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Der bleiche König: Roman (German Edition)

Der bleiche König: Roman (German Edition)

Titel: Der bleiche König: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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sagte Sylvanshine.
    Jetzt musste er also wieder zu Sylvanshine hinübersehen, der seine Haltung im Sessel drüben neben dem Tisch mit den Zeitschriften und Mitteilungsblättern die ganze Zeit nicht verändert hatte, wie Fogle sah.
    Sylvanshine sagte: »Mal angenommen, Sie gehen da rein, unterhalten sich, und irgendwann nennt er die falsche Footballmannschaft Ihrer Uni – was machen Sie?«
    »Wenn Sie seinen Fehler nämlich nicht korrigieren, sind Sie ein Schleimer«, sagte Reynolds, »und wenn Sie ihn korrigieren, sind Sie vielleicht auch ein Schleimer, weil Sie gemäß unseren Insiderinformationen handeln.«
    »Und Schleimer kann er nicht ab«, sagte Sylvanshine und schlug wieder die Akte auf.
    »Aber ist er überhaupt da?«, fragte Fogle. »Mit einem geheimnisvollen Kind, dessen Anwesenheit ich ignorieren soll? Und ist das dann der nächste Test – nehme ich das Kind nach dem, was Sie mir jetzt gesagt haben, zur Kenntnis oder nicht?«
    »Eins nach dem anderen«, sagte Reynolds. Sylvanshine und er sahen Fogle jetzt konzentriert an; Fogle hatte zum ersten Mal den Eindruck, sie könnten die Sache mit dem Augenlid sehen. »Er erwähnt die Blue Devils – was machen Sie?«

§ 50
    Das Büro könnte ein x-beliebiges Büro sein. Indirekte Neonbeleuchtung mit Dimmer, Regale im Baukastensystem, Schreibtisch schon fast ein Abstraktum. Das Flüstern einer Klimaanlage ohne Ursprung. Du bist ein geübter Beobachter, und es gibt nichts zu beobachten. Eine offene Tab-Dose, deren Farbe vor dem Beige und Weiß grell wirkt. Ein Haken aus rostfreiem Stahl für den Mantel. Keine Fotos, Diplome oder persönliche Noten – die Vermittlerin ist entweder noch nicht lange hier oder arbeitet im Fremdauftrag. Eine Frau mit angenehmem Gesicht, großen Augen und grau meliertem Haar in einem Polstersessel wie dem, in dem du sitzt. Glupschaugen können einem Gesicht etwas Unheimliches, Starrendes geben; bei der Vermittlerin ist das nicht der Fall. Du hast dankend abgelehnt, die Schuhe auszuziehen. Der Knopf neben dem Dimmer regelt den Stuhl; die Lehne neigt sich, und die Füße steigen an. Es ist wichtig, dass du es bequem hast.
    »Sie haben schließlich einen Körper.«
    Sie hat kein Notizbuch, wie du siehst. Und da das Büro im Nordwestabschnitt des Gebäudes liegt, sollte es billigerweise ein Fenster haben.
    In der Position, in der du das eigene Gewicht im Sessel nicht spürst, ist die Lehne zu zwei Dritteln geneigt. An der Kopfstütze ist Einwegpapier befestigt. Dein Blick richtet sich auf Wandfuge und abgehängte Decke; deine Schuhspitzen sind am unteren Sichtfeldrand zu sehen. Die Vermittlerin ist nicht zu sehen. Die Wandfuge scheint dicker zu werden, als die Deckenbeleuchtung zu künstlicher Dämmerung runtergedimmt wird.
    »Am Anfang entspannen wir uns und spüren den Körper.
    Wir machen auf der Ebene des Körpers weiter.
    Versuchen Sie nicht bewusst, sich zu entspannen.« Ihre Stimme klingt belustigt. Sie ist sanft, ohne weich zu sein.
    Da wir alle atmen, die ganze Zeit, ist es seltsam, wenn jemand anders uns anweist, wie und wann wir atmen sollen. Und wie lebhaft du auch ohne die geringste Fantasie sehen kannst, was dir als anwesend geschildert wird, mit Geländer und Gummischürfleiste, und was sich nach rechts in eine Dunkelheit hinabwindet, die vor dir zurückweicht.
    Mit Schlaf hat das nichts zu tun. Ihre Stimme ändert sich auch nicht, wird nicht leiser. Sie ist einfach da, spricht ganz ruhig, und du auch.

Notizen und Randbemerkungen
    Während der Arbeit an Der bleiche König machte sich David Foster Wallace Hunderte von Notizen und schrieb Beobachtungen und Ideen auf. Teilweise deuten diese Randbemerkungen an, in welche Richtung sich der Roman hätte entwickeln können. Andere enthalten zusätzliche Informationen über den Hintergrund oder die künftige Entwicklung einzelner Figuren. Dabei tauchen Widersprüche und Komplikationen auf. In manchen Notizen ist es beispielsweise DeWitt Glendenning, der Prüfer mit einzigartigen Fähigkeiten nach Peoria holt; in anderen ist es Merrill Errol Lehrl. Eine Notiz zu Kapitel 22 besagt, wenn Chris Fogle eine bestimmte Zahlensequenz aufsage, verleihe ihm das die Kraft absoluter Konzentration, aber in den vorliegenden Kapiteln hat er nirgends diese Kraft. (Sie könnte allerdings der Grund sein, warum Fogle in Kapitel 49 zu Merrill Lehrl zitiert wird.) Wir haben die folgende Auswahl an Notizen in der Hoffnung aufgenommen, dass sie ein volleres Verständnis der Ideen erlauben, die David

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