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Der bleiche König: Roman (German Edition)

Der bleiche König: Roman (German Edition)

Titel: Der bleiche König: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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werden, gegen die die Kosten abgeschrieben werden? Oder sind diese als Werbe-und-Marketingkosten steuerabzugsfähig, wenn faktisch keine Zahlungen an den vordergründigen Werber, hier also den Radiosender oder seine Dachgesellschaft, geleistet werden, sondern nur an die Post oder eine private Speditionsfirma? Wie sollen Service-Prüfer solche Kosten denn von rechtswidrigen oder unbelegten Abzügen unterscheiden können, wenn es keine größere Vergütung gibt, mit denen diese Vertriebskosten zu verrechnen wären?«
    Meredith Rand sagt: »Darf ich mal anmerken, dass du u. a. langweilig wirkst, weil du kein Gespür für das eigentliche Thema einer Unterhaltung hast? Das hat doch alles überhaupt nichts mit dem zu tun, worüber wir gerade gesprochen haben, oder?«
    Drinion sieht einen Augenblick lang verwirrt aus, aber nicht verletzt oder verlegen. Rand sagt: »Wie kommst du bloß auf die Idee, irgendjemand könnte sich für dieses berufsbezogene Gemäre interessieren, bei dem du dich noch dazu gar nicht auskennst, wenn sich doch gerade alles darum dreht, dass heute Freitag ist und wir mal zwei Tage lang nicht über diesen Mist nachdenken müssen?«
    Drinion sagt: »Damit willst du sagen, dass du außerhalb deiner Arbeitszeit normalerweise keinen Gedanken an solche Dinge verschwendest.«
    »Ich rede von Einsamkeit und von Menschen, die einem Aufmerksamkeit schenken oder nicht, und du quasselst mir hier die Hucke voll von Senderkostenprotokollen, wo sich am Ende rausstellt, dass du von den entsprechenden Verfahrensvorschriften überhaupt keine Ahnung hast?«
    Drinion nickt nachdenklich. »Ich verstehe, was du sagen willst.«
    »Was glaubst du eigentlich, was dem anderen durch den Kopf geht, wenn du so drauflosschwadronierst? Gehst du quasi automatisch davon aus, dass man das interessant findet? Wen kratzt denn die Senderbuchhaltung, wenn er nicht gerade damit betraut ist?«
    Beth Rath sitzt jetzt zwischen Keith Sabusawa und jemand anderem an der Bar, alle auf Barhockern in identischer Barhockerhaltung, die für Meredith Rand immer etwas Geierhaftes hat. Howard Shearwater flippert, was er angeblich ausgezeichnet kann – sein Flipperautomat ist der, der weiter von ihrem Tisch wegsteht, und durch den Lichteinfallswinkel kann Rand das Design oder Motiv des Geräts nicht erkennen. Die Sonne ist noch nicht ganz untergegangen, aber das Schummerlicht der künstlichen Petroleumfackeln an den Wänden der Bar ist schon an, und der Luftstrom aus der Klimaanlage scheint etwas abgeflaut zu sein. Die Baseballfans von Peoria jubeln zu gleichen Teilen den Cubs und den Cardinals zu, in dieser Epoche behalten die Fans der Cubs ihre Parteinahme allerdings eher für sich. Nach Meinung von Meredith Rands Mann ist Baseball im Fernsehen so ungefähr die ödeste Sportart der Welt. Es könnte regnen oder auch nicht, wie immer. An allen Plätzen, wo ein Glas steht oder stand, haben sich verschiedenförmige Kondenswasserpfützen gebildet, die nie verdunsten. Drinion schweigt noch immer, hält die Hände still, und auch seine Miene hat sich praktisch nicht verändert. Das hier ist jetzt Zigarette Nr. 3 seit 17.10 Uhr. Rauchringe werden nicht gebildet.
    Meredith Rand sagt: »Woran denkst du gerade?«
    »Ich denke, dass eine Reihe der von dir aufgeworfenen Punkte stichhaltig sind und dass ich vielleicht mal eingehender über die Frage nachdenken muss, was die Leute denken, während ich mit ihnen spreche.«
    Rand lächelt breit, aber ohne Beteiligung der Muskulatur um die Augen herum. »Machst du dich über mich lustig?«
    »Nein.«
    »Ist das sarkastisch gemeint?«
    »Nein. Aber ich merke, dass du dich plötzlich ärgerst.«
    Sie gibt zwei Rauchstoßzähne von sich. Weil die Klimaanlage den Rauch nicht mehr so stark abzieht, weht er Shane Drinion teilweise ins Gesicht. »Wusstest du, dass mein Mann todkrank ist?«
    »Nein, das wusste ich nicht«, sagt Drinion.
    Beide sitzen einen Augenblick da und widmen sich ihren je spezifischen mimischen Gewohnheiten.
    »Willst du nicht sagen, dass dir das leidtut?«
    »Wieso?«, sagt Drinion.
    »Das macht man so. Eine Sache der Etikette.«
    »Also ich versuche gerade, diese Information im Licht deiner Frage nach sexuellen Gefühlen und Einsamkeit zu beurteilen. Die Kenntnis dieser Information scheint mir den Kontext unserer Unterhaltung zu ändern.«
    »Inwiefern, wenn ich fragen darf?«, sagt Meredith Rand.
    Drinion legt den Kopf schief. »Das weiß ich nicht.«
    »Hast du gedacht, herauszufinden, dass er im

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