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Der bleiche König: Roman (German Edition)

Der bleiche König: Roman (German Edition)

Titel: Der bleiche König: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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Wand gleich südlich der Air-Hockey-Platte, die kein Stammgast vom Meibeyer’s je benutzt, weil sie eine chronische Störung hat, die Luft zu stark durch die Lochblenden der Platte bläst, und dann schwebt der Puck mehrere Zentimeter über der Fläche und ist praktisch nicht davon abzuhalten, ganz von der Platte zu fliegen. Am näheren der beiden Flipperautomaten hebt eine bildschöne Amazone in einem Elastan-Bodysuit einen Mann an den Haaren hoch, dessen Gliedmaßen im Takt mit den synkopierten Lämpchen der Hürden, Tore und Flipper zu rotieren scheinen.
    Drinion sagt: »Darauf bin ich nicht gekommen. Aber ich merke, dass du wegen etwas, das ich gesagt habe, verärgert oder verstimmt bist. Das merke ich«, sagt er. »Ich könnte mir denken, dass du dieses Zweiergespräch beenden möchtest, obwohl dein Gatte noch nicht da ist, um dich abzuholen, dass du aber vielleicht nicht recht weißt, wie du das anstellen sollst, und deswegen das Gefühl hast, in der Falle zu sitzen, und auch deswegen verärgert bist.«
    »Und du? Musst du nirgends hin?«
    »Nein.«
    Eine interessante Belanglosigkeit ist, dass Meredith Rand rangmäßig faktisch über Drinion steht; sie ist eine GS -10 und Drinion ein GS-9. Und das, obwohl Drinion als Prüfer um Längen effizienter ist als Rand. Sowohl der Tagesdurchschnitt der von ihm geprüften Steuererklärungen als auch sein Verhältnis insgesamt geprüfter Erklärungen zu durch Revisionen insgesamt erzielten zusätzlichen Steuereinnahmen sind weit höher als Meredith Rands entsprechende Kennziffern. Es ist einfach so, dass es für Versorgerprüfer schwieriger ist, befördert zu werden, weil Beförderungen üblicherweise auf die Empfehlungen von Gruppenmanagern zurückgehen, und Versorgerprüfer sind selten lange genug in einer Dienststelle und/oder in einem Block, um zu ihren Vorgesetzten den Draht zu bekommen, der bei diesen die Bereitschaft wecken könnte, den für die Empfehlung zur Beförderung erforderlichen Papierkrieg auf sich zu nehmen. Außerdem sind Versorgerprüfer in ihrer Arbeit oft unschlagbar gut, und deshalb besteht kein Anreiz zu ihrer Beförderung im Service, denn im Rang eines GS -15 rückt ein Service-Mitarbeiter in die Verwaltung auf und kann nicht mehr einfach von Dienststelle zu Dienststelle weitergereicht werden. Regulär versetzte Schlängler finden es immer geheimnisvoll, welche Motivation Versorgerprüfer eigentlich für ihre Arbeit mitbringen, wo diese Position doch in Sachen Vorankommen und Gehaltssteigerung ein Karrierekiller ist. Zum 1. Juli 1983 lag die Gehaltsdifferenz zwischen einem GS -9 und einem GS -10 bei brutto dreitausendzweihundertzwanzig Dollar im Jahr, und das ist kein Pappenstiel. Meredith Rand geht wie so viele Schlängler davon aus, dass es einen bestimmten Persönlichkeitstyp gibt, der einfach gern auf Achse ist und sich ungern bindet, außerdem wird man als Versorgerprüfer mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, und vermutlich hat die Personalabteilung Testmöglichkeiten, um die Merkmale zu identifizieren, die einen Prüfer zu einem potenziellen Versorgerprüfer machen. Die Lebensweise von Versorgerprüfern hat ein romantisches Prestige, teilweise liegt das aber daran, dass verheiratete oder anderweitig verwurzelte Mitarbeiter die ungebundene Lebensweise von Leuten romantisieren, die wie Cowboys oder Söldner je nach Laune des Service von Dienststelle zu Dienststelle wandern. Seit dem späten Winter/Frühling ’84 sind in Peoria viele Versorgerprüfer eingetroffen – über die Hintergründe kursieren mancherlei Theorien.
    »Bleibst du nach der Happy Hour oft noch länger hier, wenn Zweiter Knöchel und seine ganze Blase weg sind?«
    Drinion schüttelt den Kopf. Er erwähnt nicht, dass er das Meibeyer’s erst verlassen kann, wenn Sabusawa aufbricht. Meredith Rand weiß nicht, ob er diese offenkundige Tatsache nicht erwähnt, weil er weiß, dass sie Meredith bekannt ist, oder ob dieser Typ wirklich jede Frage nur so wörtlich beantwortet wie eine Maschine, also wirklich nur mit Ja oder Nein, wenn es eine Ja-Nein-Frage ist. Sie drückt ihre Zigarette in dem gelben Aschenbecher aus Alufolie aus, um den man Ron extra bitten muss, wenn man rauchen will, weil das Meibeyer’s Probleme mit dem Aschenbecherschwund hat, auch wenn das angesichts deren Ramschcharakters schwer nachvollziehbar ist. Sie drückt den Stummel etwas nachdrücklicher und energischer aus als sonst, um die stimmliche Ungeduld ihrer gleichzeitigen Bemerkung zu

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