Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der bleiche König: Roman (German Edition)

Der bleiche König: Roman (German Edition)

Titel: Der bleiche König: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
Vom Netzwerk:
den falschen Namen. Frage also: Korrigieren Sie ihn?«
    Fogle sah zwischen Reynolds und Sylvanshine hin und her. Ihre Jacketts waren nicht die gleichen, ihre Hemden und Hosen aber schon. Reynolds fragte: »Ja oder nein?«
    »Ob ich ihn korrigiere?«, fragte Fogle.
    »Das frage ich Sie.«
    »Ich glaube, ich verstehe die Frage nicht ganz.«
    »O doch. Die korrekte Antwort lautet, Sie korrigieren ihn«, sagte Sylvanshine. »Weil das ein Test ist. Er prüft, ob Sie ein Schleimer sind, ob Sie sich einschüchtern lassen, ob Sie sich lieb Kind machen.«
    »Ein Gleisner sind«, sagte Reynolds.
    »Das war ein Test?«
    »Wenn er die Blue Devils nennt und Sie nicken einfach und lächeln, sagt er nichts, aber Sie sind durchgefallen.«
    Fogle sah kurz zur Uhr hoch. »Gibt es mehr als einen?«
    »Na ja, ja und nein«, sagte Sylvanshine. »Es ist sehr subtil. Sie merken gar nicht, dass da was läuft. Aber während des ganzen Gesprächs testet er Sie, prüft Sie. Die ganze Zeit.«
    »Noch etwas«, sagte Reynolds und zwang Fogle, wieder den Kopf zu drehen. »Er hat ein Kind bei sich. Ein sieben-, achtjähriges Kind.«
    Ein Augenblick Schweigen. Reynolds und Sylvanshine wechselten einen unanalysierbaren Blick. Sylvanshine hatte einen schmalen, dünnen, sorgfältig gepflegten Schnurrbart.
    »Ist das Doktor Lehrls Kind?«, fragte Fogle schließlich.
    »Fragen Sie ihn das nicht. Das ist der springende Punkt. Das Kind sitzt in einer Ecke und liest oder spielt mit irgendwas. Nehmen Sie es gar nicht zur Kenntnis. Fragen Sie nicht nach ihm, erwähnen Sie es nicht. Das Kind nimmt Sie nicht zur Kenntnis, Sie nehmen das Kind nicht zur Kenntnis.«
    »Es kann auch eine Handpuppe geben. Das ist noch ein Andenken aus seiner Zeit als Revisor. Kann man eine Verschrobenheit nennen. An Ihrer Stelle würde ich auch nicht auf die Handpuppe eingehen.«
    »Nur fürs Protokoll«, sagte Sylvanshine, »es ist nicht sein Kind.«
    Fogle sah nachdenklich ins Leere.
    »Das Kind ist das Kind eines leitenden Angestellten von Lehrl in Danville«, sagte Reynolds. »Doktor Lehrl hat es einfach gern bei sich.«
    »Auch wenn sein Dad nicht da ist.«
    »Das ist alles eine lange, stinklangweilige Geschichte. Was Sie angeht, ist nur wichtig, dass Sie das Kind nicht zur Kenntnis nehmen, und natürlich bleibt es Ihnen überlassen, aber unser Rat wäre, auch die Doberman-Handpuppe nicht zur Kenntnis zu nehmen.«
    Fogles Lid flatterte wieder wie verrückt, was die Referenten aber nicht sehen konnten. Er sagte: »Die Sache ist, kann ich Sie was fragen?«
    »Immer raus damit.«
    »Die Sache mit der Unisportmannschaft – warum sagen Sie mir das?«
    Am Schreibtisch rückte Reynolds die eine Manschette minimal zurecht. »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja, wenn das ein Test sein soll, dass er mich das fragt, warum sagen Sie mir dann im Voraus, was ich sagen soll? Unterläuft das nicht Sinn und Zweck des Tests?«
    Sylvanshine öffnete die Akte oben auf dem Stapel neben ihm und machte sich demonstrativ eine Notiz. Reynolds lehnte sich in Caroline Oooleys Stuhl zurück, hob die Arme und lächelte: »Hübsch. Eins zu null für Sie.«
    »Wie bitte?«
    »Eins zu null für Sie. Sie haben bestanden. Der Test war: Sind Sie ein Schleimer und so erpicht darauf, sich bei der Kanone aus der Bundeszentrale anzubiedern, dass Sie sich auf vertrauliche Informationen verlassen, da reingehen und nur das aufsagen, was wir Ihnen eingetrichtert haben?«
    »Und das haben Sie nicht«, sagte Sylvanshine.
    »Aber ich war doch noch gar nicht drin«, sagte Fogle.
    »Stattdessen haben Sie unsere Logik infrage gestellt.«
    »Zugegebenermaßen ein klar auf der Hand liegender Punkt.«
    »Aber Sie würden sich wundern, wie viele darauf reinfallen. Wie viele GS-9er da reinwuseln und Doktor Lehrls scheinbaren Fehler korrigieren, um Gleisner zweiten Grades zu werden.«
    »Schleimscheißer.«
    Sein Lid fühlte sich an, als vollführte es das Äquivalent eines körperlichen Erschauerns. »Dann war das hier also der Test?«
    »Betrachten Sie sich als abgeklatscht.«
    Reynolds hatte die Arme zu einer Geste der Kapitulation und Gratulation erhoben, wodurch seine Manschetten ungleichmäßig aus den Jackettärmeln hervorgetreten waren, und jetzt rückte er sie wieder zurecht.
    »Kann ich Sie dann noch was fragen?«
    »Der Junge kriegt einen Höhenflug«, sagte Sylvanshine.
    »Wenn ich da reingehe, fragt Doktor Lehrl mich dann wirklich nach Unis? Oder haben Sie sich das grade ausgedacht?«
    »Drehen wir die Frage mal um«,

Weitere Kostenlose Bücher