Der bleiche König: Roman (German Edition)

der Atlantikküste. Die neuen Prüfer im Raum machten sich teilweise Notizen zu dem Bild, wobei Cusk rätselhaft war, was man sich dazu notieren sollte.
    »Sagen wir, im Regionalen Kundenzentrum Westen in Ogden, Utah, geht eine 1040-Steuererklärung mit einem Erstattungsanspruch ein.« Die Dame zeigte auf den Block ganz links. Der Mann hielt eine Hollerithkarte hoch, deren Schatten auf der Leinwand den kompliziertesten Dominostein aller Zeiten abgab.
    Der Rollladen des einen Fensters hatte sich in seinem Mechanismus verkantet, und durch die daraus entstandene Lücke fiel eine Lichtfläche aus dem Süden herein und ließ die rechte Seite der Leinwand verblassen. Eine Reihe von Schwarz-Weiß-Fotografien kreiste durch den automatischen Diaprojektor, war aber zu schnell und in der Sonne zu nichtssagend, als dass man sie hätte erfassen können. Anscheinend tauchten auch zwei unpassende Strand- oder Seeuferbilder auf, aber auch sie verschwanden zu schnell wieder, als dass man sie richtig hätte sehen können.
    »Das für uns zuständige RKZ ist natürlich East Saint Louis«, sagte der am unteren Leinwandende kauernde Mann. Er hatte einen regionalen Akzent, den Cusk aber nicht einordnen konnte.
    »In der Hauptverarbeitungssaison –«
    »– in deren Endphase wir uns gerade befinden –«
    »– läuft das Verfahren kurz gesagt so ab. Zeitarbeiter laden die vorgebündelten Bündel der Steuererklärungen aus den speziellen Lastern aus, entschnüren sie und speisen die Umschläge in die vollautomatisierte Posteingangsbearbeitung ein, auch PEB genannt, die zu den jüngsten Verbesserungen von Geschwindigkeit und Effizienz der Bearbeitung von Steuererklärungen durch die Abt. Systems gehört und eine Spitzenleistung von fast dreißigtausend Umschlägen pro Stunde erbringt.« Ein Werbefoto von Fornix Industries, das eine raumfüllende Anlage mit unzähligen Transportbändern, Messern und Lampen zeigte, war schon einige Bilder zuvor auf der Leinwand vorbeigedreht. »Zu den automatisierten PEB -Prozessen gehören das Sortieren, das Öffnen mit ultraschnell rotierenden Messern, das Codieren der Ränder der verschiedenen Erklärungen, die Verteilung auf die verschiedenen Transportbänder, auf denen weitere Zeitarbeiter sie von Hand leeren –«
    »Die leeren Umschläge durchlaufen dann einen speziellen PEB -Durchleuchtungs-Scanner, um sicherzustellen, dass sie wirklich leer sind, ein Arbeitsgang, der viele große Verwaltungsprobleme der Vergangenheit zum Verschwinden gebracht hat.«
    (Auf den meisten Aufnahmen sah man nur viele Menschen, die in einem großen Saal mit unzähligen Behältern und Tischen durcheinanderwuselten. Die Dias waren jetzt überhaupt nicht mehr synchron mit den vorgetragenen Informationen, sodass man unmöglich beidem gleichzeitig Aufmerksamkeit schenken konnte – die meisten Schlängler vermieden es, auf die Leinwand zu sehen.)
    »Nach dem Öffnen der Umschläge müssen als Erstes alle Schecks und Zahlungsanweisungen aussortiert werden. Sie werden gesammelt, erfasst und von speziellen Kurieren zur nächstgelegenen Bundeshinterlegungsstelle gebracht, die für die Region Westen in Los Angeles liegt. Die Steuererklärungen selbst werden fünf Haupttypen und Kategorien zugeordnet.« Der Mann ließ die Leinwand los, und sie schnellte mit einem Knall hoch, der die Leute in den ersten Reihen zusammenzucken ließ. Der Projektor war noch an, und das Foto mehrerer schwarzer Frauen mit Hornbrillen bei der elektronischen Datenerfassung legte sich auf die Schulungsleiterin, die auf die verschiedenen Codes zeigte: Firmenerklärungen, 1120er; Treuhand- und Nachlassverwalter, 1041er; Teilhaberschaften, 1065er; dann die allseits bekannten 1040er und 1040Aer für Einzelpersonen und schließlich S-Corporations, die ebenfalls 1120er einreichten.
    »Sie befassen sich natürlich nur mit den Steuererklärungen von Einzelpersonen.«
    »Unternehmen und Treuhänder werden auf Bezirksebene bearbeitet.«
    Der Assistent vom Personal, der den Diaprojektor abzuschalten versuchte, sagte: »Und 1040er untergliedern sich in Einfache und Fette – Fette beinhalten Verzeichnisse über A, B und C hinaus, mehr als die üblichen sachdienlichen Unterlagen oder Beilagen oder aber mehr als insgesamt drei Seiten Ausdrucke aus Martinsburg.«
    »Wobei wir noch nicht beim Martinsburg-Teil des Prozesses sind«, sagte die SL.
    »Wichtig für Sie ist, dass 1040-Prüfungen in Standardsteuererklärungen und Fette unterteilt werden, und Sie sind den