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Der blinde Passagier

Der blinde Passagier

Titel: Der blinde Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Peter.
    „Daß mir das Ganze furchtbar leid tut und daß ich kein Dieb bin“, antwortete Sang Ping.
    „Ich verstehe Sie kaum noch“, rief Peter in das Telefon. Der Lärm im Hintergrund hatte jetzt die Stimme am anderen Ende fast völlig übertönt.
    „Sag deiner Mutter“, rief jetzt auch Herr Sang Ping, „sie bekommt ihr Geld zurück. Ganz bestimmt. Und ich habe es nur genommen, weil ich es sofort brauche. Für etwas, das sehr, sehr wichtig ist. Aber darüber kann ich nichts sagen, und ihr würdet es auch nicht verstehen.“
    „Wann bekommt meine Mutter das Geld zurück, Herr Sang Ping?“ fragte Peter.
    „... und es war sehr schön bei euch. Ich danke für alles und werde nichts vergessen. Ihr müßt nur Vertrauen haben und...“ Herr Sang Ping schrie jetzt beinahe. Aber der Lärm, den man im Telefon hörte, wurde plötzlich noch stärker.
    „Wann meine Mutter das Geld zurückbekommt, wollen wir wissen“, brüllte Peter.
    Aber mitten in dieser Frage mußte Herr Sang Ping aufgelegt haben. Die Leitung war plötzlich tot. Und als Peter immer wieder auf die Gabel drückte, kam nur das übliche Amtszeichen.
    „Ich möchte wetten, er ist am Flugplatz“, meinte Peter. Er spürte, wie es ihm vom Rücken her im ganzen Körper heiß und kalt wurde. So fing es immer an, wenn er aufgeregt war. „Die Geräusche im Hintergrund waren Flugplatzgeräusche. Manchmal hörte es sich so an wie Durchsagen in Lautsprechern, wenn Flüge aufgerufen werden.“
    „Wir müssen die Polizei noch einmal anrufen“, japste Frau
    Schimmelpfennig. „Es ist zum Davonlaufen! Vielleicht sitzt jetzt dieser Mensch mit unserem ganzen Geld gemütlich im Flughafenrestaurant und futtert Würstchen mit Salat.“
    „Ich kann es nur wiederholen“, sagte Peter, „von der Polizei ist nichts zu erwarten. Sie macht Weihnachtsferien und fällt aus.“ Genauso endgültig mußte es sich angehört haben, als seinerzeit ein gewisser Leonardo da Vinci feststellte, daß die Welt rund sei.
    Jetzt handelte Peter Schimmelpfennig blitzschnell. Von einer Sekunde zur anderen wußte er plötzlich, was zu tun war. Und bei allem, was in der nächsten Stunde passierte, spielte das Telefon eine Hauptrolle.
    Zuerst wählte Peter die Nummer vom Flugplatz.
    Gleichzeitig fragte er seine Mutter: „Wann fliegt um diese Zeit die nächste Maschine nach Frankfurt?“
    Frau Schimmelpfennig kannte den Flugplan natürlich auswendig. Sie sah zur Standuhr. Es war kurz vor zwei. „Genau vierzehn Uhr zehn.“
    „Auch an Sonntagen?“ fragte Peter.
    „Täglich.“
    Alles ging jetzt ziemlich schnell, und die Schimmelpfennigs sprachen nur noch im Telegrammstil.
    „Bitte Apparat 316“, sagte Peter ins Telefon, und dann gab er den Hörer seiner Mutter. Der Anschluß Nummer 316 gehörte am Flugplatz dem Aufenthaltsraum der Putzfrauen.
    „Du mußt jetzt irgend jemand auftreiben, der zum Startplatz der Frankfurter Maschine geht“, sagte Peter.
    „Sind Sie’s, Frau Biermann?“ rief Mutter Schimmelpfennig in diesem Augenblick.
    Frau Biermann war offensichtlich gerührt und freute sich über den Anruf ihrer Kollegin. Sie glaubte natürlich, daß man ihr ein fröhliches Weihnachtsfest wünschen wollte und sie zugleich bedauerte, weil sie über die Feiertage Staub saugen mußte wie an gewöhnlichen Werktagen.
    Es dauerte leider eine Weile, bis Frau Schimmelpfennig endlich anbringen konnte, worum es ging.
    „Gehen Sie bitte ganz schnell zur Frankfurter Maschine“, sagte Peter leise vor.
    „Gehen Sie bitte ganz schnell...“ wiederholte Frau Schimmelpfennig, „... und beobachten Sie genau, ob unter den Passagieren ein junger Chinese ist oderein jüngerer Mann, der wie ein Chinese aussieht. Er trägt vermutlich einen dunkelblauen Mantel und eine braune Aktentasche.“
    Frau Schimmelpfennig wiederholte, wie ein Papagei, jedes Wort, das ihr Peter vorsagte.
    „Und dann?“ wollte Frau Biermann wissen.
    „Wenn die Passagiere eingestiegen sind und die Tür zugemacht ist. soll sie so schnell wie möglich zurückkommen, und sofort wieder anrufen und Bescheid sagen“, flüsterte Peter.
    Als Mutter Schimmelpfennig auch diese Anweisung weiter gegeben hatte, meinte Frau Biermann, sie könne ja solange auch einfach den Hörer neben den Apparat legen, es sei heute ohnehin nicht viel los.
    Das sei eine großartige Idee, ließ Peter ausrichten.
    „Dann muß ich jetzt aber loszittern“, sagte Frau Biermann noch, „die Frankfurter Passagiere rollen nämlich schon an Man hörte gleich darauf,

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