Sie wollen», sagte er hochmütig.
    Derek lachte.
    «Ein Duell, was? Mein lieber Graf, dazu nehme ich Sie nicht ernst genug. Es würde mir aber einiges Vergnügen bereiten Sie mit Fußtritten die Promenade des Anglais hinabzujagen.»
    Dem Comte lag es fern, sich beleidigt zu fühlen. Er hob lediglich die Brauen und murmelte:
    «Barbaren, diese Engländer.»
    «Also», sagte Derek, «was haben Sie mir zu sagen?»
    «Ich will ganz offen sein», sagte der Comte, «und sofort zur Sache kommen. Das wäre uns doch beiden recht, nicht wahr?»
    Wieder lächelte er auf seine angenehme Art.
    «Weiter», sagte Derek schroff.
    Der Comte blickte zur Decke, legte die Fingerspitzen aneinander und murmelte sanft:
    «Sie sind zu einer Menge Geld gelangt, Monsieur.»
    «Was zum Teufel geht das Sie an?»
    Der Comte richtete sich auf.
    «Monsieur, mein Name ist besudelt worden! Man verdächtigt – bezichtigt – mich eines scheußlichen Verbrechens.»
    «Ich habe mit dieser Beschuldigung nichts zu tun», sagte Derek kalt, «als Befangener habe ich keine Meinung geäußert.»
    «Ich bin unschuldig», sagte der Comte.

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