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Der bleiche König: Roman (German Edition)

Der bleiche König: Roman (German Edition)

Titel: Der bleiche König: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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Haushaltsdefizit, die Borke. Mein Eindruck ist, dass die meisten davon nicht viel Anklang fanden. So die Schiene. Sie müssen wissen, dass das alles verwaltungstechnisch von ganz oben nach unten durchsickerte. Die Version, die bei uns hier auf der regionalen Ebene ankam, war, dass jemand ganz weit oben in der Struktur vom Service, jemand, der auf Tuchfühlung mit denen war, die man hier bei uns den Dreifaltigen Gott nennt, ein Grundsatzpapier aus der Schublade holte, das ’69 oder ’70 von einem Makroökonomen oder Systemberater im Stab des damaligen Stellvertretenden Kommissars für Planung und Forschung in Tripel-Sechs verfasst worden war. Der, der es aus der Schublade holte, war diesen Quellen zufolge ein stellvertretender Systems-Kommissar, denn der Zweig Planung und Forschung war im Zuge der damaligen Umstrukturierungen schon in Systems aufgegangen, allerdings war der frühere stellvertretende Kommissar für Planung und Forschung dann Kommissar bei Systems geworden.«
    F.
    »Na, das bezieht sich auf den Zeitpunkt, zu dem das Spackman-Memo aus der Schublade geholt wurde, also das vierte Quartal 1981 oder so um den Dreh.«
    F.
    »Der Systems-Kommissar ist Teil des sogenannten Dreifaltigen Gottes, was die [unverständlich] Bezeichnung für die Toptriade aus Kommissar, Systems-Kommissar und Justiziar ist. Die drei Spitzenränge in der Organisation des Service. Die Bundeszentrale vom Service wird wegen der Adresse Tripel-Sechs genannt. So die Schiene.«
    F.
    »Solche hochrangigen Denkschriften und Weißbücher werden am laufenden Meter produziert. Planung und Forschung verfügt über ganze Expertenkommissionen. Das ist allgemein bekannt. Fest angestellte Fachleute, deren Aufgabe ausschließlich darin besteht, Langzeitstudien und Vorschläge zu produzieren. Es gibt das berühmte Strategiepapier einer P-&-F-Gruppe aus den Sechzigern über die Implementierung eines Besteuerungsprozederes nach einem atomaren Schlagabtausch. Es hatte den Titel ›Steuerplanung für den Ernstfall‹, was hier bei uns zum Schlagwort wurde, ein Witz für hektische Situationen, wenn das Chaos überhandnimmt. Unterm Strich werden die nur selten öffentlich bekannt. Aus der Mitte der Sechziger. ›Was aus Ihren Steuerdollars wird‹ – so die Schiene. Das Papier, das in diesem Kontext aus der Schublade geholt wurde, hatte aber weit weniger Bedeutung oder Sprengkraft. Den genauen Titel weiß ich nicht mehr. Es läuft manchmal unter dem Namen Spackman-Memorandum oder Spackman-Initiative, aber ich kenne niemanden, der wüsste, wer der gleichnamige Spackman war, so die Schiene, ob das nun der Autor des Grundsatzpapiers war oder der P-&-F-Kader, für den es geschrieben worden war. Es wurde schließlich 1969 verfasst, und im institutionellen Leben des Service fällt das unter Vor- und Frühgeschichte. Die meisten davon werden abgeheftet, so die Schiene. Sie müssen wissen, dass es sich hier um eine unterteilte Behörde handelt. Viele Verfahrensordnungen und Prioritäten von Tripel-Sechs sind für uns hier schlicht und einfach außer Reichweite. So die Schiene. Von den Umstrukturierungen im Zuge der Initiative sind wir dagegen direkt betroffen, wie Ihnen garantiert schon jemand erklärt hat. Das Originalpapier soll etliche Hundert Seiten lang und mit Fachjargon gespickt gewesen sein, wie das in der Ökonomie ja oft ist. So die Schiene. Aber auf einer allgemeinen Ebene war das effektive Prinzip des Teils oder der Teile, die später ans Licht kamen, eigentlich ganz einfach, und es – [unverständlich] –, und auf unbekannten Wegen erregte es in den Chefetagen vom Service oder im Finanzministerium Aufmerksamkeit und stieß auf Interesse, weil es in der Haushaltssackgasse der gegenwärtigen Exekutive offensichtlich einen politisch ansprechenderen Ausweg beschrieb, um die Baum-und-Borke-Situation unerwartet niedriger Steuereinnahmen, hoher Verteidigungsausgaben und eines nicht weiter zu beschneidenden Sockels bei den Sozialausgaben zu verbessern. Im Grunde soll der Vorschlag des Papiers ganz einfach gewesen sein, und unsere jetzige Exekutive billigt bekanntlich die Einfachheit, wobei man die Auffassung vertreten kann, dass das daran liegt, dass sie irgendwie zurückrudert und sich als Gegenreaktion auf Lyndon B. Johnsons groß angelegtes gesellschaftspolitisches Reformprogramm versteht, das in einer ganz anderen Epoche der Steuer- und Regierungspolitik entstanden ist. Ihr Faible für einfache Argumente aus dem Bauch heraus ist ja jedenfalls allgemein

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