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Der blinde Passagier

Der blinde Passagier

Titel: Der blinde Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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wußte. Nach einiger Zeit holte er ein Notizbuch aus der Tasche und schrieb sich Namen und Adresse von Dr. Liesegang und seinem abendblatt auf. Dann knurrte er zwischendurch einmal: „Oh, I understand“. und ein anderes Mal: „That’s good to know.“ Schließlich steckte er sein Notizbuch wieder ein und stand auf. „See you later“, sagte er noch und winkte Herrn Nagase zu sich wie einen Kellner in einem mittelmäßigen Restaurant. Peter Schimmelpfennig hatte ihm gesagt, daß Herr Nagase der Erste Sekretär sei. „I would like to see Mister Suzuki“, sagte er und fügte noch hinzu, daß er keine Lust hätte, lange zu warten. „Und dieser Senhor Sola soll auch gleich dabeisein.“
    „Would you follow me, please“, flüsterte Herr Nagase. Er verbeugte sich und lächelte dabei, so wie er immer lächelte. Er machte eine Bewegung zum Lift hinüber und spazierte los. Mister Chandler blickte noch einmal zu Peter Schimmelpfennig zurück und zwinkerte mit dem linken Auge. Dann folgte er dem Japaner an Teddybären und farbigen Kinderautos vorbei zum Aufzug.
    „Schade, daß sie sich jetzt da droben in dem schönen Büro gegenseitig die Nasen abbeißen“, bedauerte der schwarzhaarige Hiroshi.
    „Doozo“, sagte Peter Schimmelpfennig beinahe gleichzeitig zu einer Japanerin in einem giftgrünen Kimono. Sie trug dazu weiße Strümpfe und ganz hohe Sandalen aus Holz. Sie piepste jetzt mit einer dünnen Vogelstimme: „Arigatoo“, nahm ihre Postkarte in Empfang und trippelte zum Ausgang.
    Und schließlich kam alles ganz anders, als es eigentlich zu erwarten gewesen wäre.

Kühe trinken Bier, und böse Geister
werden von Autos überfahren

    „Hochverehrte Kundschaft, meine Damen und Herren“, sagte Reklamechef Matsumoto in seiner silbergrauen Weste. „Es ist sechs Uhr, und die Autogrammstunden sind für heute beendet.“ Die Lautsprecher verbreiteten seine Stimme bis in das Treppenhaus und bis auf die Straße. „Wir haben das Vergnügen, den blinden Passagier ein letztes Mal morgen um drei Uhr hier im Warenhaus DAIMARU...“
    Peter Schimmelpfennig verbeugte sich und lächelte dabei. Anschließend fuhr er zusammen mit Hiroshi und Herrn Matsumoto zum fünfundzwanzigsten Stockwerk hinauf. „Hoffentlich haben sie sich nicht wirklich die Nasen abgebissen“, bemerkte er und trabte hinter dem Reklamechef an zwei Sekretärinnen vorbei durch das Vorzimmer. Aber als Herr Matsumoto dann die Tür zum Direktionsbüro aufmachte, zeigte es sich schon auf den ersten Blick, daß alle Befürchtungen überflüssig gewesen waren.
    Mister Chandler saß nämlich mit Direktor Suzuki, dem Ersten Sekretär Nagase und dem Brasilianer Sola mitten in einer dicken Wolke Zigarrenrauch. Sie hatten Gläser in den Händen und schienen sich blendend zu verstehen.
    „Well, that’s it“, lachte Mister Chandler und schraubte sich seiner ganzen Länge nach aus einem Ledersessel. „Wir haben mit Rio telefoniert und erwarten auch ein Gespräch mit deinem Abendblatt in Hamburg. Es müßte eigentlich schon dasein. Anyhow, alles ist in bester Ordnung.“
    „Mit einer Ausnahme“, widersprach Rodrigo. „Senhor Tavares kocht vor Wut und geht die Wände hoch. Seit heute morgen trompeten nämlich auch die brasilianischen Zeitungen in alle Welt hinaus, daß du hier in Tokio wieder aufgetaucht bist, und die BABALU-Leute schreien natürlich nach ihren Fotos. Aber unser Freund Alain ist ohne Filme zurückgekommen. Kein Mensch hatte eine Ahnung, wie das passieren konnte, bis gestern abend ein gewisser Mister Goldwater aus Honolulu am Telefon war.“
    „Diese — diese Filme müßten inzwischen in Hamburg sein“, sagte Peter Schimmelpfennig ein wenig verlegen.
    „Das kommt auf die Luftpost an“, grinste Rodrigo. „Direkte Verhandlungen zwischen Senhor Tavares und deinem Dr. Liesegang laufen jedenfalls schon.“ Er lachte und nahm einen Schluck Whisky aus seinem Glas. „Ehrlich gesagt, das Ganze imponiert mir. Finde ich sogar prima. Nur mußt du mir bei Gelegenheit genauer erzählen, wie ihr das angestellt habt.“
    „Mit Vergnügen“, sagte Peter Schimmelpfennig grinsend. „Er müßte schon morgen abend fliegen“, sagte Herr Nagase plötzlich wie aus heiterem Himmel. Er hatte seine dicke Brille auf die Stirn geschoben und hing mit der Nase ganz dicht über einem Flugplan mit vielen Zahlen und einer sehr klein gedruckten Schrift. „Wenn er am Sonntag in Hamburg sein will, muß er schon morgen fliegen, wie gesagt.“
    „Lassen wir das vorerst

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