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Der Blaumilchkanal

Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Das selbsteste Selbst, das echte Zeugnis ihres Lebens, eine sündteure Handtasche.
    Die Begünstigungen, die das Alte Testament dem Mann gewährt, werden am deutlichsten in der angenehmen Pflicht, mindestens vier Frauen zu heiraten. Ein leichtsinniger Rabbi befreite die Söhne der mosaischen Religion jedoch im Mittelalter von dieser süßen Last. Nicht genug damit, war er auch noch stolz darauf, daß die Juden nun wie jedes andere Kulturvolk nicht mehr vier legitime Ehefrauen, dafür aber ein paar geheime »Nebenfrauen« haben würden, wie sie Martin Luther genannt hat.
    Die Mormonen hielten da länger an ihrem Glauben ans biblische Frauenquartett fest, aber man ist ja heutzutage vor keiner Überraschung mehr sicher.
    Vor kurzem suchte mich nämlich in meinem Appen-zeller Haus eine Delegation von Mormonen aus Salt Lake City auf, um mir die Bibellektüre schmackhaft zu machen. Ich nützte die Gelegenheit, mich nach den Nebenfrauen zu erkundigen. Sie beruhigten mich mit der Auskunft, daß die Mormonen seit der Jahrhundertwende monogam seien.
    »Gut«, sagte ich, »wenn Sie die Polygamie wieder eingeführt haben, werde ich mich freuen, Sie wiederzusehen.«
    Die Verbreitung der westlichen Kultur ist also nicht mehr aufzuhalten. 600 Millionen Islamgläubige schlagen sich jetzt allein in der Arena der Vielweiberei herum. Mohammed wußte, was er tat, als er den Koran nach dem Alten Testament verfaßte, aber auch, wo er bremsen mußte. Der Libyer Gaddafi hat vier gesetzlich angetraute Ehefrauen und noch ein paar in Reserve, und König Faisal von Saudi-Arabien legt sich da gar keine Beschränkungen auf. Rings um Israel hält sich jeder, der es sich finanziell leisten kann, zu Hause einen ganzen Harem.
    Es ist höchste Zeit, mit den Nachbarn Frieden zu schließen.

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KURZER LEHRGANG IN PRAKTISCHER POLYGAMIE
    Istanbul ist eine große Metropole, trotzdem hat niemand auch nur ein Wort darüber verloren, bevor man dort einen Film mit dem Titel »Topkapi« drehte, in dem die Kronjuwelen gestohlen werden. Kein Wunder, daß die beste Ehefrau von allen während unseres Aufenthaltes in dieser Stadt den dringenden Wunsch hatte, den Ort des Geschehens zu besichtigen.
    Wir mieteten uns einen Führer und begaben uns zum Topkapi, das heute das Nationahnuseum ist, und wandelten offenen Mundes durch das Labyrinth herrlicher Räume. Ich wage zu behaupten, daß an Pracht und Glanz nichts an Topkapi heranreicht.
    »Hier befinden sich die berühmte kaiserliche Bibliothek und die umfangreichste MiniaturenSammlung der ganzen Welt«, rezitierte der amtliche Führer. »Was möchten Sie zuerst sehen?«
    »Den Harem«, antwortete ich.
    Die beste Ehefrau von allen meinte etwas pikiert, ich wäre wie gewöhnlich gewöhnlich, aber der Führer wußte natürlich, von wem er nachher das Trinkgeld bekommen würde, und begab sich mit uns auf direktem Wege in den schönsten Gebäudeteil der aufwendigen Anlage.
    Das gesamte Topkapi schien nur zu diesem Zweck gebaut worden zu sein. Jeder Raum des Harems war ein Juwel für sich. Die weichen Lager mit den schwellenden Pfühlen wirkten auf mich umwerfend, ebenso die reich ausgestatteten Boudoirs, in denen die süßen Bienchen in Schuß gebracht wurden, bevor sie zur Schichtarbeit mußten.
    »Hier, an dieser Stelle, pflegte der Sultan zu stehen«, sagte der Führer und deutete auf ein Fenster, »um die Frauen im Bade dort unten zu betrachten, wenn er sich die wählen wollte, die er gerade wählen wollte.«
    Ich trat an das Fenster und dachte an dies und auch an das, bis die beste Ehefrau von allen mich aus meinen polygamourösen Wunschträumen weckte, um mir mitzuteilen, daß sie nunmehr die Mosaiken besichtigen wollte. Ich erwiderte, sie möge nicht so ungeduldig sein, zu Hause hätten wir Mosaisches genug, und überhaupt müßte ich erst die gesellschaftspolitische Bedeutung dieser Einrichtung verinnerlichen. Während ich vom Fenster auf den antiken Swimmingpool hinunterschaute, der mit seinen riesigen Ausmaßen glatt für 1001 Dame gereicht haben mußte, überlegte ich mir, wie um alles in der Welt der Sultan das Ganze wohl seiner eigenen Besten erklärt hatte.
    *
    »Abdul Hamid«, wird seine Frau eines Abends zu ihm gesagt haben, »dürfte ich wohl wissen, warum du die ganze Zeit an diesem Fenster stehst?«
    »Wer, ich?« fragte der Sultan. »Ich sehe nur mal nach, wie das Wetter wird, Schatzi.«
    »Und was sind das für Frauen?«
    »Sieht nach Regen aus.«
    »Ich habe dich

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