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Der blinde Passagier

Der blinde Passagier

Titel: Der blinde Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Gepäck wurden gleich an Ort und Stelle kontrolliert. Selbst Alains vier komplette Fotoausrüstungen machten keine Schwierigkeiten. Und eine Kiste, die auch Peter Schimmelpfennig jetzt zum ersten Mal sah, erntete nur schallendes Gelächter. Sie war bis zum Rande angefüllt mit Plakaten, Flaschen und Gläsern der BABALU-Limonaden.
    „Ich erlaube Ihnen, mich und meinen Kopiloten heute abend in Ihrem Hotel zum Essen einzuladen“, grinste Captain Nelson schließlich. „Bis dahin weiß ich auch Bescheid, wann wir weiterfliegen.“
    „Es ist mir eine Ehre, Captain“, grinste Rodrigo Sola zurück. „Sagen wir gegen neun.“
    Fünf Minuten später saß Peter Schimmelpfennig zwischen dem dicklichen Fotografen Alain und Rodrigo Sola im Polster eines fast nagelneuen amerikanischen Wagens. Dieser Wagen war ein Taxi, und sein Fahrer blitzte genauso wie der Lack und Chrom seines Chevrolet . Er hatte pechschwarze Haut, aber sein Hemd war blütenweiß; er trug trotz der Hitze Krawatte und Mütze, wie der Chauffeur eines Botschafters oder Ministerpräsidenten. Dicht unter der Unterlippe hatte er einen klitzekleinen schwarzen Bart.
    Peter Schimmelpfennig nahm jetzt die große Sonnenbrille von seiner Nase und gab sie dem jungen Brasilianer zurück. „Das ist wohl überflüssig, nachdem wir...“
    Aber Rodrigo Sola fiel ihm sofort ins Wort. „Dio mio. wir müssen vorsichtig sein. Du vergißt immer wieder, daß du bekannter bist als Abraham Lincoln und Greta Garbo zusammen. Man liest auch hier englische und amerikanische Zeitungen. Ich flehe dich an, setz die Brille wieder auf! Am liebsten würde ich dir noch einen Vollbart umhängen.“
    Das Hilton-Hotel stand am Weg vom Flugplatz zur Stadt auf einer Anhöhe. Es war mitten in einen Palmenwald hineingebaut. Ein großer Swimming-pool lag dicht daneben.
    „Die BABALU-Werke erlauben sich...“ gab Rodrigo Sola beim Aussteigen bekannt. Ein langer Neger in weißem Frack mit rosaroten Aufschlägen brachte die drei zur Rezeption. Dort stellte sich heraus, daß aus Rio bereits eine telegrafische Zimmerbestellung vorlag.
    „Die Organisation funktioniert“, stellte Alain fest und ließ sich vorerst in einen Sessel fallen.
    In der Halle sorgte eine Klimaanlage für kühlere Luft. Die Gäste des Hotels saßen hier oder draußen am Swimming-pool unter Sonnenschirmen beim Frühstück. Man trug möglichst bunte Badekleidung.
    Rodrigo wanderte unauffällig zu einem Zeitungskiosk, der auch Bücher und Reiseandenken verkaufte. Er begutachtete sorgfältig die ausgelegten Zeitungen. Ihre Titelseiten zeigten jedenfalls noch keine Fotos von Peter Schimmelpfennig.
    Die Zimmer lagen nebeneinander in der vierten Etage. Die drei hatten verabredet, so schnell wie möglich auszupacken. Dann wollte man sich am Swimming-pool treffen.
    „Ich habe mir den Schlüssel zur Verbindungstür geben lassen“, entschuldigte sich Rodrigo Sola, als er plötzlich hinter Peter Schimmelpfennig im Zimmer stand. „Aus Sicherheitsgründen. Du bist uns einfach zu wertvoll.“
    „Einverstanden“, sagte Peter Schimmelpfennig nur. Er war gerade dabei, seine Zahnbürste, Zahnpasta und Seife auszupacken. Anschließend hängte er seinen dunkelblauen Anzug in den Schrank.
    „Und das da hätte ich gerne für dich aufbewahrt“, meinte Herr Sola nach einer Weile. Er hatte auf dem kleinen Tisch Peters neuen Reisepaß entdeckt und ließ ihn ohne weitere Worte in seiner Tasche verschwinden. „Ginge er verloren, säßen wir fest wie ein Schiff im Polareis. Zudem gehört er ja eigentlich sowieso der Agentur.“
    „Auch damit bin ich einverstanden“, erklärte Peter Schimmelpfennig. Er klappte gerade seinen leeren Koffer zu und angelte nach der nagelneuen brasilianischen Badehose.
    Da klingelte nebenan im Zimmer von Herrn Sola das Telefon.
    „Vermutlich die Agentur aus Rio“, erklärte Rodrigo. Er spurtete durch die Verbindungstür und nahm den Hörer ab. „Yes, my name ist Sola — I wait.“
    „Wenn Sie mit Senhor Tavares sprechen“, ließ sich jetzt Peter Schimmelpfennig hören, „fragen Sie ihn doch mal ruhig, wie er sich die finanzielle Seite der ganzen Geschichte denkt, und am 12. Januar sind meine Weihnachtsferien zu Ende. Bis dahin muß ich wieder zu Hause sein.“
    Peter war inzwischen in seine Badehose geschlüpft und knöpfte sein Hemd auf. Dabei lehnte er sich an die Verbindungstür.
    Rodrigo Sola telefonierte etwa fünf Minuten. Dabei sah er gelegentlich zu Peter Schimmelpfennig hinüber, grinste auch

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