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Der bleiche König: Roman (German Edition)

Der bleiche König: Roman (German Edition)

Titel: Der bleiche König: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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deuten lassen, wollte sich freiwillig ins Rampenlicht der Aufmerksamkeit all dieser Leute stellen, darunter auch der exotischen belgischen Versetzung oder Immigrantin, die Cusk in der Pause hatte vermeiden können, aus der er so früh zurückgekommen war, dass er nicht gesehen hatte, dass die Brillengläser der Frau so dick waren, dass er, wenn er sie gesehen hätte, sofort gemerkt hätte, dass sie so gut wie blind sein musste, zumindest was Objekte in mehr als ein bis anderthalb Meter Entfernung anging, ihre Augen verschrumpelt und in den Iriden seltsam gerunzelt, voller Spalten und Risse wie ein ausgetrocknetes Flussbett – sie war ungefähr so exotisch wie ein Hydrant und hatte auch ungefähr dieselbe Figur –, und dann hätte er sich keine Sorgen gemacht, feucht oder schwitzend von ihr gesehen zu werden. Jedenfalls hatte er recht, wie sich herausstellte:
    »Der weitverbreitete Irrtum ist, ein chaotischer Schreibtisch deute auf einen echten Malocher hin.«
    »Schlagen Sie sich den Gedanken aus dem Kopf, Ihre Funktion bestünde hier darin, so viele Informationen wie möglich zu sammeln und zu verarbeiten.«
    »Das ganze Chaos und die Unordnung auf dem linken Schreibtisch liegen in Wahrheit an seiner übermäßigen Information.«
    »Chaos ist Information ohne Wert.«
    »Man räumt seinen Schreibtisch gerade auf, um Informationen loszuwerden, die man nicht braucht, und Informationen zu behalten, die man braucht.«
    »Wen kümmert es, welche Schokoriegelverpackung auf welchen Papieren liegt? Wen kümmert es, welches zerknitterte Memo zwischen zwei Seiten einer verbindlichen Steuerrechtsauslegung steckt, die sich auf ein Dossier von vor drei Tagen bezog?«
    »Vergessen Sie die Vorstellung, Information sei gut.«
    »Nur bestimmte Informationen sind gut.«
    » Bestimmte wie in manche, nicht wie in hundertprozentig definiert.«
    »Jedes Dossier in der Standardprüfabteilung enthält eine Abundanz an Informationen«, sagte der Assistent vom Personal und betonte die zweite Silbe von Abundanz auf eine Weise, die Sylvanshines Augenlider flattern ließ.
    »Ihre Aufgabe besteht gewissermaßen bei jedem Dossier darin, die wertvollen, sachdienlichen Informationen von den sinnlosen Informationen zu scheiden.«
    »Und dafür braucht man Kriterien.«
    »Eine Verfahrensordnung.«
    »Eine Verfahrensordnung für die Informationsverarbeitung.«
    »Wenn Sie so wollen, sind Sie alle Datenverarbeiter.«
    Das nächste Dia auf der Leinwand zeigte entweder ein ausländisches Wort oder eine sehr komplexe Abkürzung, jeder Buchstabe war halbfett gesetzt und zusätzlich unterstrichen.
    »Unterschiedliche Gruppen und Teams innerhalb von Gruppen folgen leicht unterschiedlichen Kriterien, die definieren, wonach Ausschau zu halten ist.«
    Der Assistent vom Personal blätterte in seinen laminierten Stichwortkarten.
    »Ich hab da noch ein Beispiel für die Sache mit den Informationen.«
    »Ich glaube, das haben sie verstanden.« Die SLC stellte den einen Fuß immer lotrecht zu seiner normalen Ausrichtung und tippte damit hektisch auf den Boden, was ihre Ungeduld signalisierte.
    »Aber es ist genau hier unter der Sache mit den Schreibtischen.«
    »Meinst du das Kartenspiel?«
    »Die Kassenschlange.«
    Anscheinend glaubten sie, ihre Mikros wären aus.
    »Herrgott.«
    »Wer braucht jetzt noch ein Beispiel für die Veranschaulichung des Informationensammelns im Gegensatz zur Daten verarbeitung ?«
    Cusk fühlte sich solide und optimistisch wie so oft, wenn eine Reihe von Attacken vorbei war und sein Nervensystem sich ausgelaugt und schwer erregbar gab. Er hatte das Gefühl, wenn er sich gemeldet und eine Antwort gegeben hätte, die falsch gewesen wäre, dann wäre das auch kein Beinbruch gewesen. »Was solls?«, dachte er. Dieses »Was solls?« ging ihm oft durch den Kopf, wenn er nach einer Attacke übermütig wurde und sich immun fühlte. In dieser selbstbewussten, extrovertierten und hydrotisch sicheren Stimmung hatte er sich zweimal sogar mit Frauen verabredet, die er dann versetzt oder zur vereinbarten Zeit nicht angerufen hatte. Er überlegte sogar, sich umzudrehen und an die Adresse des unangenehmen belgischen Badeanzugmodells eine übermütige und ganz leicht flirtende Bemerkung zu machen – beim Aufschwung suchte er die Aufmerksamkeit der Leute.
    Mit acht Jahren hatte Sylvanshine Daten zu den Leberenzymen und der Geschwindigkeit der Hirnatrophie seines Vaters empfangen, aber nicht gewusst, was diese Daten bedeuteten.
    »Sie stehen im

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