Der bleiche König: Roman (German Edition)
Videobildschirm. Sie sind mikrofonverkabelt für den Ohrhörer, den die Dokumentaristin/Moderatorin abgenommen hat, als sich herausstellt, dass er jedes Mal ein durchdringendes Feedback erzeugt, wenn der Fornix-Kartenleser an der gegenüberliegenden Wand eine bestimmte Subroutine durchläuft. Monitor und Kamera sind Videogeräte, Beleuchtung oder Make-up gibt es nicht. Blass und leer, die Gesichter eigenartig abgeschattet – das ist kein Problem, obwohl manche Gesichter auf Video ein ausgelaugtes Grauweiß bekommen. Augen sind ein Problem. Wenn der Steuerprüfer die Dokumentaristin ansieht, statt in die Kamera zu schauen, kann das ausweichend oder gezwungen wirken. Optimal ist das nicht, und der Rat der Einweiser lautet, in die Kamera zu sehen, als würde man einem zuverlässigen Freund in die Augen sehen oder einem Spiegel, je nachdem.
Die Einweiser, beide GS -13er, Leihgaben einer Dienststelle, auf die Tate einen nicht näher ausgeführten Einfluss hat, wurden ihrerseits in Stecyks Büro eingewiesen. Beide sind glaubwürdig, beide in aufeinander abgestimmten Marineblau- und Brauntönen, die Frau mit einer gewissen Härte hinter dem Charme, die auf einen Aufstieg über die Abt. Inkasso schließen lässt. Der Mann sagt Ware aber nichts; der könnte überall herkommen.
Wie zu erwarten, sind manche Steuerprüfer besser als andere. Bei dem hier. Manche können aus dem Stegreif loslegen, das Setting vergessen, das gestelzte Drumherum, und frei von der Leber weg reden. Bei denen können die Aufnahmetechniker die völlige Langeweile ihres Jobs kurzzeitig vergessen, das Behelfsmäßige, die Steifheit, neben Geräten stillstehen zu müssen, die auch ohne Bedienung laufen würden. Die Techniker sind, mit anderen Worten, von den besseren fasziniert; die Aufmerksamkeit erfordert keine Mühe. Aber nur wenige sind besser ... und die Fragen an den Monitor lauten, warum und was das zu bedeuten hat und ob das, was es zu bedeuten hat, in Bezug auf das Ergebnis eine Rolle spielt, wenn die ganze Angelegenheit für das weitere Prozedere Stecyk übergeben wird.
Videodossier 047804(r)
© 1984, Internal Revenue Service
Verwendung mit freundlicher Genehmigung
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»Der Job ist hart. Die Leute sagen sich, Schreibtischarbeit, Papierkrieg, was soll da so schwer dran sein? Staatsdienst, Arbeitsplatzsicherheit, der ewige Papierkrieg. Die verstehen nicht, warum das hart sein soll. Ich bin jetzt seit drei Jahren hier. Das sind zwölf Quartale. Meine Bewertungen waren immer gut. Ich werde bestimmt nicht für den Rest meines Lebens Steuererklärungen prüfen, das können Sie mir glauben. Ein paar in unserer Gruppe sind fünfzig, sechzig. Die arbeiten seit über dreißig Jahren als Standardprüfer. Dreißig Jahre lang schauen die sich Formulare an, prüfen gegen, füllen dieselben Memos auf denselben Formularen aus. Die haben manchmal so einen Blick in den Augen. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. Im Mietshaus meiner Großeltern gab es einen Heizungswart, einen Hausmeister. Das war oben bei Milwaukee. Kohleheizung, der alte Mann fütterte alle paar Stunden den Kohleofen. Der machte das schon eine Ewigkeit; der war fast blind, weil er immer ins Ofenloch sehen musste. Seine Augen waren ... Die Älteren hier sind auch so; die haben auch so Augen.«
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»Vor drei oder vier Jahren ist der neue Präsident, also der jetzige, gewählt worden, weil er hohe Verteidigungsausgaben und massive Steuersenkungen versprochen hatte. Das ist bekannt. Der Gedanke dahinter war, die Steuersenkung würde das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Ich weiß nicht genau, wie man sich das gedacht hat – viele Ideen aus der großen Politik sind bei uns nicht direkt gelandet, sondern durch Verwaltungsänderungen im Service so zu uns durchgesickert. So wie man weiß, dass die Sonne weitergezogen ist, weil sich die Schatten im Zimmer verändert haben. Um’s mal so zu sagen.«
F.
»Plötzlich gab es diese ganzen Umstrukturierungen, das ging manchmal Schlag auf Schlag, und Versetzungen auch. Ein paar von uns haben gar nicht mehr ausgepackt. Hier bin ich jetzt am längsten. Ich habe keine Vorkenntnisse in Steuerprüfung. Ich komme aus dem Kundenzentrum. Ich bin aus der 029 hierher versetzt worden, dem Kundenzentrum Nordosten in Utica, New York, aber im Bundesstaat, im dritten Quartal ’82. Der Bundesstaat New York ist herrlich, aber das Zentrum in Utica hatte haufenweise Probleme. In Utica war ich in der allgemeinen Datenverarbeitung; ich war da
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